04.09.2017

Deutschland

Angela Merkel gewinnt TV-Duell

Drei Wochen vor der Bundestagswahl hat Kanzlerin Angela Merkel Umfragen zufolge das TV-Duell gegen ihren Herausforderer Martin Schulz gewonnen. Der Schlagabtausch vom Sonntagabend wurde von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 ausgestrahlt. Bis zu 20 Millionen Zuschauer sollen die Sendung verfolgt haben.
Deutschland: Angela Merkel gewinnt TV-Duell
Gemeinsam vom Ersten, RTL, SAT.1 und ZDF am Sonntagabend übertragen: Das TV-Duell. (Bild: Screenshot Keystone/DPA/dpa)

Blitzumfragen von ARD und ZDF sahen die CDU-Chefin am Sonntagabend vorne. Damit könnte Schulz die Chance vergeben haben, kurz vor der Wahl am 24. September eine Trendwende für seine SPD herbeizuführen. Schulz hatte versucht, Merkel bei zentralen Themen wie Flüchtlingen, Rente und der Türkei in Bedrängnis zu bringen.

Allerdings waren die Zahlen der Umfrageinstitute infratest dimap und der Forschungsgruppe Wahlen zum Ausgang des einzigen Fernsehduells im Wahlkampf sehr unterschiedlich. Nach ARD-Angaben lag Merkel mit 55 zu 35 Prozent klar vorne. Im ZDF war es viel knapper: Hier kam die Kanzlerin auf 32 Prozent Zustimmung, Schulz auf 29 Prozent. 39 Prozent der Befragten waren unentschieden. Laut ARD war Merkel in ihren drei TV-Duellen als Kanzlerin noch nie so klar vorn.

Schulz: Bereit für zweites Duell

Schulz sagte nach dem Schlagabtausch, es sei ein «faires Duell» gewesen. Er sei bereit für ein zweites Duell, denn viele Zukunftsthemen seien zu kurz gekommen.

Darüberhinaus hatte sich der SPD-Vorsitzende der SPD-Vorsitzende angriffslustig gezeigt. Schulz warf der Kanzlerin schwere Fehler in der Flüchtlingskrise vor. Merkel habe sich im Herbst 2015 nicht mit den europäischen Partnern abgestimmt. Wenn sie sage, sie würde alles wieder so machen wie damals, könne er nur sagen: «Dazu würde ich nicht raten.» Eine europäische Lösung wäre weniger zulasten Deutschlands gegangen.

Merkel verteidigt Entscheid

Merkel verteidigte in dem live übertragenen Schlagabtausch ihre Entscheidung von damals, in Ungarn festsitzenden Migranten und Flüchtlingen den Weg nach Deutschland zu ebnen. «Wir haben damals eine sehr dramatische Situation gehabt.» Sie habe nicht anders handeln können. «Es musste entschieden werden.»

Es sei klar gewesen, dass Ungarns Regierungschef Viktor Orban sich nicht solidarisch zeigen würde. Sie habe im übrigen ihren Kurs mit dem damaligen Aussenminister Frank-Walter Steinmeier und Vize-Kanzler Sigmar Gabriel (beide SPD) abgestimmt. Schulz fragte Merkel daraufhin, warum der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer Orban als Ehrengast zur CSU eingeladen habe. Die CDU-Chefin umging die Frage.

Die SPD liegt seit Wochen in den Umfragen im Schnitt 15 Prozentpunkte hinter der Union. Das Duell wurde von den vier Sendern ARD, ZDF, RTL und Sat.1 veranstaltet und ausgestrahlt. Es wurde erwartet, dass bis zu 20 Millionen Zuschauer den Schlagabtausch verfolgen.


Lesen Sie dazu auch die TV-Kritik von René Hildbrand. «Das Feuerwerk blieb aus. Weder Schulz noch Merkel zeigten Rauflust. Gleichwohl war die Sendung der Höhepunkt des Schlafwagen-Wahlkampfes», schreibt er auf persoenlich.com/tv-kritik.  (sda/dpa/eh) 


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