20.08.2018

Basler Zeitung

Markus Somm kritisiert Weko und Presserat

Er könne den Schweizer Presserat «nicht ernst nehmen», sagt Markus Somm in einem Interview. Zudem äussert sich der Noch-BaZ-Mitbesitzer und -Chefredaktor zu Problemen, die die Weko verursache und ganz grundsätzlich über seine acht Jahre in Basel.
Basler Zeitung: Markus Somm kritisiert Weko und Presserat
Markus Somm ist seit acht Jahren Chefredaktor und seit vier Jahren Mitbesitzer der «Basler Zeitung». (Bild: Keystone/Gaetan Bally)

Bis Ende Jahr bleibt Markus Somm Chefredaktor der «Basler Zeitung». Danach wird er als Autor für Tamedia tätig sein. So jedenfalls hatte es Tamedia in ihrer Mitteilung zur BaZ-Übernahme geschrieben. Ob das tatsächlich so kommt oder wie es dann weitergeht, wird auch im Interview mit der tageswoche.ch nicht klar. «Es gibt ein paar Optionen, die ich derzeit prüfe. Aber es ist noch nichts spruchreif», so Somm.

Im Interview über seine Zeit in Basel und die Rolle von Christoph Blocher ist auch die Wettbewerbskommission ein Thema. Somm kritisiert sie dafür, den Deal mit Tamedia einer vertieften Prüfung unterzogen zu haben (persoenlich.com berichtete). Das mache den Abschied «nun etwas mühselig, weil er sich so lange hinzieht». Zudem verunsichere das die Belegschaft enorm. «Wir verlieren viele Leute, die sich aus nachvollziehbaren Gründen neu orientieren», sagt Somm und meint damit mit grosser Wahrscheinlichkeit auch die beiden BaZ-Journalisten Michael Bahnerth und Erik Ebneter, die sich in Richtung «Weltwoche» verabschiedet hatten (persoenlich.com berichtete).

Presserat sei einseitig zusammengesetzt

Zum Deal mit Tamedia sagt Somm, dass das für ihn die bevorzugte Lösung gewesen sei. «Wirtschaftlich war das der richtige Schritt, publizistisch und emotional sieht die Sache natürlich anders aus. Es tut weh, eine so gute Zeitung aufgeben zu müssen. Wir haben in jeder Beziehung sehr viel investiert: Herzblut, Engagement und Geld. Aber es war klar: Wenn man eine Zeitung zu einem vernünftigen Preis verkaufen will, dann ist jetzt der ideale Zeitpunkt», sagt Somm. Über den konkreten Betrag, den Tamedia ihm als Mitbesitzer zahlen wird, gibt das Tageswoche-Interview keinen Aufschluss.

Vielmehr fährt Somm dem Presserat an den Karren. Die BaZ wurde in den letzten Jahren mehrfach gerügt, verzichtete jedoch darauf, die Rügen zu publizieren. Das sei, weil er den Presserat «nicht ernst nehmen» könne. Das Gremium sei einseitig zusammengesetzt: «Die Gewerkschaften dominieren, die Verleger sind in der Minorität. Dementsprechend unausgewogen wird geurteilt», so Somm.

Der Verdacht, dass der Presserat eine politische Agenda verfolge, sei angebracht, solange «die Gewerkschaften diese scheinbar neutrale Organisation nach Belieben prägen». Ob eine Zeitung gut ist oder nicht, entscheide nicht der Presserat, sondern der Leser.

Man werde die BaZ vermissen

Im Rückblick beurteilt Somm die seine eigene Leistung als sehr gut. Die Wirkung der BaZ sei heute verhältnismässig gross. «Gross für das, was mit einer Lokalzeitung möglich ist. Die BaZ ist heute eine der bekanntesten Lokalzeitungen der Schweiz», so Somm, und weiter: «Das ist ein beachtlicher Erfolg – einer, den man uns nicht zugetraut hat».

Basel werde «mit Wehmut» merken, was es an der selbstständigen BaZ hatte. Man werde die BaZ noch vermissen, ist Somm überzeugt. Und an die Adresse der «Tageswoche» sagt der scheidende BaZ-Chef: «Ich hoffe, ihr überlebt unseren Abschied». (eh)


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KOMMENTARE

Max Trossmann
21.08.2018 19:06 Uhr
Somm ist mindestens so befangen durch seine rightwing-Perspektive als der angeblich gewerkschaftslastige PR. Unsinn. Wir sind im besten Sinn unabhängig. Richtschnur ist einzig der Kodex, getragen von der ganzen Branche. Wenn die BaZ den Kodex verletzt, erhält sie eine Rüge. Arbeitet sie ohne Fehl, sprechen wir sie frei. Wie jedes Medium. Max Trossmann, Vizepräsident Presserat
Chriatian Rentsch
21.08.2018 16:19 Uhr
Lieber Herr Brunner, Sie machen wieder einmal alles durcheinander. Die Weko prüft die Übernahme der BaZ durch die Tamedia; der Presserat ist, sehr verkürzt, eine Art Ombudsstelle, die Inhalte von erschienenen Texten auf ihre Objektivität, journalistische Seriosität etc. prüft. Mit der Übernahme der BaZ durch Tamedia hat der Presserat gar nichts zu tun. Wie wäre es, wenn Sie in Zukunft nur noch Dinge kommentieren würden, von denen Sie auch eine Ahnung haben?
Victor Brunner
21.08.2018 10:43 Uhr
Schätze Somm als einen unabhängigen Chefredaktor. Aber das Gejammer von ihm ist peinlich. Erstens legitimert er den Niedergang der freien und unabhängigen Presse. In Supinos Reich hat nur noch Maulkorbjournalismus Platz und zweitens ist der Untergang, leider, der BAZ hausgemacht. Die Gewrkschaften jetzt noch in die Verantwortung nehmen für die lange Prüfung beim Presserat ist daneben. Hätte der Presserat wirklich geschaut müsste er die Übernahme verweigern! Das Resultat ist eine Presse- und Meinungskonzentration! Wo Somm recht hat, die BAZ wird fehlen!
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