07.08.2012

Wie viel Lüge erträgt das Schweizer Fernsehen?

Kennen Sie Patrick Schmid? Höchstwahrscheinlich nicht. Bis dato gehörte SF-Leichtathletik-Livekommentator Schmid noch zur C-Prominenz der Leutschenbachgilde. Seit ihn aber der "Blick" in seiner Dienstagausgabe mit Pinocchio-Nase ganzseitig als "Lügen-Bolt" betitelt hat, dürfte sich dies geändert haben. Schmids Delikt: Er hatte während der sonntäglichen TV-Live-Berichterstattung die unkorrekte Differenz der Länge der beiden Beine des Jahrhundertsprinters Usain Bolt angegeben und aus einer mehrfachen ärztlichen Behandlung bei Bayern-Doc Müller-Wohlfahrt eine "Operation" gemacht. Sportlich formuliert: nicht ganz perfekt. Nun kann man die – zugegebenermassen brillante Schlagzeile "Lügen-Bolt" – der Charakteristika des Boulevards zuordnen, fairer wird sie dadurch nicht. Um Schmids Ungenauigkeiten als "Lüge" zu bezeichnen, benötigt man sehr viel Fantasie und den allergrössten "Grosse-Bley"-Hammer. Noch schwächer verhält sich aber in der ganzen Geschichte das Schweizer Fernsehen: Statt sich hinter ihren angeschossenen Mitarbeiter zu stellen, verzichtet es auf jeglichen Kommentar (persoenlich.com berichtete). Der "Blick" jedenfalls hat vom "Lügen-Bolt" bereits gelernt: In der Printausgabe ist Patrick Schmid 28-jährig, während er im Internet auf blick.ch bereits 30 Jahre alt ist. Ein Zeichen von gelebter Konvergenz – oder ganz banal gefragt: "Lügt etwa 'Blick'?"

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