20.02.2017

Türkei

Deniz Yücel bleibt eine weitere Woche in Haft

Der Staatsanwalt hat das Gewahrsam des deutsch-türkischen «Welt»-Korrespondenten um sieben Tage verlängert. Es gehe ihm den Umständen entsprechend gut, teilt die Zeitung mit.
Türkei: Deniz Yücel bleibt eine weitere Woche in Haft
Ist der erste deutsche Journalist, der in der Türkei seit der Verhängung des Ausnahmezustands in Polizeigewahrsam genommen wurde: Deniz Yücel. (Bild: Keystone)

Der Polizeigewahrsam für den in der Türkei festgenommenen Korrespondenten der deutschen Tageszeitung «Welt», Deniz Yücel, wird nach Angaben seiner Zeitung verlängert. Damit bleibt Yücel eine weitere Woche in Gewahrsam. «Am Montag teilte die Polizei Yücels Rechtsanwälten mit, dass der Staatsanwalt die Verlängerung des Gewahrsams um weitere sieben Tage verfügt hat», meldete die «Welt».

Der Journalist - der sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsbürgerschaft besitzt - hatte sich am vergangenen Dienstag bei der Polizei gemeldet, weil nach ihm gefahndet wurde. Er war dann in Polizeigewahrsam genommen worden. Während des Ausnahmezustands können Verdächtige in der Türkei sieben Tage in Polizeigewahrsam gehalten werden. Diese Frist wäre bei Yücel am Dienstagnachmittag ausgelaufen. Der Gewahrsam kann - wie in seinem Fall geschehen - auf Beschluss des Staatsanwaltes um weitere sieben Tage verlängert werden.

Terrorismus-Vorwurf

Spätestens nächste Woche Dienstag muss Yücel einem Richter vorgeführt werden, der über Untersuchungshaft oder Entlassung aus dem Gewahrsam entscheiden muss. Yücel gehe es den Umständen entsprechend gut, hiess es von der «Welt». Yücel wird nach Polizeiangaben des Datenmissbrauchs, der Terrorpropaganda und der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verdächtigt, wie die «Welt» berichtete.

In der Türkei sitzen zahlreiche kritische Journalisten unter Terrorverdacht in Untersuchungshaft. Yücel ist der erste deutsche Journalist, der in der Türkei seit der Verhängung des Ausnahmezustands im vergangenen Juli in Polizeigewahrsam genommen wurde.

Unterstützung aus Deutschland

Das deutsche Aussenministerium misst dem Fall «allergrösste Bedeutung» für den Kampf um die Pressefreiheit zu, wie Ministeriumssprecher Martin Schäfer in Berlin betonte. «Wir wollen alles tun, was in unserer Macht steht, um die Pressefreiheit zu
unterstützen.» Für den Journalisten werde jede notwendige anwaltliche Unterstützung und Betreuung durch die Botschaft in Ankara zur Verfügung gestellt.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte die sofortige Freilassung Yücels, «falls die türkischen Behörden keinen
Beweis dafür haben, dass er erkennbare Straftaten begangen hat». Der Türkei-Experte der Organisation, Andrew Gardner, sagte der
Nachrichtenagentur dpa in Istanbul: «Jeder Schritt, ihn in Untersuchungshaft zu stecken, wäre unheimlich beängstigend. (sda/dpa/wid)



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