16.11.2022

Tech-Journalismus

Erfolg für Swiss Tech Journalism Conference

Die von investigativ.ch und Republik organisierte Veranstaltung stiess auf grosses Interesse. Die Bilder.
Tech-Journalismus: Erfolg für Swiss Tech Journalism Conference
Die erste Swiss Tech Journalism Conference war gut besucht. (Bilder: Raphael Hünerfauth/investigativ.ch)

Längst ist Tech-Journalismus kein Nischenthema mehr. Davon zeugte auch der gut gefüllte Saal oben im Käfigturm in der Bundeshauptstadt – das Polit-Forum Bern war nicht per Zufall als Location für die erste Swiss Tech Journalism Conference gewählt, denn was die von investigativ.ch und Republik organisierte Veranstaltung gleich zu Beginn zeigte: Tech-Journalismus hat sehr viel mit Politik zu tun. «Technologie ist immer ein Resultat von politischen Prozessen», sagte bereits im Vorfeld Mitorganisatorin Adrienne Fichter in einem persoenlich.com-Interview.

Immer mehr digitalpolitische Sachgeschäfte dominieren beispielsweise die Agenda in Bundesbern – von eID über eVoting bis hin zur CovidApp. Adrienne Fichter, bei der Swiss Tech Journalism Conference krankheitsbedingt via Zoom zugeschaltet, und Patrick Seemann (Republik/Blog Das Netz Ist Politisch) gingen auf diesen Aspekt in ihrem gemeinsamen Einführungsreferat ein, wie es in einer Mitteilung heisst.

Blick hinter die (digitalen) Kulissen

Dass gerade bei der rasanten Entwicklung von digitalen Projekten auch die Medien als kritische Beobachter sehr gefragt sind, zeigte das anschliessende Werkstattgespräch mit der Deutschen Journalistin Eva Wolfangel. Sie hatte in einer Artikelserie für Die Zeit die Luca-App – eine deutsche, privat entwickelte Corona-Tracing-App – genauer angeschaut und Sicherheitslücken, Kommunikationstücken und fragwürdige Geschäftspraktiken der Macher aufgedeckt.

Für diese Recherche wurde sie mit dem «surveillance studies-Preis 2022» ausgezeichnet. Kürzlich erschien auch ihr Buch «Ein falscher Klick – Hackern auf der Spur: Warum der Cyberkrieg uns alle betrifft» mit spannenden (und realen!) Reportagen aus der Welt der Hacker.

Noch viel Potenzial in der Schweiz

Auch in der Schweiz gibt es viel Potenzial für investigative Techgeschichten, sagte der freie Journalist Mehdi Atmani aus Lausanne. Für die RTS hatte er in einer Dokserie die dunklen Seiten der Crypto AG aufgedeckt – noch bevor sie auch in der Deutschschweiz zum Thema wurden. Dass noch viele solcher Geschichten quasi brachliegen, nahm er als Anlass zum Aufruf an die Medienschaffenden, sich vom Thema Cybersicherheit nicht abschrecken zu lassen. Man müsse nicht programmieren können, um investigative Recherchen in der digitalen Welt anzugehen, sagte Mehdi Atmani.

Dem stimmte auch Hakan Tanriverdi vom Bayerischen Rundfunk zu. Er gab Einblick in seine Recherchen in der Welt Hacker, denn spionieren diese Unternehmen oder Regierungen aus, dann hinterlassen sie fast immer auch digitale Spuren. Der Deutsche Investigativjournalist zeigte Tricks und Tools, wie man den Betrügern auf die Schliche kommen kann. Auch er sagte: Programmieren musss man nicht können.

Dass Medienschaffende eine wichtige Kontrollfunktion bei neuen digitalen Projekten haben – seien es private oder staatliche Initiativen – liess auch Jens Kaessner durchblicken. Der stellvertretende Leiter Telecomrecht beim Bundesamt für Kommunikation (Bakom) sprach im Q & A mit Timo Grossenbacher von investigativ.ch über die Hintergründe von Digitalisierung, IT und Gesellschaft.

Vernetzung über die Redaktionsgrenzen hinweg

Das Recherche-Netzwerk investigativ.ch und das Online-Magazin Republik ziehen eine positive Bilanz der ersten Swiss Tech Journalism Conference. Das Interesse war gross – interessanterweise nicht nur von Seiten der Medienschaffenden, sondern auch von engagierten Informatikern und anderen Personen aus der IT-Branche. Die interessanten Diskussionen wurden beim anschliessenden Apéro weitergeführt.

Die durch Simultanübersetzung zweisprachig durchgeführte Veranstaltung wurde von der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung finanziell unterstützt. Timo Grossenbacher, Vorstandsmitglied von investigativ.ch und Leiter Automated Journalism bei Tamedia, führte durch den Abend. (pd/cbe)



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