TV-Kritik

Von Jägern und Gejagten

Seit 30 Jahren begeistert der Biologe und Tierfilmer Andreas Moser (62) mit seinen lehr- und erkenntnisreichen «Netz Natur»-Sendungen. 195 waren es bis heute. Eine Glanzleistung. Dokumentarisch und differenziert wie von ihm gewohnt, behandelte er in seiner ersten Sendung des neuen Jahres das Thema Jagd. Für manche Menschen heisst Jagd schlicht und einfach das Töten von Wild. Doch Moser sagte in seinem Film: «Man wird den Jägern nicht gerecht, wenn man sie nur aufs Schiessen reduziert.»

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Jäger hegen und pflegen tatsächlich den Lebensraum vieler Tierarten, sorgen unter anderem für einen gesunden Wildtierbestand und ein funktionierendes Ökosystem. Andreas Moser kritisiert aber auch: «Es gibt zu viele Fehlschüsse!». Und meinte zum Schluss treffend: «Die Diskussion über die Jagd in der Schweiz ist extrem polarisiert. Radikale Jagdgegner blockieren wichtige Verbesserungen bei der Jagd.»

Nach «10 vor 10» gab es zu dem emotionalen, vielschichtigen und kontroversen Thema eine hitzige Diskussion in der Kälte. «Platzhirsch» Jonas Projer begrüsste eine Gästeschar mit Befürwortern und Gegnern mitten im Wald, in Maur am Greifensee. Eine ganz spezielle «Arena», für einmal in der freien Natur. Als heftigste Jagd-Gegnerin dabei war Marion Theus. «Die Jagd braucht es nicht. Jagd ist nie nachhaltig. Der Wildbestand reguliert sich von allein», behauptete die Präsidentin des Vereins Wildtierschutz Schweiz. «Die Jagd nach dem Sündenbock ist die einfachste», sagte einst Dwight D. Eisenhower.

BDP-Nationalrat und Jäger Lorenz Hess erklärte: «Die Jagd steht sogar in der Bundesverfassung. Man darf auch dazu stehen, dass diese eine Leidenschaft ist. Wer den Finger am Abzug hält, hat aber eine grosse Verantwortung.» Und was ist mit den vielen Tieren, die wegen Fehlschüssen leiden müssen? Der Berner, der von seinem Nachsuche-Hund Carlo zur Sendung begleitet worden war: «Daran arbeiten wir, da müssen wir viel besser werden.»

Nur kurz gestreift wurde die Frage, ob die Regulierung der Wildbestände durch staatliche Wildhüter statt durch Jäger erfolgen könnte. Die Stimmbürger des Kantons Zürich hatten ein Jagdverbot im September 2018 mit einem Nein-Stimmen-Anteil von 84 Prozent wuchtig abgeschmettert. Auch über umstrittenen Jagdmethoden wurde in der Wald-«Arena» kaum gesprochen. Beispiel: Die Baujagd auf Füchse. Kein Thema war der Alkoholkonsum auf der Jagd.

 

 


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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