16.12.2015

Werbeallianz

"Wir behandeln diese gleich wie private Firmen"

Vom Joint Venture von Swisscom, SRG und Ringier erwarte man keine Beseitigung des Wettbewerbs, erklärt der Weko-Chef.
Werbeallianz: "Wir behandeln diese gleich wie private Firmen"
von Redaktion persoenlich.com

Die Eidg. Wettbewerbskommission (Weko) ist bei seiner Überprüfung der Werbeallianz von Swisscom, SRG und Ringier zum Schluss gekommen, dass diese den Wettbewerb nicht beseitigt. Darum könne die Weko diesen Zusammenschluss weder verbieten noch Auflagen machen. Das sagte Weko-Direktor Rafael Corazza am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

Der Entscheid der Weko bietet medienpolitischen Zündstoff. Dies vor allem weil verschiedene Verleger und der Verlegerverband bereits im Vorfeld des Weko-Entscheids klar gemacht haben, dass sie diese Werbeallianz eines privaten Medienhauses mit zwei staatsnahen Unternehmen wie die Swisscom und die SRG bekämpfen werden. Sie argumentierten dabei vor allem damit, dass diese Werbeallianz zu einer weiteren Wettbewerbsverzerrung führen werde.

Tatsächlich erwartet die Weko, dass das das Gemeinschaftsunternehmen zu einer der stärksten Werbevermarkter in der Schweiz aufsteigt. Dennoch geht die Weko von einem weiterhin funktionierenden Werbemarkt aus, weil es auch noch andere starke Wettbewerber gebe, wie Weko-Direktor Rafael Corazza sagt. Dabei habe für den Entscheid keine Rolle gespielt, dass mit Swisscom und SRG zwei staatsnahe Unternehmen beteiligt sind. "Wir behandeln diese gleich wie private Firmen", sagt Corazza.

Politisch gewollte Wettbewerbsverzerrung

Beim Argument der Wettbewerbsverzerrung verweist Corazza auf den Auftrag der Weko. Die entscheidende Frage bei der Beurteilung des Zusammenschlusses sei für die Behörde gewesen, ob damit eine marktbeherrschende Stellung entstehe, die den Wettbewerb beseitige, sagt Corazza. Die Frage der Wettbewerbsverzerrung dagegen habe sich nicht gestellt. Denn wenn es eine Verzerrung des Wettbewerbs gebe, dann bestehe sie durch die Werbeaktivitäten der gebührenfinanzierten SRG politisch gewollt bereits heute.

"Die Weko kann nicht mit einem Entscheid über einen Zusammenschluss die Politik korrigieren." Weiter weist Corazza darauf hin, dass mit der Feststellung, dass auch mit der Werbeallianz der Wettbewerb im Werbemarkt nicht beseitigt werde, die Weko dieser Allianz auch keine Auflagen machen könne. Es sei darum auch nicht möglich, dem Gemeinschaftsunternehmen wie von einzelnen Verlegern gefordert, zur Datenherausgabe zu bewegen. Der jetzige Entscheid bedeutet laut Corazza jedoch nicht, dass die Weko auch in Zukunft nicht im Werbemarkt intervenieren wird. Sollte sich nämlich zum Beispiel zeigen, dass kleinere Medienunternehmen gezwungen wären, sich der Allianz anzuschliessen, würde die Weko bei einem Missbrauch durch das Gemeinschaftsunternehmen eingreifen, verspricht Corazza. "Dann hätten wir die Legitimation."

Freude bei den Kooperationspartnern

In einem gemeinsamen Communiqué stellten die Kooperationspartner fest, dass die  Schweizer Werbemarkt durch den Weko-Entscheid Rückenwind erhalte. Die Dienstleistungen des neuen Unternehmens würden allen Werbeauftraggebern, Agenturen sowie weiteren Anbietern von Werbeinventar offenstehen.

"Wir freuen uns, dass die Wettbewerbskommission Weitsicht bewiesen und besonnen entschieden hat", sagt Ringier-Sprecher Edi Estermann auf Anfrage der sda. Eine erste Hürde sei genommen, sagt SRG-Sprecher Daniel Steiner auf Anfrage der sda.

Die Allianzpartner warteten jetzt auf die noch anstehenden Entscheide des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom). Das Bakom hat im September eine Untersuchung darüber eingeleitet, ob die Beteiligung der SRG an der Werbeallianz den Entfaltungsspielraum privater Verlagshäuser und Medienanbieter übermässig beschränkt. Falls die Kooperation etwa die Erfüllung des Programmauftrages beeinträchtige, könnte das Bundesamt der SRG gewisse Auflagen erteilen.

Auch die Swisscom nimmt den Entscheid positiv auf. Auf Anfrage von persoenlich.com sagt Konzernchef Urs Schaeppi: "Die gemeinsame Vermarktungsfirma wird neue Werbeformen und -technologien entwickeln und damit den Schweizer Werbemarkt im globalisierten Wettbewerb nachhaltig stärken." Das Joint Venture stehe allen Werbeauftraggebern, Agenturen sowie weiteren Anbietern von Werbeinventar offen.

VSM enttäusch, aber nicht überrascht

Der Verband Schweizer Medien, der die Werbeallianz vehement bekämpft hat, ist enttäuscht über den Entscheid - jedoch nicht überrascht, wie es in einer Mitteilung heisst. Erwartet hat der VSM den Entscheid, weil die Weko die Wettbewerbsverzerrung durch die Beteiligung der staatlich kontrollierten Swisscom und der gebührenfinanzierten SRG beim Entscheid nicht berücksichtigen konnte. Aus Sicht des VSM liegt es deshalb am Bundesamt für Kommunikation (Bakom) einzugreifen.

Im August hatten die drei Unternehmen mitgeteilt, dass sie ihre Nutzerdaten in die neue Firma einbringen wollen, die Swisscom zudem ihr technisches Knowhow, die SRG und Ringier ihre Werbeplattformen. (persoenlich.com berichtete). (sda/eh/wid)

Bild: Keystone



Lesen Sie hierzu auch den Kommentar von "persönlich"-Chefredaktor Matthias Ackeret auf blog.persoenlich.com. SRG zeigt sich zufrieden mit dem Weko-Entscheid Bern (sda) Die SRG zeigt sich zufrieden, dass die Weko grünes Licht für die Werbeallianz der SRG zusammen mit der Swisscom und Ringier gegeben hat.



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