09.01.2018

Dreikönigstagung 2018

Supino fordert runden Tisch für Medienkompetenz

In seiner Neujahrsrede sprach Verlegerpräsident Pietro Supino für einmal nicht über die SRG, sondern über Bildung. Medienkompetenz soll die höchste medienpolitische Priorität erhalten, forderte er. Medienschaffende aus der Praxis könnten als Lehrer wirken.
Dreikönigstagung 2018: Supino fordert runden Tisch für Medienkompetenz
Verlegerpräsident Pietro Supino hält seine Neujahrsansprache im Aura in Zürich. (Bild: persoenlich.com)
von Michèle Widmer

Traditionsgemäss kamen die Verleger am Dienstag zur Dreikönigstagung zusammen. Zu Beginn des Tages hatte wie immer der Verlegerpräsident das Wort. In einer ausführlichen Rede sprach Pietro Supino vor den Mitgliedern für einmal nicht über die SRG und ihre Übermacht, sondern über Bildung. «Wir sollten uns darüber einig sein, dass Medienkompetenz eine absolute medienpolitische Priorität hat», sagte er vor den Anwesenden im Eventsaal Aura in Zürich.

In einer freien und aufgeklärten Gesellschaft sollte die Bevölkerung das Medienangebot bestimmen – durch ihre bewusste Wahl und ihre Mediennutzung. Das sei besser, als wenn übergeordnete Instanzen über das richtige Angebot entscheiden. Dies setze allerdings voraus, dass Menschen über Grundkenntnisse verfügen, wie Medien funktionieren, damit sie Qualität erkennen und bewusst und freie Entscheidungen treffen könnten.

Rolle der Medien in der Meinungsbildung

Nachfolgend führte Supino detailliert aus, was er mit «Medienkompetenz» meint. Er spreche nicht vom Umgang von Jugendlichen mit neuen Medien oder dem Internet. «Es geht um die Rolle der Medien in der politischen Meinungsbildung», fügte er an. Voraussetzung für Medienkompetenz sei Interesse am politischen System, dem Mediensystem sowie der gegenseitigen Wechselwirkung.

Dieses Interesse zu wecken und zu kultivieren sei genauso Aufgabe der Medien, wie der Erziehung und der Schulen. Zudem ginge es darum, zu verstehen, welche unterschiedlichen Quellen es im Medienangebot gebe, wie die entstehen würden und welchen Mehrwert sie bieten könnten.

Medienschaffende sollen unterrichten

Der Verlegerpräsident brachte einen konkreten Vorschlag auf den Tisch: «Medienkompetenz sollte zusammen mit Medienschaffenden aus der Praxis unterrichtet werden», sagte Supino. Die Schüler sollten so viele Medienhäuser wie möglich besuchen. Er fügte an: «Unsere Türen stehen offen und ich kann mir gut vorstellen, Journalistinnen und Journalisten dafür zur Verfügung zu stellen.»

Zum Schluss forderte Supino, der Medienkompetenz «die höchste medienpolitische Priorität einzuräumen und einen runden Tisch zu bilden, um ihr gemeinsam den angemessenen Stellenwert zu geben». Die Kosten für die Lehrerausbildung, die Lehrmittel und das aktive Rahmenprogramm wären im Vergleich zu anderen diskutierten Förderprogrammen sehr gut investiertes Geld.

Zudem erwähnte Supino die Wichtigkeit von Aus- und Weiterbildung von Journalisten sowie Investitionen in die Forschung auf dem Bereich Medientechnologie. «Wenn etablierte Prozesse und Geschäftsmodelle grundsätzlich hinterfragt werden müssen, ist ein solides Savoir-faire und gut ausgebildete Mitarbeiter umso wichtiger», sagte er.



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Kommentare

  • Zoller, 09.01.2019 14:07 Uhr
    Ich kann Herrn Supino nur Recht geben. Leider habe ich das Gefühl, dass die Medienbildung nicht so sehr ernst genommen wird. Der zukünftige "Leser" oder besser gesagt Kunde sollte erst noch dazu gebracht werden sich mit Medien bewusst und kritisch auseinander zu setzen. Leider ist das im momentanen Umfeld nicht das Hauptinteresse der Pressekonzerne. Es werden nach technischen oder praktischen Lösungen gesucht. Viel Geld fliest in Statistiken, neue besser Webseiten, neue Zahlungsmodelle. Dabei bleibt oft der Inhalt auf der Strecke. Ich versuche mit allen erdenklichen Schwierigkeiten meine Plattform MagTuner an den Mann oder besser gesagt an das Kind zu bringen. Es handelt sich um eine Software die es Kindern erlaubt Zeitungen zu erstellen. Mein Lehrprogramm beruht auf meiner eigenen Praxis. Im Gegensatz zu Frankreich wo der CLEMI eine herausragende Leistung erbringt, ersäuft die Schweiz im bürokratischem Leerlauf. Niemand will oder kann sich entscheiden endlich zu handeln. Schulbehörden mögen Quereinsteiger nicht. Akademisch muss es sein. Mit Diplomen die beweisen, dass man zumindest davon reden darf was man tun könnte. Dabei sind die Projekte die nach meinem Kursprogramm realisiert wurden sind einfach nur verblüffend. Ich kämpfe weiter auch wenn es für viele keinen Sinn ergibt. Schauen Sie mal rein. Würde mich freuen. Ich arbeite wirklich daran.
  • Raffael Hermann, 09.01.2018 13:01 Uhr
    «Wenn etablierte Prozesse und Geschäftsmodelle grundsätzlich hinterfragt werden müssen, ist ein solides Savoir-faire und gut ausgebildete Mitarbeiter umso wichtiger» --> Wein predigen und Wasser ausschenken. Wenn Tamedia wirklich an guten Medien gelegen wäre, dann würde auch in Entwicklungs-Ressourcen im Medienbereich investiert werden. Wird aber nicht. Es wird auch da gespart. Das sind also nichts als leere Worte. Gebe Supino aber Recht bei den Medienkompetenz. Denke aber, dass gerade Journalisten aus klassischen Verlagshäusern mit traditionellen One-Way-Journalismus-Titeln, dem nicht mehr wirklich gerecht werden können. Journalisten, die ihren Job ausschliesslich darin sehen, Texte zu schreiben und abzugeben, sind für mich keine Idealbesetzung zur Lehre von Medienkompetenz. Dazu braucht es eher die Skills von Social Media- oder Community-Managern.
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