24.01.2017

World Web Forum Zürich

Machine Learning und digitale Business-Strategien

Inspiration von hochkarätigen Referenten: Beim World Web Forum sprach Google-IT-Infrastrukturchef Urs Hölzle über Chancen und Grenzen von Künstlicher Intelligenz. Bundesrat Schneider-Ammann ehrte den Internet-Erfinder Tim Berners-Lee für sein Lebenswerk und erhielt selbst das «Digitale Manifest» überreicht.
World Web Forum Zürich: Machine Learning und digitale Business-Strategien
Mehr als 2'000 Teilnehmer werden während den beiden Konferenz-Tagen erwartet. (Bilder: World Web Forum)

Es handle sich um die grösste Veranstaltung zur Digitalisierung in der Schweiz, sagen die Organisatoren. Tatsächlich kamen am Dienstag über 1400 Leute nach Oerlikon, wo im Stage One das fünfte World Web Forum stattfand. Beim erstmals zweitägigen Anlass handle es sich nicht um eine Tech-, sondern um eine Business-Konferenz, betonte Gründer Fabian Hediger am Rande im Gespräch mit persoenlich.com. «Wir sprechen an diesem Anlass nicht über Digitalstrategien, sondern es geht um Geschäftsstrategien in einer digitalen Welt».

CEOs und Werber mit dabei

Die Teilnehmer, darunter auffällig viele CEOs wie etwa Urs Schaeppi (Swisscom), Ivo Furrer (Swiss Life) oder Susanne Ruoff (Post), Marc Walder (Ringier), Christoph Tonini (Tamedia), aber auch Kaderleute der Werbebranche wie Markus Gut, Roman Hirsbrunner, Dennis Lück oder Curdin Janett, erwartete ein hochkarätiges Podium.

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Während Insead-Professorin Herminia Ibarra in ihrem Referat über moderne Führungsstrategien für mehr Mut plädierte und aufforderte, erst zu tun und später zu analysieren anstatt immer zuerst zu denken, bevor man handelt, sprach Google-IT-Infrastrukturchef Urs Hölzle über Künstliche Intelligenz.

Roboter können nicht führen

Firmenchefs drohe noch lange keine Gefahr, durch Roboter ersetzt zu werden. «Ich denke, es ist schwierig, Management und Führung zu automatisieren», sagte er. Denn es gebe viele Aspekte menschlicher Interaktion, die für uns Menschen offensichtlich seien, aber maschinelles Lernen absolut nicht beherrsche. «Da besteht noch eine grosse Kluft», sagte der Baselbieter, der nach den Google-Gründern Sergey Brin und Larry Page der dienstälteste Mitarbeiter des Suchmaschinenkonzerns ist.

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Menschliche Kommunikation zu verstehen, sei für Computer ziemlich schwierig. Management und Führung habe viel mit Interaktionen von Menschen zu tun, mit Motivation und Kommunikation. Dies dürfte maschinelles Lernen in dieser Dekade nicht ersetzen können, sagte Hölzle. Heute beherrsche maschinelles Lernen beispielsweise, ob ein Foto einen Strand zeige und ermögliche die Suche danach im Fotoverzeichnis.

Bessere Zusammenarbeit

Chancen biete maschinelles Lernen bei der Verbesserung der Zusammenarbeit in Firmen. Wenn ein Angestellter an einem bestimmten Thema arbeite, könne der Computer Vorschläge machen, welche Dokumente als nächste benötigt würden. Oder es könne einen E-Mailschreiber daran erinnern, wenn er jemanden aus einer bestimmten Gruppe vergessen habe, ins Adressfeld einzutragen, sagte Hölzle. Durch maschinelles Lernen werde die Zusammenarbeit in grossen Organisationen verbessert.

Auszeichnung für Webpionier

Anders als bei ähnlichen Business-Anlässen: Auch nach dem Mittagessen lichteten sich die Reihen nicht, im Gegenteil: Weil es zu wenige Sitzplätze gab, mussten einige Teilnehmer die Referate im Stehen anhören. Obschon sie für ihr Eintrittsticket 2000 Franken bezahlt hatten, schien das niemanden zu stören.  

Notfalls am Rand stehend, verfolgte das Publikum wie der Erfinder des öffentlichen Internets, Tim Berners-Lee, für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Der Preis wurde dem Briten von Bundesrat Johann Schneider-Ammann überreicht.

Http erfunden

Der Physiker und Informatiker Berners-Lee stellte vor einem Vierteljahrhundert die erste öffentlich zugängliche Webseite der Welt am Cern in Genf vor. Auf ihn geht die gemeinsame «Sprache» zurück, in der am Internet angeschlossene Rechner kommunizieren und Daten austauschen können. Diese Sprache wurde Hypertext Transfer Protocol, kurz HTTP, genannt. Zudem legte Berners-Lee die Grundlagen für das Surfen im Internet von einer Webseite zur anderen.

Johann Schneider-Ammann seinerseits erhielt ebenfalls ein Präsent: Damit die Schweiz in der digitalen Transformation weltweit eine führende Rolle spielen kann, haben 50 Unternehmer, Wissenschaftler, Pioniere und Politiker zusammen mit der Standort-Initiative digitalswitzerland ein digitales Manifest verfasst. Dieses haben sie dem Bundesrat übergeben. (eh/sda)



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