01.12.2003

"Im heutigen Wirtschaftsumfeld ist keine Kommunikationsfunktion wirklich einfach"

Andrea Hemmi (Bild) ist vor knapp zwei Wochen als Leiterin Corporate Communications bei Kuoni angetreten. Vor ihrer neuen Tätigkeit war die 36-Jährige eineinhalb Jahre Kommunikationschefin von McDonald's Schweiz. Weil sich der ehemalige Chef dort ein "sexual harassement" in der Kommunikationsabteilung zu Schulden kommen liess, trat Hemmi aus Protest zurück. Jetzt sucht sie nach einer dreijährigen Tätigkeit beim Ex-Privatsender TV3 und dem kurzen Gastspiel bei McDonald's die Herausforderung beim grössten Schweizer Tourismuskonzern. Das Interview:
"Im heutigen Wirtschaftsumfeld ist keine Kommunikationsfunktion wirklich einfach"

Kuoni segelt zur Zeit durch schweres Fahrwasser, Ihr Vorgänger Stephan Wehrle hat das Haus nach nur gut einem Jahr bereits wieder verlassen. Was reizt Sie an diesem Job?

Ich glaube, dass im heutigen Wirtschaftsumfeld keine Kommunikationsfunktion wirklich einfach ist. Mit Kuoni habe ich mich für ein sehr reizvolles Produkt und ein sympathisches Arbeitsumfeld entschieden. Wer Reisen verkauft, macht Träume wahr -- es gibt wohl kaum ein spannenderes Produkt zu kommunizieren.

Die Tourismusbranche ist neu für Sie. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Ich bin aus Agenturzeiten gewohnt, mich rasch in ein neues Thema einzuarbeiten. Weiter verbuche ich die nächste Wochen als Einarbeitungsphase, in der ich unter anderem viele Gespräche mit Mitarbeitern führe, um möglichst effizient Informationen sammeln zu können. Im Vorfeld habe ich natürlich auch intensiv die Medienberichterstattung über Kuoni verfolgt.

Wo sehen Sie nach Ihren ersten 14 Tagen bei Kuoni den grössten Unterschied zu McDonald's?

Es gibt Parallelen und Unterschiede. Beides sind Grossunternehmen, beides sind emotionale Marken. McDonald’s hält jedoch den Markenauftritt weltweit bewusst sehr einheitlich, während Kuoni sich mit verschiedenen starken Marken wie Helvetic Tours, Edelweiss Air oder Apollo klar zu einer Multi Brand Strategie bekennt. Das hat auch Auswirkungen auf die Kommunikation.

Wo setzen Sie den Schwerpunkt Ihrer Arbeit?

Der Reisesektor ist eine ausgesprochen publikumsnahe Branche. Entsprechend gross ist das Interesse an Kuoni. Die Kunden projizieren ihre Emotionen, Träume und Sehnsüchte in die Marke, während gleichzeitig auch die Mitarbeiter, Medienschaffenden und Mitglieder der Financial Community bestimmte Erwartungen an das Unternehmen Kuoni haben. Der Schwerpunkt meiner Arbeit ist, den Ansprüchen all dieser Dialoggruppen kommunikativ möglichst gerecht zu werden.

Kuoni hat in den drei ersten Quartalen 2003 77 Prozent weniger Gewinn als im Vorjahr erzielt. Wo liegen momentan die grössten Probleme in der Reisebranche?

Die Reisebranche ist neben politischen Ereignissen auch von der Konjunktur abhängig. Nachdem die Börse und die Wirtschaft in letzter Zeit jedoch wieder vermehrt positive Signale aussenden, ist davon auszugehen, dass wir die Talsohle durchschritten haben und das Geschäft langsam wieder anzieht.

Zum Schluss noch eine private Frage: Welches ist Ihre Lieblingsdestination?

Für Wochenendreisen London, London und nochmals London. Wenn jedoch der Nebel über Zürich hängt, wäre zum Beispiel auch Marrakesch ein sehr empfehlenswertes Ziel: Dreieinhalb Stunden Flug, und schon befindet man sich mitten zwischen Palmenhainen, Minaretten und Souks. Und wenn’s auf grosse Fahrt geht, zieht es mich nach Asien, beispielsweise nach Malaysia, ein überaus facettenreiches Land. Doch sind Sie sicher, dass Sie alle meine Traumziele wissen wollen? (lacht). Die Liste ist nämlich ellenlang...


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