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Wer zusammenfasst, kann beeinflussen

Marcus Knill

Ich war bei verschiedenen Veranstaltungen mit dabei, bei denen ein Kabarettist am Schluss die Referate humoristisch zusammenfasste. Das kam gar nicht gut an. Denn der Satiriker konnte nach Gutdünken die einzelnen Kernaussagen willkürlich ironisch zusammenfassen und ernsthafte Gedanken lächerlich machen. Die gesellschaftspolitische Positionierung des Kabarettisten war deutlich erkennbar.

Bekanntlich sind bei Diskussionen Anfang- und Schlussvoten besonders wichtig. Wer zuerst argumentiert, kann die Meinung stärker prägen. Und wer am Schluss sprechen darf, beeinflusst die Meinung nachhaltiger, als die Voten zwischendurch.

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Geschulte Moderatoren achten deshalb darauf, dass der Erstredner mit der Promeinung nicht auch das Schlussvotum bekommt. Am Schluss kommt dann bewusst die Gegenmeinung zum Zug. Wenn nun in der «Arena» eine Poetry-Künstlerin das Gehörte auf ihre Art und Weise wiedergeben kann, so darf diese subjektive Gewichtung, Wertung und Beeinflussung der Zuhörer nicht unterschätzt werden.

Das sollten die «Arena»-Macher beachten. Denn sie haben ja Patti Basler verpflichtet, um die nächsten vier Ausgaben am Schluss in einem humoristischen Instant-Protokoll zusammenzufassen (persoenlich.com berichtete).

Nichts gegen das Experimentieren. Wenn jedoch festgestellt würde, dass die Slam-Poetin mit ihrer Zusammenfassung ernsthafte Inhalte verzerrt wiedergibt, müsste die Übung vorzeitig abgebrochen werden. Ist doch das Schweizer Fernsehen bei Politsendungen zu sachgerechter Information verpflichtet.






Marcus Knill ist Experte für Medienrhetorik und Autor der virtuellen Navigationsplattform für Kommunikation und Medien www.rhetorik.ch.

Unsere Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

 

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Kommentare

  • Peter Fehlmann, 09.06.2018 15:18 Uhr
    Die Arena ist Kabarett und braucht kein zusätzliches zum Abschluss!
  • David Gaugler, 06.06.2018 23:17 Uhr
    Ohje, Kabarett ist so etwas von Geschmacksache. Gehört nicht in eine Polit-Sendung, Also auch nicht in die «Arena». Wenn ich das Bild von SRF (zvg.) anschaue, wird mir übel: Zumindest der Moderator links im Bild dünkt mich sehr selbstverliebt, eitel. Ein Selbstdarsteller par excellence. Kommt dabei sehr künstlich rüber. Mein Ratschlag: Schafft diese «Arena» endlich ab. Und gebt Sandro Brotz den täglichen Talk! Es wäre ein Meilenstein für die Fernsehanstalt Leutschenbach!
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