26.05.2019

Österreich

«Kronen»-Chefredaktor äussert sich zu Strache

In einem Interview mit der «Schweiz am Wochenende» hat Klaus Herrmann geschildert, was das Ibiza-Video des Vizekanzlers in der Redaktion bewegte. Heinz-Christian Strache sagte darin, er wolle die Zeitung kontrollieren.

Im Skandal-Video will der gefallene Vizekanzler Heinz-Christian Strache die Wahlen manipulieren, indem er die «Kronen»-Zeitung kontrolliert (persoenlich.com berichtete). Mit 2,5 Millionen Lesern wird das Boulevard-Blatt von jedem vierten Österreicher gelesen. Nach der Publikation des Videos vom Treffen in der Villa auf Ibiza habe man in der Redaktion etwas gespürt. «Wir haben die Auflage teilweise deutlich erhöht», verrät Chefredaktor Klaus Herrmann im Interview mit der «Schweiz am Wochenende».

Die «Kronen Zeitung» selbst hat durch die Recherche der «Süddeutschen Zeitung» und des «Spiegels» drei Tage vor der Veröffentlichung vom Video erfahren. Hermann habe das Video dann mit vier Arbeitskollegen in seinem Büro geschaut. Dabei sei etwa zehn Mal der Ausdruck «Wahnsinn» gefallen. Sie prophezeiten schon nach der ersten Sichtung: «Das kann Strache nicht überleben.»

Die Behauptungen von Strache im Video seien Unsinn. Er äussert, mit einer Übernahme der «Krone» könnte die FPÖ auf 37 Prozent kommen. «Damit verunglimpft er unsere Leser. Wenn man unsere Leser für so naiv hält, ist das eine Beleidigung», so der Chefredaktor.

Klaus Herrmann dementiert die Vorwürfe teilweise, dass seine Zeitung Persönlichkeiten publizistisch unterstützt. Sie seien grundsätzlich objektiv. Er fügt hinzu: «Wenn uns aber insgesamt der Kurs eines Politikers oder einer Partei besonders gut fürs Land erscheint, dann zeigen wir Haltung.» Es habe aber nichts mit dem «pushen» von Freunden zu tun.

Von linker Seite wurde das Boulevard-Blatt als FPÖ-nahe bezeichnet, weil sie objektiv gewesen seien. Sie hätten aber auch kritische Berichte zu den Freiheitlichen publiziert. Um das Verhältnis wieder zu normalisieren, will Hermann abwarten: «Wir werden natürlich nun sehr genau hinschauen, wie die neuen Köpfe der FPÖ mit den Menschen in diesem Land umgehen.» (log)


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