19.01.2015

SRF

Matto Kämpf entdeckt als Hansjörg Schneuwly die Schweiz

Übernimmt die freie Theater- und Slam-Poetry-Szene bald das Zepter im Leutschenbach? Die Zeichen stehen gut: Nach Gabriel Vetter und Lara Stoll hat vor kurzem auch der Berner Matto Kämpf als Teil der herrlich schrägen Low-Budget-Serie "Experiment Schneuwly" eine Duftmarke gesetzt. Im Interview verrät der Filmer, Autor, Slam Poet und Schauspieler, wie er da hineingeraten ist, wie die diesjährige Kartoffelernte ausfallen wird und wie man mit kulturellem Splitterwerk überlebt.
SRF: Matto Kämpf entdeckt als Hansjörg Schneuwly die Schweiz

Herr Kämpf in der Low-Budget-Serie "Experiment Schneuwly" entdecken Sie als Hansjörg Schneuwly gemeinsam mit ihrer Frau Margrit die grosse weite Welt da draussen. Wie sind Sie da hineingeraten?
Matto Kämpf: Anne Hodler (Frau Schneuwly) und Juri Steinhart (Regie) haben sich das Setting ausgedacht und dann einen Herrn Schneuwly gesucht. Beide kannten meinen Musik-Clip "Leider ohni Chleider" und dachten sich: Eine Figur in diese Richtung wäre dafür geeignet. So sind sie auf mich gekommen.

Gehe ich richtig in der Annahme, dass Ihnen die Rolle auf den Leib geschrieben wurde?
Da nichts geschrieben und nur wenig vorbestimmt war, konnte ich sie mir selber auf den Leib rücken.

Wie viel war Improvisation?
Fast alles. Vorgegeben waren nur das Thema und die Drehorte. Wir haben nie etwas wiederholt und immer weiter gedreht. Auch die Fragen, die uns eingangs jeder Folge auf dem Sofa gestellt wurden, waren uns nicht bekannt.

Übernimmt die freie Theater- und Slam-Poetry-Szene jetzt das SRF?
Mit Gabriel Vetter haben wir ja schon einen super Schläfer platziert, der, sobald aktiviert, den Laden im Nullkommanichts übernehmen wird. Mike Müller wird ihm sicher dabei helfen. 

Ist das eine neue Rolle – Kämpf, der Schauspieler?
Nun ja, es macht mir schon Spass, aber es ist eher ein Hobby. Ich bin ein ambitionierter Laie.

Apropos Rollen: Autor, Schauspieler, Filmer, Theatermacher, Slam Poet, Kauz – was fehlt, wenn man Kämpf umfassend beschreiben möchte?
Kauz lässt ja vieles offen, da kann man sich den Rest hineindenken.

Sie kiffen, sie gehen aus, sie besuchen eine Kindertagesstätte: Welches der drei Schneuwly-Experimente hatte für Sie den grössten Lerneffekt?
Die Jugendlichen auf der Gasse anzusprechen und versuchen mit ihnen etwas anzustellen, hat  mich am meisten gefordert, und wenn man gefordert wird, lernt man auch etwas.

Ich habe die Serie erst vor wenigen Tagen über einen Hinweis auf Facebook entdeckt. Haben Sie zu wenig die Werbetrommel gerührt?
Hmm, mich dünkt nicht. Die Produktionsfirma Lomotion und wir Beteiligten haben via Mails und Facebook wacker versucht, das Ding zu lancieren.

Der ganze Spuk scheint nun nach drei Folgen wieder vorbei zu sein. Oder besteht Hoffnung auf mehr?
Meines Wissens soll es Ende Januar Gespräche geben.

Woran arbeiten Sie derzeit sonst noch?
An einem neuen Bühnenprogramm mit dem Trio "Die Gebirgspoeten". Es wird im Herbst erstmals aufgeführt und heisst "Radio Alpin". Zudem an einem Spoken Word-Programm namens "Hirni", zusammen mit dem Autor Gerhard Meister. Premiere ist Ende April im Naturhistorischen Museum Bern.

Was liest Ihre Grossmutter derzeit über die Zukunft der Medien aus den vom Gewitter erschlagenen Fröschen?
Da hält sich meine verehrte Grossmutter leider etwas bedeckt, aber die Kartoffeln werden 2015 gut wachsen.

Beat Schlatter macht fleissig Werbung für Blick Bingo und alles Mögliche. Würden Sie auch?
Sag niemals nie.

Irgendeine Werbung, die Ihnen gefällt?
Die Spots von Roy Andersson.

Gibt es – ausser "Experiment Schneuwly" – irgendwelche Gründe den Fernseher einzuschalten?
Ich persönlich schaue sehr gern fern, auch viel SRF, aber ich bin auch nicht mehr der Jüngste. 

Wie überlebt man eigentlich mit diesem kulturellen Splitterwerk, das Sie betreiben? Oder frei nach Michael J. Fox: Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?
Früh scheitern – und die Niederlage zum Achtungserfolg erklären.

Fragen: Adrian Schräder/Bild: zVg, SRF



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