28.10.2024

Gérard Depardieu

Prozess wegen sexueller Übergriffe auf 2025 verschoben

Der Strafprozess gegen den französischen Schauspieler Gérard Depardieu wegen des Vorwurfs sexueller Belästigung ist auf Bitten des Angeklagten verschoben worden.
Gérard Depardieu: Prozess wegen sexueller Übergriffe auf 2025 verschoben
Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu 5 Jahre Freiheitsentzug: Gérard Depardieu, hier eine Aufnahme von Anfang 2023. (Bild: Keystone/DPA/Jens Kalaene)

Das Pariser Strafgericht entschied am Montag nach anderthalbstündiger Beratung, erst Ende März 2025 in der Sache zu verhandeln. Es kam damit dem Antrag von Depardieus Anwalt Jérémie Assous nach, der wegen des Gesundheitszustands der 75 Jahre alten Filmlegende um einen neuen Termin gebeten hatte. Bis Anfang März muss die Verteidigung des Schauspielers ein medizinisches Gutachten vorlegen.

Wie Verteidiger Assous im Sender France Info zuvor erklärte, haben Depardieus Ärzte diesem verboten, bei der Anhörung zu erscheinen. Der Darsteller bitte um eine Terminverschiebung, um persönlich anwesend sein zu können. Er würde gerne zu Wort kommen, erklärte der Anwalt weiter. Ursprünglich wollte der Pariser Strafgerichtshof an diesem Montag verhandeln. Auch das Urteil war erwartet worden.

Bis zu 5 Jahre Freiheitsentzug möglich

Sollte der Schauspieler schuldig gesprochen werden, drohen dem Darsteller laut Pariser Staatsanwaltschaft Strafen, die bis zu 5 Jahren Freiheitsentzug und zusätzlich 75’000 Euro Geldstrafe reichen. Und damit wohl das endgültige Aus seiner Karriere.

Bei dem Prozess soll Depardieu («Cyrano von Bergerac», «Asterix und Obelix») anwesend sein. Sein neuer Anwalt, Jérémie Assous, sagte dem Radiosender France Info, dass der Darsteller beabsichtige, vor Gericht zu erscheinen. Er wolle beweisen, dass er «lediglich das Ziel falscher Anschuldigungen» sei. Wie er weiter erklärte, wollten die Klägerinnen sich durch Entschädigungsforderungen mit Beträgen zwischen 6000 und 30’000 Euro bereichern.

Klage wegen sexueller Übergriffe und sexistischer Beleidigungen

Eine der beiden Klägerinnen, eine Dekorateurin, beschuldigt laut Informationen der Pariser Staatsanwaltschaft den Schauspieler, sie an sich gezogen zu haben, als er in einem Korridor sass und sie an ihm vorbeiging. Dabei soll er sie mit seinen Beinen eingeklemmt, ihr Gesäss, ihr Geschlecht und ihre Brust über ihrer Kleidung berührt haben.

Dabei soll er seine Gesten mit obszönen Bemerkungen begleitet haben. Sie hat im Februar gegen ihn wegen sexueller Übergriffe, sexueller Belästigung und sexistischer Beleidigungen Klage erhoben.

Die zweite Frau, eine Assistentin des Regisseurs, gab laut Staatsanwaltschaft an, dass Depardieu sie am Drehort an Brust und Gesäss berührt haben soll. Zuvor soll er sie bereits auf der Strasse belästigt haben. Sie reichte im März 2024 Klage ein.

Weitere Missbrauchsvorwürfe gegen ihn

Seit Jahren schon melden sich immer mehr Frauen zu Wort, die dem preisgekrönten Darsteller sexuelle Übergriffe vorwerfen. So hat ihn 2018 die Schauspielerin Charlotte Arnould verklagt. Seit 2020 wird in diesem Fall ermittelt. An Arnould soll er sich zweimal vergangen haben. In dem Fall könnte Depardieu der nächste Prozess drohen.

Die Online-Zeitung Mediapart, die regelmässig mit Enthüllungsgeschichten für Aufsehen sorgt, veröffentlichte im April 2023 einen Artikel, in dem 13 Frauen ihn sexueller Übergriffe oder unangemessener sexueller Äusserungen beschuldigten. Sie prangern Vorfälle an, die sich hauptsächlich bei Dreharbeiten von Filmen zwischen 2004 und 2022 ereignet haben sollen.

Depardieu bestreitet die Vorwürfe

Depardieu bestreitet die Vorwürfe vollständig. In einem in der Zeitung Le Figaro Anfang Oktober 2023 veröffentlichten Brief bezeichnet er sich als Opfer einer «medialen Lynchjustiz». Darin gab er zu, sein ganzes Leben lang «provoziert, übertrieben, manchmal ausfällig» gewesen zu sein, aber kein Vergewaltiger zu sein. Des Weiteren schrieb er, dass Arnould freiwillig mit ihm auf sein Zimmer gegangen sei.

Ende 2023 schockierte Depardieu auch mit frauenfeindlichen und entwürdigenden Kommentaren in dem ausgestrahlten investigativen TV-Magazin «Complément d'enquête» über seine Reise nach Nordkorea, auf der er unter anderem ein Gestüt besuchte.

In der Reportage sagt er vor laufender Kamera während ein junges Mädchen auf einem Pferd im Bild erscheint: «Frauen reiten gerne, weil ihre Klitoris am Sattel reibt». Depardieu behauptet, dass die Bilder aus dem Kontext genommen worden und fiktiv seien. Mitte Oktober hat ein Pariser Gericht angeordnet, ein Gutachten zu erstellen, um festzustellen, ob die Aufnahmen manipuliert wurden.

Von der Filmikone zur Persona non grata?

Depardieu hat in über 200 Filmen gespielt, viele sind zu Klassikern des Kinos geworden, wie «Die Ausgebufften», «Cyrano von Bergerac» und «Die letzte Metro». Seit den sich häufenden Anschuldigungen nehmen jedoch immer mehr Menschen Abstand zu ihm.

France Télévisions, Frankreichs öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt, liess vor Wochen schon wissen, dass man Sendepläne mit Depardieu überprüfen und erst einmal alle Projekte mit ihm auf Eis legen werde. Auch auf eine Zusammenarbeit mit ihm für den Animationsfilm «La plus précieuse des marchandises» von Michel Hazanavicius wurde verzichtet – im gegenseitigen Einvernehmen, wie es hiess. (sda/nil)


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