16.10.2016

#SchweizerAufschrei

Sexismus auch bei Medien Realität

«Die mediale Darstellung muss sich ändern», fordert SRF-Moderatorin Susanne Wille in einem Tweet.
#SchweizerAufschrei: Sexismus auch bei Medien Realität
Warum muss ein Artikel zur Antibabypille mit einem solchen Bild illustriert werden? Ein Screenshot der Onlineplattform Watson.
von Michèle Widmer

Unter dem Hashtag #SchweizerAufschrei berichten zurzeit verschiedene Frauen, vereinzelt auch Männer, von Sexismus im Alltag. Es sind Geschichten von ungewollten Berührungen, anzüglichen Kommentaren und erniedrigenden Situationen.

Dass die Medienbranche hierbei keine Ausnahme ist, zeigen Erzählungen von SP-Nationalrätin Yvonne Feri. Gegenüber dem «SonntagsBlick» berichtet sie von «anzüglichen Bemerkungen» von Journalisten. «Einer sagte aus heiterem Himmel: ‹Ich will mit dir ins Bett, willst du nicht auch?›» In fünf Jahren habe sie drei solcher Angebote von Journalisten erhalten. Sogar in der Wandelhalle. Dann laufe sie einfach weg, sie wolle ja nicht, dass jemand zuhöre, unabhängig davon, ob es als Witz gemeint war oder ernsthaft. 

Aussehen, Kleidungsstil oder die Frisur

Auch in der Berichterstattung der Schweizer Medien ist Sexismus auszumachen. «Die Medien beurteilen Politikerinnen anders als Politiker», sagt Nationalratspräsidentin Christa Markwalder dem Blatt. Anstatt des politischen Leistungsausweises würden bei Frauen oft Aussehen, Kleidungsstil, Frisur oder ihre Familiensituation ins Zentrum gerückt. «Ich habe noch nie gelesen, dass sich ein kinderloser Mann dafür hätte rechtfertigen müssen», fügt sie an. 

Am Sonntag schaltete sich SRF-Moderatorin Susanne Wille auf Twitter in die Debatte ein. «Ich fordere erneut: Mediale Darstellung muss sich ändern.» Dem Tweet hängt sie einen Screenshot eines Artikels über die Antibabypille, der mit einem halbnackten Frauenpo illustriert wurde, an. 

Und es gibt viele weitere Beispiele dieser Art. Dies zeigt ein Blick auf den Blog Medienpranger, der seit Mitte Jahr Artikel von Schweizer Medien mit sexistischem Inhalt sammelt und hinterfragt. Dahinter steckt eine Arbeitsgruppe von Aktivistin.ch. «Sexistische Berichterstattung ist Alltag in Schweizer Redaktionen», heisst es auf dem Blog. «Das muss nicht sein.»



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Kommentare

  • Max Meier, 17.10.2016 09:52 Uhr
    Die Diskussion ist richtig und wichtig. Sexismus ist falsch und verletzend. Hingegen kann ich an der Aussage "‹Ich will mit dir ins Bett, willst du nicht auch?›" beim besten Willen nichts sexistisches ausmachen? Das ist eine klare, ehrliche und sicherlich nicht verletzende oder herabsetzende Frage. Das kann man (bzw. Frau) ja einfach mit ja oder nein beantworten. Aber sexistisch ist da dran jetzt wirklich gar nichts. Liebe Frauen, ihr wollt doch Männer die Initiative zeigen, die sich was trauen? Bitte schüttet das Kind nicht mit dem Bade aus. Sexismus, nein! Aber bitte, was wäre die Welt ohne Männer, die mit Frauen ins Bett wollen und das auch zu verstehen geben. Oder um es mit Marcel Reich-Ranicki zu halten, dem wohl kaum Sexismus vorgeworfen werden kann: "Ein Mann kann unmöglich mit allen Frauen dieser Welt schlafen, aber er sollte es zumindest versuchen."
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