Herr Rubinick, Sie sind Juror in der Kategorie "Promo & Activation". Was beeindruckt Sie bei der Jurierung besonders?
Zunächst muss ich sagen, dass es eine grosse Freude ist, Teil einer solch namhaften Jury zu sein. Das besondere an Promo & Activation ist die unmittelbare Nähe zur Zielgruppe. Kam die Idee beim Publikum an? Oder war alles nur ein bemühter Versuch von ein paar Schöngeistern? Spannend wird es, wenn Emotionen ausgelöst werden. Weinen, lachen, staunen, jubeln. Die ganze Klaviatur der Gefühle – genau davon lebt diese Kategorie.
Und bei "Direct": Welches sind die Trends bei diesem Jahrgang?
Social Media. Dicht gefolgt von Social Media. Nicht zu vergessen Social Media. Die Kategorie Direct wird immer mehr mit sozialen Netzwerken verknüpft. Dies führt zunehmend zu einer Verschmelzung der Kanäle. Was bei dieser Kategorie auch absolut sinnvoll ist.
Welchen Eindruck haben Sie vom Festival, resp. von den Vorbereitungen?
Besser geht’s nicht. Halt, das war gelogen! Das Hotel ist gewöhnungsbedürftig. Sie kennen die Formel für französische Hotels? Anzahl der Sterne minus drei. Aber, das Hotel steht zum Glück nicht im Fokus. Das Festival per se ist unglaublich professionell organisiert. Von A bis Z wird hier an alles gedacht. Man könnte einen Dreijährigen alleine zum Festival schicken. Alles ist komplett durchorganisiert.
Worauf dürfen sich die Teilnehmer aus der Schweiz besonders freuen?
Rosé. Und das Meer. Ansonsten ist es für alle Kreativen, die aus kleineren Ländern kommen, eine grosse Chance, um spannende Kontakte zu knüpfen. Ich meine, hier kommt die absolute Werbe-Elite zusammen. An einem Ort, der schöner kaum sein könnte. Was will man mehr? In der Vergangenheit habe ich hier immer wieder viele Freundschaften geknüpft und interessante Kollegen kennengelernt.
Sie sind also nicht zum ersten Mal da.
Das ist jetzt mein sechstes Mal. Und jedes Jahr war ein unvergessliches Erlebnis. Diesmal werde ich allerdings weniger Zeit haben um das Rahmenprogramm zu geniessen. Dafür steht als Juror zu viel Arbeit auf dem Programm.
Welche Arbeit ist Ihr persönlicher Favorit für den Film-Grand-Prix?
Vor dieser Frage habe ich mich gefürchtet. Das ist wie: Nenne mir deine Lieblingsband. Es gibt so viele gute Einreichungen. Spontan würde ich aber sagen: Geico – "Unskippable" und Ikea – "Experience the Power of a Bookbook" (Anm. d. Red.: vgl. unten).
Und wo hat die Schweiz gute Chancen?
Dort wo ich bewerte natürlich! Aber im Ernst: Bei rund 500 Schweizer Einreichungen sollten wir einmal mehr ein gutes Ergebnis nach Hause fahren. Die Qualität der Schweizer Arbeiten spricht in der Regel für sich und findet auch international grossen Anklang. Als altes Löwen-Orakel sage ich: Ein Mal Gold, vier Mal Silber und sechs Mal Bronze.
Grischa Rubinick ist Kreativchef bei The House Agency. Neben Ralf Kostgeld, Kreativchef von Ammarkt, ist er als Schweiz-Vertreter Teil der diesjährigen Cannes-Lions-Jury.
Das Cannes-Lions-Festival wird am Sonntag eröffnet und dauert bis am 27. Juni. persoenlich.com wird ab Mittwoch vor Ort sein, um über das Abschneiden der Schweizer Agenturen zu berichten. (eh)
Grafik: Corinne Lüthi
