31.05.2016

Inserateboykott

Presserat reagiert mit Unverständnis

Die klare Trennung von Redaktionellem und Werbung seien Grundpfeiler der Glaubwürdigkeit der Medien.
Inserateboykott: Presserat reagiert mit Unverständnis

Der Schweizer Presserat hat mit Unverständnis auf Äusserungen von «Baz»-Chefredaktor Markus Somm und Verleger-Präsident Hanspeter Lebrument reagiert. Diese hatten in Interviews die Trennung zwischen redaktionellem Teil und Werbung in Frage gestellt. Solche Aussagen «sind gefährlich und untergraben die Glaubwürdigkeit der Medien», teilte der Presserat am Dienstag mit. Im Journalisten-Kodex sei festgelegt, dass Journalisten «jede Form von kommerzieller Werbung» vermeiden und «keinerlei Bedingungen von Seiten der Inserenten» akzeptieren sollen.

Markus Somm hatte im April in der Sendung «Roger gegen Markus» auf Radio 1 gesagt: «Ich kann nicht erwarten, dass ein Inserent ein Inserat schaltet, wenn ihm die ganze Zeit auf der Nase herumgetanzt wird.» Das sei der Deal mit seinen Kunden. «Es gibt ein Mass von Kritik, das richtig ist und es gibt eine Art von Einseitigkeit, die nicht mehr geht». In diesem Fall könne er einen Inserate-Boykott nur unterstützen, sagte Somm.

Hanspeter Lebrument seinerseits wurde Mitte April in der «NZZ am Sonntag» mit dem Satz zitiert: «Eine saubere Trennung zwischen dem Werbemarkt und dem redaktionellen Teil einer Zeitung ist viel schwieriger geworden als vor zwanzig Jahren, als es die finanzielle Lage erlaubte, die redaktionelle Unabhängigkeit über alles zu stellen.»

An der Plenarsitzung vom 24. Mai brachte der Presserat nun seine «Missbilligung und sein Unverständnis zum Ausdruck», dass sich leitende Persönlichkeiten des Verlegerverbandes «Schweizer Medien» zu solchen Aussagen hinreissen liessen, auch wenn die wirtschaftliche Lage derzeit schwierig sei. Die Unabhängigkeit der Redaktion und die klare Trennung von Redaktionellem und Werbung seien Grundpfeiler der Glaubwürdigkeit der Medien und ihrer Daseinsberechtigung. «Diese grundlegenden Prinzipien» in Frage zu stellen, werte er als «gefährliche Entgleisung». (sda)

Bild: Keystone



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