Am 24. Mai 2022 dauert der russische Angriffskrieg auf die Ukraine bereits drei Monate. Mit dem Appell «Gemeinsam für die Demokratie» wollen die Initiantinnen und Initianten gemäss einer Mitteilung innehalten und daran erinnern, dass unsere freiheitlichen, demokratischen Errungenschaften nicht selbstverständlich sind. Der Appell fordert dazu auf, «das Verbindende zu fördern und unter Achtung der Vielfalt gegen Tyrannei einzustehen». Er orientiert sich an der Präambel der Schweizer Bundesverfassung und bringt eine einzigartige Vielfalt bedeutender Persönlichkeiten zusammen: Vom Gewerkschaftspräsidenten Pierre-Yves Maillard bis zur Direktorin Economiesuisse-Direktorin Monika Rühl; vom AUNS-Präsidenten Lukas Reimann bis zur Co-Präsidentin von Operation Libero Sanija Ameti; vom «Büezer Bueb» Trauber bis zur Slam-Poetin Lara Stoll; von Micheline Calmy-Rey bis Adolf Ogi; von Beni Thurnheer bis Helen Keller.
Diese Persönlichkeiten würden für unterschiedlichste politische Einstellungen, für eine Vielfalt gesellschaftlicher Sparten und Milieus einstehen. Und doch eine sie die Sorge um Freiheit und Demokratie in einer Zeit zunehmender autoritärer und autokratischer Anmassungen nicht nur in Russland. So betont Mitte-Präsident Gerhard Pfister: «Die Demokratie ist weltweit auf dem Rückzug. Umso wichtiger wird das gemeinsame Einstehen für die Werte der Demokratie, auch in der Schweiz», lässt sich Mitte-Präsident Gerhard Pfister in der Mitteilung zitieren. Und Krimi-Autorin sagt: «In einer Demokratie zu leben, ist ein Geschenk, aber auch eine Verantwortung.» Während der Osteuropahistoriker Jeronim Perovic betont, dass Demokratie kein Ruhezustand sei, sondern die Bereitschaft fordere, Kontroversen auszuhalten: «Stillstand ist die Kapitulation der Demokratie».
Der Appell ist am Vorabend zum 24. Mai im Stapferhaus in Lenzburg lanciert worden. In Anlehnung an den Speaker’s Corner am Hyde Park stehen dort Podeste, auf denen verschiedene Rednerinnen und Redner in kurzen Sequenzen ihre Gedanken äussern und damit laut Mitteilung auch «aufstehen für die Demokratie».
Initiiert wurde der Appell vom Verein #StandUp4Democracy. Dies ist eine Gruppe um das Co-Präsidium Michael Hermann und Stefanie Pfändler, die sich am Tag des Kriegsbeginns spontan zusammengefunden und noch für denselben Tag eine stille Kundgebung in Zürich organisiert hatte. Ende Februar folgte eine grosse Kundgebung mit rund 20'000 Teilnehmenden auf dem Zürcher Münsterhof, die aufgrund «ihres verbindenden und besinnlichen Charakters viel Beachtung gefunden» hatte. Die positiven Erfahrungen der beiden Kundgebungen waren laut Mitteilung Auslöser für dieses Appellprojekt. Das Projekt wird finanziell unterstützt durch die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) sowie die Stiftung Mercator Schweiz.
«Dass so viele unterschiedliche Menschen den Appell unterstützen, bestärkt uns in unserer Überzeugung, dass es in dieser Sache für einmal nicht um politische Gesinnung oder Parteizugehörigkeit geht, sondern um nichts weniger als unsere demokratischen Grundwerte, die uns alle verbinden», wird Stefanie Pfändler zitiert. Michael Hermann ergänzt: «Wir stellen mit Absicht keine konkreten politische Forderungen. Unser Ziel ist es, die Wichtigkeit des Einstehens für gemeinsame Grundwerte bewusst zu machen». Er verweist zudem auf einen Schlüsselsatz des Appells, dass «frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und sie gegen Unfreiheit verteidigt». (pd/tim)
*Eine Übersicht der beteiligten 55 Persönlichkeiten findet sich hier.