Frank Bodin begründet seine BAG-Kritik

Offener Brief - «Euer Spot ist nur Information, die schulmeisterlich in Münder gelegt wird, emotionsfrei, kalt, unkreativ. Bevormundung ist das dominierende Gefühl», schreibt der Präsident des Art Directors Club Switzerland an die Adresse von David Schärer von Rod.

von Edith Hollenstein

Wirr, abgedroschen oder zu wenig alarmierend: Die Kommunikation des Bundes und des Bundesamts für Gesundheit BAG steht nun, anders als zu Beginn der Pandemie im Frühling, vermehrt in der Kritik. Wäre ein neuer «Mr. Corona» sinnvoll? Ist der Ton allenfalls zu zögerlich? David Schärer, Mitgründer der vom BAG mandatierten Agentur Rod, nahm letzte Woche in einem ausführlichen persoenlich.com-Interview zu diversen Kritikpunkten Stellung und erklärte die Hintergründe seiner Kampagne.

BAG-Spot sei «emotionsfrei, kalt, unkreativ»

Im Zuge dessen antwortete er auf das Urteil von Frank Bodin. Der ADC-Präsident hatte zuvor getwittert, der neue Spot «Der Bundesrat sind wir alle» zeuge von «kompletter Strategielosigkeit in der Kommunikation». Woraufhin Schärer im Interview sagte, er könne auf Bodins Kritik keine Stellung nehmen, denn der Punkt der «Strategielosigkeit» sei ein «Totschlagargument».

Das will Bodin nicht auf sich sitzen lassen. Er erklärt sich in einem offenen, auf persoenlich.com/blog veröffentlichten Brief:

«Lieber David (…) Gute Kommunikation ist Information plus Emotion: Kopf und Herz. Euer Spot ist nur Information, die schulmeisterlich in Münder gelegt wird, emotionsfrei, kalt, unkreativ. Bevormundung ist das dominierende Gefühl, das Gegenteil von Selbstverantwortung und Gemeinsinn.»

Schärer begrüsst «Qualitätsdebatte»

Als Beispiel für ein besseres Werk führt Bodin, der früher mehrfach erfolgreiche Kampagnen fürs BAG kreiert und umgesetzt hatte, die provokativen Spots der deutschen Bundesregierung an, die am Wochenende für viel Wirbel gesorgt hatten. Diesen Spots aus Deutschland würde eine Strategie zugrunde liegen, die zu frischen, überraschenden Ergebnissen führe, so Bodin.

David Schärer von Rod will sich am Dienstag nicht im Detail äussern. Er schreibt auf Anfrage: «Ich schätze Franks Kritikform dieses offenen Briefs, darüber kann man tatsächlich streiten. Die Debatte bringt die Qualität voran, und nicht apodiktische Urteile.»