02.01.2017

SRF

Stromnetzexperten kritisieren «Blackout»

Der Thementag vermittle ein unrealistisches Szenario. Experten befürchten gar eine Beeinflussung der bevorstehenden Volksabstimmung über die Energiewende. Die Sendung sei ein achtstündiger Werbespot für die Gegner.
SRF: Stromnetzexperten kritisieren «Blackout»
Das Szenario: Ein dreitägiger Stromausfall legt ganz Europa lahm. (Bild: Keyvisual/SRF)

Ein dreitägiger Stromausfall legt ganz Europa lahm. Diesem Horrorszenario widmet das Schweizer Fernsehen SRF am Montag einen ganzen Thementag namens «Blackout».

Gegenüber der «SonntagsZeitung» äussert Nathalie Rufer, Projektleiterin des Thementags, das Szenario sei durchaus realistisch. Unabhängige Stromnetzexperten der ETH Zürich kritisieren jedoch, das Szenario sei unrealistisch, schreibt die «SonntagsZeitung» (Artikel online kostenpflichtig verfügbar). ETH-Professor Anton Gunzinger sagt: «Dass die Stromversorgung während drei Tagen ausfällt, ist fast nicht möglich. Wir haben jederzeit genügend Strom.» Auch Cyberangriffe auf das Stromnetz seien extrem unwahrscheinlich.

Andreas Ulbig, Stromnetzexperte an der ETH Zürich, sagt: «Dass ganz Europa ein Blackout erleidet, ist sehr unwahrscheinlich. Solche Horrorszenarien werden durch die mit der Energiewende einhergehende dezentralere Stromproduktion eher unwahrscheinlicher.»

Die Vertreter der erneuerbaren Energien würden befürchten, SRF beeinflusse damit die bevorstehende Volksabstimmung über die Energiestrategie. «Die Sendung ist ein achtstündiger Werbespot für die Argumente der Gegner der Energiestrategie 2050», sagt Stefan Batzli, Geschäftsleiter von AEE Suisse, der Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz. «Es ist irritierend, dass SRF einige Monate vor so einer wichtigen Abstimmung eine solch unobjektive Sendung bringt», heisst es in der «SonntagsZeitung» weiter. (pd/clm)


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KOMMENTARE

Peter Brenner
03.01.2017 15:18 Uhr
Atomlobby, wer soll das sein? Und wenn es sie denn gäbe: Die hätten sicher dafür gesorgt, dass der Energiewende-Guru Toni Gunzinger keinen Auftritt gehabt hätte. Gunzinger ist KEIN Energiespezialist, sondern Computerfachmann. Eine Schande, dass sich das SRF (schon wieder) auf dieses Niveau herablässt.
Egildo Sassi
03.01.2017 11:40 Uhr
SRF Blackout Diese Sendung ist doch nur peinlich. In Anbetracht der Tatsache, dass wir uns täglich vor einem GAU in einem der überalterten AKW `s (Fessenheim, Mühleberg , Beznau etc.) fürchten müssen, wäre ein mehrtägiger Stromausfall doch nur eine Lappalie. Vermutlich hat die Atomlobby die Sendung gesponsert.
Nico Herger
03.01.2017 09:08 Uhr
Herr Batzli, KKW-Strom wird durch Stromimporte ersetzt, heute und in Zukunft. Das Potenzial der neuen EE in der Schweiz ist gering. CH-Windstrom ist ein Witz. Es windet nicht immer, und die Sonne scheint bloss ein paar Stunden pro Tag, wenn überhaupt. Solarmodule und Windturbinen werden importiert (China bzw. Deutschland). Für jede kWh aus volatiler EE brauchts im Hintergrund 1 kWh aus konventioneller Produktion, damit das Netz stabil bleibt. Die ETH geht von der Speicherung der neuen EE aus, was nur eine Annahme ist. Der Strombedarf nimmt laufend zu (Einwanderung, Wärmepumpen, E-Mobilität etc.). Der Strombedarf der Haushalte macht bloss 30% des gesamten Stromverbrauchs aus. Die PV-Anlage auf dem EFH-Dach sichert die CH-Stromversorgung also nicht.
Stefan Batzli
02.01.2017 22:11 Uhr
Falsch! Dezentrale Energieversorgung sichert die Energieversorgung. siehe ETH Studien. Und zur Erinnerung: was heute permanent und unangekündigt ausfällt, sind unsere maroden AKW. Aktuell mit Beznau und Leibstadt 40% der AkKW Leistung. Heisst für uns: auf Erneuerbar setzen. Schafft solide Sicherheit und Arbeit und Einkommen in der Schweiz.
Nico Herger
02.01.2017 10:48 Uhr
Das grösste Risiko für die zuverlässige, sichere und günstige Stromversorgung ist der Wackelstrom aus Sonne und Wind. An Stromausfälle werden wir uns gewöhnen müssen, deshalb ist diese Sendung gut - auch wenn Motif und Ziel völlig entgegengesetzt sind.
Markus A. Bamert
01.01.2017 16:51 Uhr
Wenn ich mich richtig erinnere, gab es doch in den vergangenen Jahren durchaus Situationen in Italien und Frankreich, wo über mehrere Tage in ganzen Regionen der Strom ausgefallen ist. Auch wenn die von der SRF genannten Gründe für ein Stromausfall Szenario vielleicht nicht ganz korrekt zutreffen, ist unser Stromversorgung anfälliger, als diese Expertenmeinung es hier zum besten gibt. Die Sicherung der Stromversorgung ist eine der Achillesversen unserer Industriellen Gesellschaft. Und das sollte uns durchaus bewusst sein.
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