Bis Ende Jahr bleibt Markus Somm Chefredaktor der «Basler Zeitung». Danach wird er als Autor für Tamedia tätig sein. So jedenfalls hatte es Tamedia in ihrer Mitteilung zur BaZ-Übernahme geschrieben. Ob das tatsächlich so kommt oder wie es dann weitergeht, wird auch im Interview mit der tageswoche.ch nicht klar. «Es gibt ein paar Optionen, die ich derzeit prüfe. Aber es ist noch nichts spruchreif», so Somm.
Im Interview über seine Zeit in Basel und die Rolle von Christoph Blocher ist auch die Wettbewerbskommission ein Thema. Somm kritisiert sie dafür, den Deal mit Tamedia einer vertieften Prüfung unterzogen zu haben (persoenlich.com berichtete). Das mache den Abschied «nun etwas mühselig, weil er sich so lange hinzieht». Zudem verunsichere das die Belegschaft enorm. «Wir verlieren viele Leute, die sich aus nachvollziehbaren Gründen neu orientieren», sagt Somm und meint damit mit grosser Wahrscheinlichkeit auch die beiden BaZ-Journalisten Michael Bahnerth und Erik Ebneter, die sich in Richtung «Weltwoche» verabschiedet hatten (persoenlich.com berichtete).
Presserat sei einseitig zusammengesetzt
Zum Deal mit Tamedia sagt Somm, dass das für ihn die bevorzugte Lösung gewesen sei. «Wirtschaftlich war das der richtige Schritt, publizistisch und emotional sieht die Sache natürlich anders aus. Es tut weh, eine so gute Zeitung aufgeben zu müssen. Wir haben in jeder Beziehung sehr viel investiert: Herzblut, Engagement und Geld. Aber es war klar: Wenn man eine Zeitung zu einem vernünftigen Preis verkaufen will, dann ist jetzt der ideale Zeitpunkt», sagt Somm. Über den konkreten Betrag, den Tamedia ihm als Mitbesitzer zahlen wird, gibt das Tageswoche-Interview keinen Aufschluss.
Vielmehr fährt Somm dem Presserat an den Karren. Die BaZ wurde in den letzten Jahren mehrfach gerügt, verzichtete jedoch darauf, die Rügen zu publizieren. Das sei, weil er den Presserat «nicht ernst nehmen» könne. Das Gremium sei einseitig zusammengesetzt: «Die Gewerkschaften dominieren, die Verleger sind in der Minorität. Dementsprechend unausgewogen wird geurteilt», so Somm.
Der Verdacht, dass der Presserat eine politische Agenda verfolge, sei angebracht, solange «die Gewerkschaften diese scheinbar neutrale Organisation nach Belieben prägen». Ob eine Zeitung gut ist oder nicht, entscheide nicht der Presserat, sondern der Leser.
Man werde die BaZ vermissen
Im Rückblick beurteilt Somm die seine eigene Leistung als sehr gut. Die Wirkung der BaZ sei heute verhältnismässig gross. «Gross für das, was mit einer Lokalzeitung möglich ist. Die BaZ ist heute eine der bekanntesten Lokalzeitungen der Schweiz», so Somm, und weiter: «Das ist ein beachtlicher Erfolg – einer, den man uns nicht zugetraut hat».
Basel werde «mit Wehmut» merken, was es an der selbstständigen BaZ hatte. Man werde die BaZ noch vermissen, ist Somm überzeugt. Und an die Adresse der «Tageswoche» sagt der scheidende BaZ-Chef: «Ich hoffe, ihr überlebt unseren Abschied». (eh)
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21.08.2018 19:06 Uhr
21.08.2018 16:19 Uhr
21.08.2018 10:43 Uhr