08.02.2022

Jean Etienne Aebi

«Alles radikal authentisch»

Der ehemalige Werber und heutige Singer-Songwriter Jean Etienne Aebi bringt sein neues Album «Zürischnurre» heraus. Im Interview spricht er über seine Inspiration und eine YouTube-Talkshow als Marketingtool.
Jean Etienne Aebi: «Alles radikal authentisch»
Jean Etienne Aebi. (Bild: zVg)
von Matthias Ackeret

Sie waren erfolgreicher Werber, später Künstler. Was hat Sie bewogen, Mundartlieder zu komponieren und zu singen?
Im Frühling 2020 forderte der Bundesrat: Bleibt zu Hause. Ich bezog das auch auf die Sprache und verfasste, statt wie bisher in Englisch, unzählige Songs in Züritüütsch. 12 haben es dann auf das kommende Album geschafft plus vier als Bonustracks auf die CD.

Wo holen Sie die Inspiration zu Ihren Songs?
Immer und überall. Eine Stelle in einem Buch. Kita-Kids auf dem Spielplatz. Triste Erinnerungen, krude Fantasien. Ein Satz eines Journalisten, so zum Beispiel mal im Das Magazin «Müssen Sie wissen, wie dieser Vogel heisst? Er weiss es ja selbst nicht!», der den Song «Meh Läbe als dezue säge» ausgelöst hat. Dann wechsle ich als chronischer Schlechtschläfer um vier Uhr morgens an das MacBook und hau die Story in die Tasten.

Die Aufnahmen klingen sehr professionell. Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Professionell halt. Dieses Mal mit dem Lucky Punch, Ueli Bleuler als Produzenten zu gewinnen, der schon vor langer Zeit als Texter in meiner Werbeagentur auch Musik zu Werbespots kreierte. Damit kam es zum Band-Set mit ihm an der Gitarre, Severin Graf am Bass, Stee Gfeller am Schlagzeug, alles exzellente Rocker, und mir am Mikro plus auch mal etwas an der Geige. Und mehr Profi als er ist keiner: Michael Dolmetsch, der das Recording und Mixing übernahm – wie schon für mein Album «Be You».

Wie würden Sie selbst Ihre Musik umschreiben?
«Einfall oder Abfall», der Titel meines früheren Sachbuch-Bestsellers, gilt für mich weiterhin. Eigenständigkeit setzt aber Eigensinnigkeit voraus, den Verstoss gegen die üblichen Mainstream-Regeln. Für «Zürischnurre» nun lyrische Finesse gegen rohen Powersound. Wo andere Singer-Songwriter auf nicht viel mehr als eine Gitarre setzen, trete ich mit einer Southern-Rockband an. Und das nicht repetitiv eintönig, stattdessen vielfältig überraschend. Von unsinnig bis hintersinnig, Scherzfreud bis Herzschmerz, das trifft auf die Texte zu. Alles radikal authentisch, notabene auch meine Kiesrauchstimme.

Wie wollen Sie Ihre Songs jetzt im Markt bekannt machen?
Mit dem vollen Programm. Integrated Multi-Channel-Marketing in Social'n'Unsocial Media plus Newsletters, B2P, P2P pipapo. Der Fokus von all dem liegt aber auf einer Reihe von Talkshows, einem völlig alternativen Ansatz. Normalerweise lanciert ja ein Musiker mal eine Single und dann kommt irgendwann das Album. Bei uns sind es sechs Single-Releases mit Live-Bandauftritten innerhalb von echten Video- Talkshows in der legendären Splendid Piano Bar mit spannenden Persönlichkeiten: Alberto Venzago, Roger Schawinski, Lilly Martin, Frank Bodin, Marc Amacher und Ellen Ringier. Zu erleben auf YouTube, Facebook, Instagram und auch auf Star TV. Der grandiose Anstoss dazu kam von Lukas Moser, LM-Enterprises, die Realisation von Aufnahme bis Editing lag bei Jonas Furrer, u.a. DOP für den Kulturplatz auf SRF.

Was war die bemerkenswerteste Aussage in diesen Gesprächen?
Keine Ahnung, was ich da sagen soll. All meine Gäste verblüfften mit unterhaltsamen wie auch weniger bekannten Seiten von sich. In der Kürze eines jeweils nur gut viertelstündigen Talks lag auch da die Würze. Reduce to the max halt.

Sind auch Live-Auftritte geplant?
Ja. Im Juni findet der Release des Albums mit der Platten-Taufe und Party statt. Endlich wieder mal on stage, was ich ja beileibe nicht so oft bin. Mit all den kleinen Fehlern, die in einer Live-Performance passieren können, aber einem Mood, den es halt nur so, in Interaktion mit dem Publikum gibt.

Würden Sie heute – wenn Sie nochmals am Beginn Ihrer Karriere wären – Musiker werden?
Das wollte ich schon immer. Mit 14 Jahren ein Pickup für die akustische Gitarre selber gebastelt, als Amp und Lautsprecher ein Grundig Spulen-Tonbandgerät, das bei meinen Blues-Auftritten regelmässig den Geist aufgab. Nun ja, meine klassische Musik praktizierenden Eltern fanden mein U-Musik-Zeug halt nicht dringend förderungswürdig. Und dann nahm mich die Werbung voll rein. So habe ich halt erst einiges später zurück zu meinen Wurzeln gefunden, um mich mehrmals zu reloaden. Als Bilder- und Objekte-Macher, als Jazz-Violinist und schliesslich als Bluesrocker.

Die erste Zürischnurre-Talkshow mit Alberto Venzago ist ab Mittwoch, 9. Februar, um 12 Uhr hier zu sehen.


*Jean Etienne Aebi prägte viele der populärsten Werbekampagnen. Die Werberlegende sass in den Jurys der meisten Kreativwettbewerbe, war selbst einer der höchstdekorierten Konzepter und «Werbemann des Jahres» in Deutschland und der Schweiz. Er war Vorstandsmitglied des Art Directors Club of Europe und Präsident des ADC Schweiz.



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Kommentare

  • Andi Neukomm, 09.02.2022 14:16 Uhr
    «Die Aufnahmen klingen sehr professionell» - bitte was? Ein erfolgreicher Werber, mag sein, ein miserabler «Sänger» auf jeden Fall. Grauenhaft.
Kommentarfunktion wurde geschlossen

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