11.05.2016

Cannes

Woody Allen sieht sich ausser Konkurrenz

Filme seien für Wettbewerbe nicht geeignet, kritisiert der 80-jährige die Jurierung nach der Eröffnung des Festivals.
Cannes: Woody Allen sieht sich ausser Konkurrenz

Die dunklen Wolken über Cannes können Woody Allens Stimmung nicht trüben. Mit seiner romantischen Komödie «Café Society» eröffnet der Regie- Altmeister am Mittwochabend als erster Regisseur zum dritten Mal die renommierten Filmfestspiele. Sein 46. Werk ist zugleich sein 14. Film, der an der Croisette ausser Konkurrenz läuft. Schliesslich glaube er «nicht an künstlerische Wettbewerbe». «Wettbewerb ist für Sport geeignet, nicht für Filme», sagte der 80-Jährige bei einer launigen Pressekonferenz im Vorfeld der abendlichen Premiere. «Am Ende dieses Festivals wird eine Jury einen Film zum 'Besten Film' küren, aber ich halte den vielleicht für den langweiligsten Film. Es ist alles so subjektiv. Man kann ja auch nicht bestimmen, ob ein Rembrandt besser als ein El Greco ist, Matisse besser als Picasso.»

Nach Cannes komme der US-Amerikaner auch ohne Wettbewerbsgedanken gerne. «Ich liebe die Atmosphäre, den Enthusiasmus der Menschen und die Tatsache, dass alle wirklich wegen der Filme herkommen», so Allen, der sich mit 80 noch «jugendlich, agil und geistig wachsam» fühlt. «Es ist Glück! Mein Vater wurde über 100, meine Mutter fast 100. Wenn das vererbt wird, habe ich den Jackpot geknackt!»

An die Côte d' Azur wird Allen - abgesehen von Kameramann Vittorio Storaro («Apocalypse Now») - von Stars einer jüngeren Generation begleitet: Neben den Hauptdarstellern Jesse Eisenberg und Kristen Stewart sind auch Co-Stars Blake Lively und Corey Stoll angereist. «Café Society» handelt vom jungen Bobby Dorfman (Eisenberg), der in den 1930er-Jahren von New York nach Hollywood aufbricht, um in der Filmindustrie Fuss zu fassen. Bald verliebt er sich (vorerst unglücklich) in Vonnie (Stewart), die Sekretärin seines Onkels (Steve Carell), einem mächtigen Filmproduzenten.

Kritische Worte von Kristen Stewart

Während es für den 32-jährigen Jesse Eisenberg die zweite Zusammenarbeit mit Allen nach «To Rome with Love» (2012) war, drehte Kristen Stewart zum ersten Mal mit dem Filmemacher. Die 26-Jährige habe anfangs daran gezweifelt, ob sie in das sehr spezielle Woody-Allen-Universum passe. «Ich musste noch nie so sehr von mir selbst abweichen für eine Rolle», meinte Stewart, die im Film als Vonnie die Wandlung von der naiven Sekretärin aus Nebraska zur Pelz tragenden, kultivierten Schönheit vollzieht. «Er hat wohl etwas in mir gesehen, das ich bisher nicht gesehen habe. Es ist die beste Beziehung, die man mit einem Regisseur haben kann, wenn er einem etwas Neues von sich selbst zeigen kann.» Näher ist Stewart das Bild einer scheinbar glamourösen, aber zutiefst opportunistischen Branche, die Allen in seinem nostalgischen Film über das Hollywood der 30er-Jahre zeichnet. «Es ist wohl in den meisten Branchen so, dass Menschen einander übergehen, um selbst an die Spitze zu kommen. Aber Hollywood ist so oberflächlich, dass es offensichtlicher ist», so Stewart, die sich seit dem Hype um die Vampirfilmreihe «Twilight» vermehrt kritisch gegenüber der Branche und den Medien geäussert hat. (sda/sg)



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240425