02.10.2014

Rocket Internet

Bauchlandung bei Milliarden-Börsengang

Die Aktie stürzte binnen weniger Minuten bis auf 36,66 Euro ab.

Nur einen Tag nach dem Modehändler Zalando ist am Donnerstag der Startup-Finanzierer Rocket Internet in Frankfurt an die Börse gegangen: An beiden Firmen sind mit den Samwer-Brüdern bekannte Internet-Investoren beteiligt. Der gestrige, wie auch der heutige Börsenstart fielen jedoch flau aus.

Wer auf einen raketenartigen Börsenstart von Rocket Internet gewettet hatte, wurde enttäuscht. Die grossen Visionen von Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer liessen die Börse kalt. Statt eines Kursfeuerwerks gab es beim Börsengang am Donnerstag eine Fehlzündung.

Schon dass die Aktie auf dem Ausgabepreis von 42,50 Euro in den Handel ging, war ein Alarmsignal. Dann stürzte der Kurs binnen weniger Minuten bis auf 36,66 Euro ab. Am Nachmittag hing die Aktie bei gerade mal 40 Euro fest.

Das Geschäftsmodell von Rocket Internet ist es, Internet-Unternehmen aufzubauen. Die Startup-Produktion ist wie am Fliessband organisiert. Ein Geschäftsmodell wird schnell in verschiedenen Ländern an den Start gebracht. Oliver Samwer verspricht, auf dieser Grundlage weltumspannendes Online-Imperium aufzubauen. Mittlerweile ist Rocket Internet mit rund 50 Firmen in 116 Ländern aktiv.

Chef unbeirrt
Von dem schwachen Start der Aktie zeigte sich Oliver Samwer unbeirrt. "Unser Unternehmen ist nicht fokussiert auf den ersten Kurs, auch nicht auf den der ersten Woche oder der ersten Monate", erklärte auf dem Börsenparkett während die Aktie abtauchte.

Rocket Internet denke langfristig, sagte er. In vielen Ländern, in denen sie tätig seien, sei das Internet noch kaum verbreitet. "Das heisst, das Wachstum kommt noch in der Zukunft."

Rocket Internet nimmt mit dem Börsengang bis zu 1,6 Milliarden Euro ein, wenn die begleitenden Banken zusätzliche Aktien im Rahmen der üblichen Mehrzuteilungsoption kaufen sollten. Ob es dazu kommt, war am Donnerstag noch offen. Das Geld soll in den Unternehmensausbau investiert werden.

Die Zalando-Aktie war am Mittwoch ebenfalls glanzlos, aber immer noch etwas besser gestartet. Sie schloss nach einem ersten Kurssprung exakt auf dem Ausgabepreis von 21,50 Euro. Am Donnerstagmittag hing der Kurs an der Marke von 20 Euro fest. Zalando kann mit dem Börsengang inklusive Mehrzuteilung rund 600 Millionen Euro einnehmen.

Suche nach Gründen
Auch zu den eingedampften Kursen ist Zalando immer noch um die fünf Milliarden Euro wert, Rocket um die sechs Milliarden Euro. Doch für Börsengänge, die im Vorfeld wochenlang als Meilensteine der deutschen Internet-Wirtschaft zelebriert wurden, fielen die Starts sehr ernüchternd aus. Statt sich zuzuprosten, suchten viele Gäste auf dem Parkett nach den Gründen für einen verpatzten Start.

Vielleicht erwischten die beiden Unternehmen die falsche Woche. Ebola Panik, Konjunktursorgen: Man müsse die Grosswetterlage auch berücksichtigen, sagte Aktienmarktanalyst Robert Halver von der Baader Bank. Die Stimmung am Markt sei einfach schlechter geworden. (sda)



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