01.02.2018

Abbau bei der SDA

Verwaltungsrat ist zu Verhandlungen bereit

Am dritten Streiktag hat sich eine Redaktionsdelegation mit einer Delegation des Verwaltungsrats zu Vorgesprächen getroffen. Das Personal entscheidet am Freitagmorgen, ob es zu einer Streikpause kommt.
Abbau bei der SDA: Verwaltungsrat ist zu Verhandlungen bereit
Auch in Lausanne machten die SDA-Mitarbeitenden lautstark auf sich aufmerksam. (Bild: Keystone/Jean-Christophe Bott)

Nach Bern und Zürich hat der Streik der SDA-Redaktion am Donnerstag in Lausanne seine Fortsetzung gefunden. Auch dort habe es eine grosse Solidaritätswelle gegeben, heisst es in Mitteilungen von Syndicom und Impressum. Laut eigenen Angaben haben 300 Personen vor der SRG in Lausanne demonstriert und gefordert, dass der Verwaltungsrat Hand bietet für eine tragbare Lösung, die dem Streik ein Ende setzen könnte.


Ebenfalls am Donnerstag traf sich eine Dreierdelegation der Redaktionskommission mit einer Delegation des Verwaltungsrates zu Vorgesprächen. persoenlich.com weiss: Diese Gespräche fanden im Hotel Marriott in Zürich-Oerlikon statt. Anwesend waren Präsident Hans Heinrich Coninx, Vizepräsident Hanspeter Lebrument, Audit-Chef Matthias Hagemann sowie CEO Markus Schwab. Das Vorgespräch dauerte rund zweieinhalb Stunden und verlief laut Mitteilung in einer konstruktiven und lösungsorientierten Atmosphäre. Das Fazit: Der Verwaltungsrat ist bereit, in den kommenden Wochen mit der Redaktion und den Gewerkschaften Verhandlungen über verschiedene Punkte aufzunehmen. Die Bedingung ist, dass der Streik bis zum Ende der Verhandlungen ausgesetzt wird.


«Wir haben einen provisorischen Fahrplan besprochen und legen diesen am Freitagmorgen der Vollversammlung zur Abstimmung vor», sagt Sebastian Gänger, SDA-Inlandredaktor und Mitglied der Redaktionskommission, auf Anfrage von persoenlich.com. Über den Inhalt der Gespräche wollte er keine Auskunft geben. «Wir haben der Redaktion versprochen, dass sie dies nicht aus den Medien erfahren müssen, sondern aus erster Hand durch uns.»

Dies soll am Freitagmorgen in Bern geschehen: Dann wird das versammelte Personal über das weitere Vorgehen entscheiden. Eine Prognose wagt Gänger nicht: «Die Stimmung ist momentan schwierig einzuschätzen.» Tritt das Personal auf den Fahrplan ein, könnte der Streik am vierten Tag unterbrochen werden.

Sandra Jean widerspricht CEO Markus Schwab

Dass es überhaupt zu einem Streik kam, sei als Misserfolg zu deuten, sagt «Nouvelliste»-Direktorin Sandra Jean. Sie trat vergangene Woche aus dem SDA-Verwaltungsrat zurück (persoenlich.com berichtete). «Dieser Streik ist ein starkes Zeichen, das uns alarmieren sollte … Wir müssen hinschauen. Nicht nur auf die SDA, sondern allgemein auf den Schweizer Medienplatz», sagt sie gegenüber der «Republik». Man habe es mit einer strukturellen Krise zu tun. «Den Redaktionen fehlt es an Ressourcen, mehrere Medientitel wollen oder können die SDA-Rechnung nicht mehr bezahlen.»

Den Aussagen von SDA-CEO Markus Schwab, wonach die Agentur nur ihren Aktionären etwas schuldig sei, widerspricht Jean: «Bis zum heutigen Zeitpunkt hat die SDA die Funktion eines Service public gehabt.» Die SDA müsse auf jeden Fall umgebaut werden, und zwar so, dass das Produkt zu den Bedürfnissen der Kundschaft passe. «Ob der angekündigte Kahlschlag richtig ist, sei dahingestellt.»

Spenden für Streikende

Derweil hat der Berufsverband Impressum einen Solidaridätsfonds eröffnet. «Die Streikenden müssen damit rechnen, dass ihnen keinen Lohn ausbezahlt wird für diese Zeit», heisst es auf der entsprechenden Website, wo zu Spenden aufgerufen wird. Diese würden in erster Linie eingesetzt für die Erleichterung des Lohnausfalls der Streikenden, in zweiter Linie für die Infrastrukturkosten des Streiks und in dritter Linie für künftige Aktionen. Bis am späten Donnerstagabend stand der Spendenstand bei rund 3800 Franken. (cbe)

 



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240420