27.04.2025

ESC 2025

Basel brennt auf das ganz grosse Stadtfest

Das Beiprogramm ist gefixt, die Bühne in der St. Jakobshalle steht, die Hotels sind praktisch ausgebucht und die Gastronomie gebrieft: In Basel steigert sich 14 Tage vor der ESC-Woche die Vorfreude ins Unermessliche.

In zwei Wochen ist es so weit: Am 11. Mai wird nach gut neun Monaten Vorbereitungszeit in Basel der Turquoise Carpet zur Eröffnung des Eurovision Song Contest 2025 ausgerollt. Es soll der längste Teppich der ESC-Geschichte sein.

Der Teppich wird vom Basler Rathaus über den Rhein bis zur ESC Village am Basler Messegelände führen. Flankiert von den Fans und begleitet von Basler Fasnachtsformationen, Alphornbläsern und Techno-Acts werden die 37 Länderdelegationen den 1,2 Kilometer langen Weg in Oldtimer-Tramzügen zurücklegen.

Auch sonst hat man sich in Basel viel rekordverdächtiges vorgenommen. Der Basler Regierungspräsident Conradin Cramer (LDP) spricht auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA von der «grössten Musik-TV-Show, flankiert von einem noch nie dagewesenen Stadtfest für alle Menschen».

Zu diesem Stadtfest gehört bereits am Nachmittag des 3. Mai eine Ü-60-Disco, die mit über 1400 verkauften Tickets als als «weltweit grösste» ihrer Art präsentiert wird. Dieses Verdikt gilt gemäss Angaben der Verantwortlichen auch für den grossen Pre-Show-und Public Viewing-Anlass Arena plus im Fussballstadion St. Jakob-Park am Finaltag vom 17. Mai mit Platz für 36'000 Personen.

Ein grosses Fest in der ganzen Stadt

Während der ESC-Woche wird sich die Stadt vom Bahnhof SBB bis zum Messeplatz als grosse Festmeile präsentieren. Mittelpunkt wird der Barfüsserplatz sein - mit einem grossen Musikprogramm und möglicherweise sogar mit einer spontan vorgezogenen Meisterfeier für den FC Basel.

Cramer gibt sich zuversichtlich, dass Basel alles im Griff hat. «Wir haben uns viel, aber nicht zu viel vorgenommen.» Er fühlt den ESC vollauf getragen von der Bevölkerung und von den Kulturinstitutionen.

Der Zuspruch übertreffe alle seine Vorstellungen, angefangen vom grossen Bekenntnis an den Abstimmungsurnen bis hin zum konkreten Engagement der vielen Menschen. «Es ist unglaublich», so Cramer. Nach seinem in den Socialen Medien viral gegangenen Tanzauftritt nach dem Zuschlag für Basel im vergangenen August, werde er das Tanzen aber den Profis überlassen, so Cramer.

Basel Tourismus auf Kurs

Voller Tatendrang und Zuversicht zeigt sich auf Anfrage auch die Direktorin von Basel Tourismus, Letizia Elia. «Es ist eine sehr intensive Zeit, die Nervosität steigt, aber wir sind auf Kurs», sagte sie.

Sie sieht im ESC und auch in der bald darauf folgenden Women's Euro als eine grosse Chance, den Namen Basel als Event-Stadt in die Welt zu tragen, ohne sich dabei gleich als explizite Party-Stadt zu positionieren. «Unsere Stärken sind und bleiben Themen wie Kunst, Kultur und Architektur.»

Basel erwartet am ESC bis zu 500'000 Touristinnen und Touristen. Mit einem «Get ready!"-Anlass hat Basel Tourismus das Gastgewerbe auf den Anlass vorbereitet. «Unter anderem machten wir auf besondere Bedürfnisse der Gäste, wie längere Frühstückszeiten und ein längeres Angebot an warmer Küche aufmerksam», so Elia.

Und mit einer «Friends of Eurovision-Branding-Box» können Hoteliers, Restaurants, Geschäfte und Kulturinstitutionen mit Plakaten, Postkarten, Fahnen bis hin zu Pins oder Bierdeckeln auch optisch ein ESC-Zeichen setzen - ein Angebot, das rege in Anspruch genommen werde.

Mehrheitlich zufrieden zeigt sich Franz-Xaver Leonhardt, Präsident der Basler Sektion von Hotellerie Suisse, mit dem Verhalten der Basler Hotels. Sie wurden mit einem Agreement darauf eingeschworen, die Preise für Hotelzimmer, die aus dem frühzeitig vorreservierten Kontingent von Basel Tourismus wieder auf den Markt kamen, preislich nicht über das Doppelte hinaus anzubieten.

«Ausser an den Finaltagen halten sich die Betriebe grossmehrheitlich an die Abmachungen», so Leonhardt auf Anfrage. Es gebe einzelne Ausreisser, diese seien aber meistens nicht Mitglied im Verband.

Elia bestätigt diese Eindrücke. Zwar seien auf Buchungsplattformen wie Booking.com noch immer einzelne hochpreisige Angebote zu finden. Diese würden beim eher preissensitiven ESC-Publikum aber auf keine sonderlich grosse Resonanz stossen.

Palästina-Demos angekündigt

Für die Sicherheit werden in Basel knapp acht Millionen Franken eingesetzt. Über die «Anzahl der eingesetzten personellen Mittel» könne er aus polizeitaktischen Gründen keine Auskunft geben, sagte der Basler Polizeisprecher Stefan Schmitt. In einem Interview mit der «Basler Zeitung» hatte die Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann jedoch von 1300 zusätzlichen Polizeikräften gesprochen. Die Schweizer Armee entsendet zudem 40 Soldaten nach Basel.

Auf dem Messenger-Dienst Telegram kündigen Palästina-Aktivisten unter dem Titel «Escalate for Palestine» mehrere Demonstrationen während der ESC-Woche an. Schmitt gibt sich dazu zurückhaltend: Alle Demonstrationsgesuche würden individuell geprüft, sagte er. (sda/nil)


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