08.11.2016

Obersee Nachrichten

Presserat kritisiert «Wahlbericht mit der Nazikeule»

Die «Obersee Nachrichten» in Rapperswil haben mit zwei Artikeln den Journalistenkodex verletzt. Das Blatt zeigt sich uneinsichtig.
Obersee Nachrichten: Presserat kritisiert «Wahlbericht mit der Nazikeule»
Unter anderem mit diesem Artikel haben die «Obersee Nachrichten» gegen den Journalistenkodex verstossen. (Bild: Screenshot)

Die Gratiszeitung «Obersee Nachrichten» aus Rapperswil SG hat einem Kandidaten für das Gemeindepräsidium in Uznach SG Nähe zu Nazi-Gedankengut unterstellt, ohne dass der Betroffene dazu Stellung nehmen konnte. Der Presserat hat die Zeitung deswegen gerügt. Die «Obersee Nachrichten» hätten mit ihrem «Wahlbericht mit der Nazikeule» den Journalistenkodex verletzt, heisst es in dem am Dienstag veröffentlichten Entscheid.

Der Schweizer Presserat hiess damit eine Beschwerde des betroffenen FDP-Kandidaten und Militärhistorikers Peter Müller teilweise gut. Die Zeitung hatte im vergangenen März die zwei Artikel «Panzer-Fan und Nazidunst in Uznach» sowie «Uznach: Kandidat Müller und seine Nazi-Panzer-Schriften» über Müller veröffentlicht. Dieser kandidierte in Uznach als Nachfolger für den zurücktretenden Gemeindepräsidenten. Er wurde nicht gewählt.

Standpunkt genügend berücksichtigt

Die ON hätten Müller zwar nicht direkt als Nazi bezeichnet, ihm aber ungenügend belegt vorgeworfen, er publiziere in seinem Verlag Autoren aus dem Nazi-Umfeld. Damit habe die Zeitung eine Nazi-Nähe Müllers suggeriert. «Zu diesem schweren Vorwurf hätte Müller angehört werden müssen», schreibt der Presserat. Die Anhörung habe nicht eine Woche später mit einem Interview - wie von der Redaktion angeboten - nachgeholt und der Fehler quasi geheilt werden können. Weitere Punkte von Müllers Beschwerde wies der Presserat ab.

Die ON vertrittt die Ansicht, wie sie heute in einer Mitteilung schreibt, dass mit der öffentlich zugänglichen Webseite Müllers Standpunkt genügend berücksichtigt worden ist.

Die «Obersee Nachrichten» spielten auch eine Rolle bei der Abwahl des Stadtpräsidenten von Rapperswil-Jona, Erich Zoller (CVP), am vergangenen Wochenende. Nach einer Kampagne des Gratisblatts gegen die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) Linth trat Verleger und Journalist Bruno Hug persönlich gegen Zoller an und überflügelte ihn im ersten Wahlgang. Im zweiten Wahlgang zog sich Hug zurück. Es triumphierte der von Hug unterstützte neue Kandidat Martin Stöckling (FDP). Stadtpräsident Erich Zoller wurde klar abgewählt. (sda)



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