TV-Kritik

Die SRG bleibt unter Heimatschutz

Wie viele Zuschauer hat das nach dem Fussball-Krimi Serbien-Schweiz (1:2) wohl noch interessiert? In der «Arena» ging es um den diese Woche vorgestellten Entwurf für ein neues Mediengesetz. Den grössten Applaus vom Studiopublikum bekam André Moesch. Der Präsident von Telesuisse hatte bemerkt: «Es gibt nichts Schlimmeres als Politiker, wenn diese über Medien diskutieren.» Moesch betonte unter anderem, die regionalen Radio- und Fernsehsender würden in dem neuen Gesetz marginalisiert.

Für Gregor Rutz ist das neue Gesetz unnötig. Der SVP-Nationalrat will Medien, die finanziell und inhaltlich unabhängig sind und keine, die Staatsgelder abholen. «Das ist im Medienbereich gefährlich.» Und: «Wir können nicht jeder Branche helfen, die in Schwierigkeiten steckt.» Als Hauptpunkt des neuen Gesetzes schlägt der Bundesrat vor, dass neu auch Service-Public-Leistungen von privaten Onlinemedien aus dem Gebührentopf gefördert werden. Allerdings nur bei Fokus auf Audio- und Videoinhalte (persoenlich.com berichtete). Medienprofessor Manuel Puppis in der Sendung: «Wir brauchen eine Medienförderung, die Online-Journalismus generell fördert.»

Nicht neu: Gelder verteilen will auch SP-Nationalrätin Jacqueline Badran. Sie sagt: «Journalismus ist eine Leistung, die unverzichtbar ist. Wenn die Kostenseite wie eine Zitrone ausgepresst ist und die Einnahmen weiter sinken, dann müssen wir das gemeinschaftlich finanzieren.» Zeitungen werden mit dem neuen Gesetz allerdings nicht gefördert. Gilbert A. Bühler vom Präsidium Verband Schweizer Medien: «Wir brauchen und wollen aber zusätzliche Verbilligungen für den Vertrieb, sonst werden wir nicht überleben.»

Der SRG kommt auch künftig der weitaus grösste Service-public-Auftrag zu. FDP-Nationalrat Beat Walti meinte ironisch: «Die SRG ist bei dem aktuellen Budget nicht in Gefahr…» Trotzdem ist der gehätschelte Medienkonzern unzufrieden mit dem Gesetzesentwurf und liess in der «Arena» mit einer schriftlichen Stellungnahme jammernd verlauten: «Ein Mediengesetz bildet die heutige Medien-Realität sicherlich besser ab als ein Radio- und Fernsehgesetz. Das angedachte breitere Gebührensplitting birgt allerdings die Gefahr, dass die SRG weiter geschwächt wird, währenddessen internationale Anbieter immer stärker auftreten.» CVP-Nationalrat Martin Candinas trat einmal mehr als Lautsprecher «seiner» Bundesrätin auf, von Medienministerin Doris Leuthard. Der Bündner findet die Schweizer Medienpolitik ausgewogen, ebenso das neue Gesetz. Auf grosse Skepsis bei den «Arena»-Gästen stiess die geplante Kommission für elektronische Medien (Komem). André Moesch: «Ich habe Horror davor!»

Zum Schluss der Sendung gab es wieder das unerquickliche Protokoll von Patti Basler. Warum und wie lange noch?


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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KOMMENTARE

Samuel Bischof
25.06.2018 15:35 Uhr
Zur Diskussion in der letzten Arena: Die SRG gibt sich nach der gewonnenen No-Billag-Abstimmung schon wieder sehr selbstherrlich. Wo und wie wird den die SRG geschwächt? Sie dominiert die audiovisuellen Medien in der Schweiz wie keine anderes Medienunternehmen, nach wie vor. Dass der Bundesrat ihr das Budget deckeln will, ist ok. Finde es gut, wenn auch andere Medienunternehmen etwas von dieser "Medienförderung" erhalten, wenn überhaupt gefördert werden muss. Zum "satirischen" Schlussbouquet in der Arena: Dass die Arena seit längerem kaum noch zum Zuschauen ist, ist das eine. Das nun am Schluss jeweils noch eine Art Satire kommt, die anscheinend lustig sein soll, ist das andere. Schaue die Arena leider fast nie mehr, habe mich aber aufgrund des Beitrags von Herrn Hildbrand die Podcasts angeschaut. Sorry, dieses Protokoll passt überhaupt nicht in die Arena, es ist total unlustig, bemühend. Wie Herr Hildbrand richtig sagt, mit gewissen Politikern oder auch mit Frau Rigozzi, die manchmal auftreten, ist schon für genügend Satire gesorgt. Früher war für mich die Arena eine wichtige Informationssendung am Freitagabend (ist aber auch schon länger her). Heute ist sie für mich verzichtbar, ich fand sie noch nie so schlecht wie in den letzten Monaten: Die Themen sind langweilig, die Gespräche sind oft sehr polarisierend, der Moderator wirkt mir zu gekünstelt und aufgesetzt, und nun dieses Kabarett am Schluss......einfach zum Abschalten! Sorry, passt nicht, auch ich frage mich: Wie lange noch?
Patti Basler
24.06.2018 02:00 Uhr
Lieber Herr Hildbrand Wenn Sie mir denn schon Talent attestieren, dann lassen Sie uns präzise bleiben: Natürlich bin ich keine Fehlbesetzung. Momentan gibt es niemanden in der Schweiz, der/die das könnte bzw. eben auch tatsächlich machen würde. Sie finden das Format an sich unangebracht, was ich völlig verstehe. Und gäbe es eine Satire-Wochenshow in der Schweiz, die auch tatsächlich politische Relevanz hat, wäre ich dort auch gerne dabei. Aber mir ist am liebsten ohne Netz und doppelten Boden, ganz direkt und ohne Zeitverzögerung oder Schnitt und vor allem in Anwesenheit der Betroffenen als Hofnärrin den satirisch überhöhten und verdichteten Spiegel vorzuhalten. So wie Sie es zeitverzögert und ohne Anspruch auf Unterhaltungswert in Ihren Kritiken machen. Was mich allerdings irritiert, ist Ihre Zuspitzung und Pointiertheit. Als wären Sie nicht seriöser Kritiker und Journalist, sondern selbst Satiriker. Denn es macht einen sehr grossen Unterschied über eine Künstlerin, die grad vor Ihrem Durchbruch steht, zu schreiben: "Ich halte Sie zwar für talentiert, aber es trifft meinen Humor nicht und ich zweifle das Format in dieser Sendung an sich an." oder ob Sie schreiben: "Überflüssig, nicht lustig, unerquicklich". Gerade Sie aus dem Boulevard wissen ja genau, dass die seriösen Inhalte besser verkauft werden, wenn es noch ein unterhaltsames Sahnehäubchen gibt. Oder dann halt ein Sablé. Das einem gern seiner Sandhaftigkeit wegen im Hals stecken bleibt. Es grüsst noch immer herzlich Patti Basler PS. Wussten Sie, dass die Hauptfigur meines abendfüllenden Programmes René heisst?
René Hildbrand
23.06.2018 21:25 Uhr
Liebe Frau Basler. Sie treffen den Nagel auf den Kopf: Ihre Satire in der "Arena" ist für mich entbehrlich. Dafür sorgen die Politikerinnen und Politiker meist schon selber. Und: Mit Ihrem Protokoll treffen Sie meinen Humor tatsächlich nicht. Allerdings schätze ich politische Satire sehr, zum Beispiel in der ZDF-"Wochenshow" mit Ihrer Schweizer Kollegin Hazel Brugger. Das Argument "Wer es nicht mag, kann einfach wegzappen oder abschalten" gibt es und kenne ich, seitdem hierzulande mehr als ein Sender empfangbar ist. Für mich sind Sie in der "Arena" eine Fehlbesetzung, aber ich halte Sie für eine talentierte Künstlerin. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg auf der Bühne. Und, wenn es passt, auch im Fernsehen. Herzliche Grüsse. René Hildbrand
Patti Basler
23.06.2018 18:03 Uhr
Lieber Herr Hildbrand Sie stellen die grossen philosophischen Fragen des Lebens: Warum und wie lange noch? Das frage ich mich auch jedes Mal, wenn ich Protokoll schreibe. Natürlich ist Ihre Kritik ernster zu nehmen als diejenige der üblichen Hater. Daher meine Frage: Warum unerquicklich? Weil es nicht Ihren Humor trifft? Weil Sie grundsätzlich keine Satire in einem seriösen Polit-Talk-Format wollen? Die gute Nachricht: Wer es nicht mag, kann einfach wegzappen oder abschalten, weil der ernsthafte Teil der Sendung ja vorbei ist. Und vorerst wird es ohnehin nur noch einmal stattfinden. Ich wünsche Ihnen erquickliche Fernsehstunden und freue mich auf eine Antwort. Herzlich Patti Basler
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