18.11.2015

Vatikan

Italienischer Enthüllungsjournalist verhört

Ihm wird Beihilfe zum Geheimnisverrat vorgeworfen. Es drohen vier bis acht Jahre Haft.

Nach dem jüngsten Datenleck im Vatikan ist der italienische Journalist Emiliano Fittipaldi von den vatikanischen Justizbehörden vernommen worden. Er habe sich dem Verhör am Montag gestellt, weil er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe "verstehen" wolle, sagte der Buchautor am Dienstag vor Journalisten in Rom.

Fittipaldi und seinem Kollegen Gianluigi Nuzzi wird Beihilfe zum Geheimnisverrat vorgeworfen. Auch Nuzzi sollte am Montag vor der Vatikan-Justiz erscheinen, er lehnte eine Befragung aber ab.

Nuzzi und Fittipaldi hatten Anfang November Bücher über das Finanzgebaren im Kirchenstaat veröffentlicht. Darin zitieren sie aus vertraulichen Dokumenten und werfen dem Vatikan unter anderem vor, mit Spendengeldern für kranke Kinder den luxuriösen Lebensstil einiger Kardinäle zu finanzieren.

Nach Angaben von Fittipaldi drohen den beiden Enthüllungsjournalisten nun zwischen vier und acht Jahren Haft wegen der Veröffentlichung von Dokumenten, die die Sicherheit des Vatikanstaats gefährden.

Vorwürfe sind verrückt

Fittipaldi sagte, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe seien "verrückt". Er habe als Journalist lediglich seine Arbeit gemacht. Darum habe er bei dem Verhör auch keine Fragen beantwortet und sich auf sein Berufsgeheimnis berufen, das "zumindest in Italien" gesetzlich geschützt sei.

In keinem demokratischen Land gebe es so restriktive Gesetze wie im Vatikan, sagte Fittipaldi. Er wirft dem Vatikan vor, mit den Vorwürfen gegen Nuzzi und ihn "einen Präzedenzfall schaffen zu wollen, um weitere Lecks in Zukunft zu verhindern".

Vor zwei Wochen waren in der Affäre bereits der spanische Priester Lucio Ángel Vallejo Balda und die frühere Papst-Vertraute Francesca Chaouqui festgenommen worden. Ihnen wird die Weitergabe vertraulicher Informationen zur Last gelegt.

Nuzzi spielte bereits in der sogenannten Vatileaks-Affäre aus der Zeit von Papst Benedikt XVI. eine prominente Rolle. Auch damals waren in grösserem Stil geheime Papiere aus dem Vatikan geschmuggelt und publiziert worden. Im Lichte der Affäre hatte der Vatikan seine Gesetze gegen Enthüller in den eigenen Reihen verschärft. (sda/afp)



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