21.05.2017

Bank Cler

«Wir reden offen über Geld»

Die Bank Coop gibt sich den Namen Cler. Seit Samstag läuft die Lancierungskampagne der taufrischen Marke. Marketingleiter Gregor Eicher erklärt im Interview mit persoenlich.com, wie die Bank die Schweizer beim Thema Geld gesprächiger machen will.
Bank Cler: «Wir reden offen über Geld»
«Wir möchten nicht um der reinen Provokation willen polarisieren, sind uns aber durchaus bewusst, dass wir es mit der Kampagne nicht allen recht machen werden», sagt Gregor Eicher, Marketingleiter und Direktionsmitglied der Bank Cler. (Bild: zVg.)

Herr Eicher, zusammen mit den Agenturen Heimat Zürich und Scholtysik & Partner lancieren Sie die neue Marke Bank Cler mit dem Claim «Zeit, über Geld zur reden». Hand aufs Herz, wann haben Sie im Privatleben zuletzt über Ihr eigenes Geld geredet?
Ich würde lügen, wenn ich jetzt sagen würde, dass ich einen komplett ungezwungenen Umgang mit Geldthemen pflege! Aber es ist in der Tat so, dass unsere Kampagnenidee auch bei mir bereits ein gewisses Umdenken angestossen hat. Ich werde jedoch auch in Zukunft nicht jeder zufälligen Bekanntschaft meine persönliche Geldsituation schildern.

Ihr Kampagnenclaim spricht ein Schweizer Tabuthema an – das ist ganz schön gewagt. Haben Sie keine Angst, dass der Schuss nach hinten losgehen könnte?
Nein. Wir möchten nicht um der reinen Provokation willen polarisieren, sind uns aber durchaus bewusst, dass wir es mit der Kampagne nicht allen recht machen werden. Das nehmen wir in Kauf.

Warum glauben Sie, dass Sie richtigliegen?
Der Kampagnenclaim basiert doch auf einer zutiefst schweizerischen Eigenheit. Obwohl wir alle tagtäglich mit Geld zu tun haben, ist der Umgang mit Geld für uns keineswegs normal. Es ist doch spannend, dass die Aussage «Über Geld spricht man nicht» bei uns noch immer derart stark verankert ist, wenn wir doch heute über fast alle anderen Themen offen kommunizieren. Wir wollen das thematisieren und den Dialog anstossen. Denn wir glauben, dass der Schweiz ein ungezwungenes, ein natürlicheres Verhältnis zum Geld guttun würde.

Im Vergleich zu anderen Banken-Kampagnen fällt auf, dass die Bank Cler mit Ihrer Lancierungskampagne einiges riskiert. War dies ein bewusster Entscheid, damit die Marke Bank Cler möglichst in der ganzen Schweiz sichtbar wird?
Unser Ziel ist es, mit der Launchkampagne Bewusstsein für die Bank Cler zu schaffen und zu erläutern, wofür die Bank steht. Unsere Wortmarke «Cler» kommt aus dem Rätoromanischen und bedeutet klar, einfach, deutlich. Und genauso möchten wir mit unseren Kundinnen und Kunden kommunizieren. Ohne Fachjargon, verständlich und unkompliziert. Unser Name ist also Programm und Verpflichtung.

Konkret?
Bankgeschäfte sollen einfach sein. Und wir möchten, dass das unsere Kunden überall sehen und erleben, wo sie mit der Bank Cler in Kontakt treten, in den Geschäftsstellen, im Angebot, in der Kommunikation. Und somit ist es natürlich unser Anspruch, auch in unserer Kampagne einen entsprechend offenen und klaren Ansatz zu pflegen. 

Weshalb haben Sie sich für den rätoromanischen Begriff entschieden?
Wir haben vier Landessprachen und entsprechend auch in allen vier Sprachen verschiedene Optionen geprüft. Der Begriff «Cler» hat für uns einfach am besten gepasst. Der Name nimmt direkten Bezug zu unserem Leistungsversprechen, er ist prägnant und merkfähig und er lässt sich in der ganzen Schweiz gut aussprechen.

Inwiefern soll sich das bei der Lancierungskampagne äussern?
Wir fordern und schaffen Klarheit. Mit unseren Angeboten und einer Kampagne, die eine klare Ansage macht: «Zeit, über Geld zu reden». In unseren TV-Spots zeigen wir Menschen in alltäglichen Situationen, in denen sie, ohne über Geld zu reden, einfach nicht mehr weiterkommen. Situationen also, in denen es Zeit ist, über Geld zu reden. In Print, Online und OOH werden wir wichtige Fragen zum Thema Geld aufwerfen. Die Fragen sollen die Bevölkerung zum Denken anregen und dann zum offenen Dialog zu den verschiedenen Themen motivieren.

Die Kampagne und die damit verbundene Markenhaltung soll nicht nur die Kundenorientierung der Bank Cler, sondern auch den Nutzen für Kunden in den Vordergrund stellen. Worin besteht dieser?
Wir sehen uns als Schweizer Bank mit sozialem Gewissen, die ihre Kunden mit einem einfachen, verständlichen Angebot und herausragendem Service begeistert. Zudem wollen wir die Chancen der Digitalisierung nutzen, um das Leben einfacher zu machen. Die Bank Cler setzt sich zum Ziel, die zufriedensten Kundinnen und Kunden und die zufriedensten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Schweizer Banken zu haben. Ein hohes Ziel. Aber wir arbeiten hart daran, dies mittelfristig einzulösen.

Was kann der Kunde erwarten?
Wir werden noch im Mai mit einigen Neuerungen auf den Markt kommen. Neben dem komplett überarbeiteten Internetauftritt werden wir im Juni die neue virtuelle Geschäftsstelle der Bank Cler lancieren. Darin lässt sich in wenigen Minuten ein Konto eröffnen oder eine Kreditkarte beantragen. Anlegerinnen und Anleger können ihr Anlegerprofil ermitteln und ihr Erspartes investieren. Die Kontoeröffnung erfolgt durchgehend digital, die Identifikation über Video und die Verträge werden gänzlich papierlos abgeschlossen. Die virtuelle Geschäftsstelle wird in den kommenden Monaten weiter ausgebaut.

Gibt es andere Neuerungen?
Auf der Produktseite haben wir unsere Paketlösungen vereinfacht und aus den bestehenden sieben Produktpaketen drei gemacht. Wir verzichten auf Mindestlaufzeiten bei unseren Paketen – unsere Kunden sollen bei uns bleiben, weil sie zufrieden sind, nicht weil sie müssen.

Bleibt also kein Stein auf dem anderen?
Nein, vieles bleibt auch gleich: Wir führen das Supercard-Programm fort und bleiben exklusiver Bankpartner von Coop. Wir bieten professionelle Vermögensverwaltung bereits ab 10'000 Franken. Und wir erstatten Retrozessionen weiterhin vollumfänglich zurück.

Die Kampagne ist am 20. Mai mit einer zweiwöchigen Plakatphase gestartet, in der die Bank Cler ihren Kampagnenclaim wörtlich nimmt. Wie genau?
Wir möchten gleich zu Beginn beweisen, dass wir einen ungewöhnlich offenen Umgang bezüglich unseren Werbeaktivitäten pflegen. Wir zeigen auf, was uns die verschiedenen Plakate, Inserate und Onlinebanner kosten. Und welche Zielsetzungen damit verbunden sind. Wir gehen also mit gutem Beispiel voran und reden offen über Geld.

Wie ist es Ihnen eigentlich gelungen, dass die Werbeträger den Preis für die Buchung transparent machen?
Das war erstaunlich einfach. Für gute Werbeideen haben unsere Partner ganz offensichtlich ein offenes Ohr und haben uns entsprechend unterstützt. 

In einer zweiten Phase sollen Fragen über das Verhältnis von Herr und Frau Schweizer zum Geld in Vordergrund stehen. Was darf man von dieser Phase erwarten?
Unsere sechs Fragemotive thematisieren verschiedene Tabuthemen rund ums Thema Geld. Abgeleitet von unserem Hauptmotiv und der darin aufgegriffenen Frage, wieso man im reichsten Land der Welt eigentlich nicht offen über Geld spricht, fragen wir auch, warum Männer und Frauen nicht gleich viel verdienen oder ob man sich mit Geld Glück erkaufen kann. Unser Ziel ist es, einen Dialog mit der Bevölkerung zu starten und die Menschen zum Denken anzuregen.

Vier Filme etablieren den Kampagnenclaim. Werden nebst den Filmen und Inseraten noch weitere Werbemittel eingesetzt?
Wir zeigen zum Kampagnenstart drei Filme – den vierten gibt es dann zum Start der zweiten Welle im August. Zusätzlich sind wir auch in den sozialen Medien und Online präsent. Dort thematisieren wir weitere gesellschaftsrelevante Fragen und Antworten. Daneben porträtieren wir unsere Kernzielgruppen in Verbindung mit spezifischen Geldfragen.

Werden Sie in Zukunft in Ihrem Privatleben mehr über Geld reden?
Jetzt kann ich wohl gar nicht anders als hoch und heilig zu versprechen: «Aber natürlich».

Das Interview wurde schriftlich geführt.


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