20.04.2016

Pressefreiheit

Mehr Druck auf Medien: Was Werbeauftraggeber dazu sagen

Inserenten sollen bei den Redaktionen reklamieren, wenn diese negativ über sie berichten. Wie beurteilen die Werbeauftraggeber diese Aufforderung von BaZ-Chef Markus Somm? persoenlich.com hat nachgefragt – und von vier Unternehmen Antwort erhalten.
Pressefreiheit: Mehr Druck auf Medien: Was Werbeauftraggeber dazu sagen

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Monica Glisenti, Leiterin Direktion Corporate Communications beim Migros-Genossenschafts-Bund

«Für eine funktionierende Gesellschaft aber auch für einzelne Unternehmen sind unabhängige, kritische Medien sehr wichtig. Der kritische und kompetente Blick von aussen bringt ein Unternehmen weiter, da immer wieder auf Schwachstellen hingewiesen wird, die möglicherweise intern noch gar nicht erkannt sind. Deshalb üben wir sicher keinen Druck auf Redaktionen aus. Journalisten neigen aber gerne dazu, Kritik an Falschaussagen, die sie verbreitet haben, mit Druck von Inserenten zu verwechseln.»


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Urs Meier, Stv. Leiter Medienstelle Coop

«Die journalistische Unabhängigkeit ist für die Glaubwürdigkeit der Schweizer Medien unabdingbar. Wir üben daher über die Schaltung oder Stornierung von Werbung ganz bewusst keinen Einfluss auf die redaktionelle Berichterstattung eines Mediums aus. Werbeschaltungen werden bei Coop ausschliesslich aus Marketing- und Mediaperspektive vorgenommen.»


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Sepp Huber, Leiter Media Relations Swisscom
 
«Wir respektieren die redaktionelle Unabhängigkeit der Medien. Die Platzierung von Werbung (Marketingkommunikation) ist organisatorisch getrennt von der Medienarbeit (Unternehmenskommunikation). Vor der Publikation eines Beitrags bieten uns die Redaktionen in der Regel über unseren Mediendienst die Möglichkeit, die wichtigsten Argumente einzubringen. Nach einer Publikation nimmt der Mediendienst Kontakt mit der betreffenden Redaktion auf, wenn dies sachlich gerechtfertigt erscheint (zum Beispiel Korrigenda von falschen Informationen).


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Daniele Pallecchi, Mediensprecher der SBB

«In Artikel 17 der Bundesverfassung ist die Medienfreiheit verbrieft. Absatz 2 verbietet Zensur. Selbstverständlich kontaktieren wir die Redaktion bei nachweisbaren Falschaussagen, bei Verletzungen des Medienrechts oder der Medienethik. Inserate haben wir deswegen nie zurückgezogen.»



Auch die Banken zählen zu den grossen Inseratekunden der Medien. persoenlich.com hat bei den Medienstellen der Grossbanken UBS und Credit Suisse telefonisch nachgefragt. Beide wollten sich zu diesem Thema nicht äussern.

Umfrage: wid, lcv, Bilder: zVg.



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Kommentare

  • Orith Tempelman, 20.04.2016 08:45 Uhr
    Viele Medien lassen es gar nicht darauf ankommen und üben im Voraus Autozensur aus, insbesondere auch in ländlichen Gegenden, vo jeder jeden kennt, also jeder Inserent möglicherweise mit dem Journalisten befreundet oder sonstwie verbandelt ist.
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