Aktionäre wichtiger als Angestellte

Abbau bei der SDA - Er lasse sich vom Personal keine Limiten setzen, sagt SDA-CEO Markus Schwab. Zudem habe die Depeschenagentur keine Verpflichtungen für einen Service public. Das Ziel sei, Gewinne zu machen.

36 der 150 Vollzeitstellen sollen bei der Schweizerischen Depeschenagentur abgebaut werden. Nachdem die SDA-Führung die Forderungen der Redaktionskommission abgelehnt hatte, trat die Redaktion letzten Dienstag in einen dreistündigen Streik (persoenlich.com berichtete).

Er lasse sich keine Limiten setzen vom Personal, sagte SDA-CEO Markus Schwab gegenüber der «NZZ am Sonntag». «Wer das macht, der wird beruflich nicht alt um mich herum … Uns sind schon Grenzen gesetzt durch die Kunden, die Aktionäre und die Wettbewerbskommission sowie durch das Lohnmodell der Redaktion.» Auf einen Teil seines eigenen Lohnes will er derweil nicht verzichten. «Ich habe schon früher zweimal meinen Lohn reduziert. Die Redaktion wurde bisher weitgehend geschont. Jetzt muss auch sie ein Opfer bringen.»

Aggressive Stimmung

Schwab ist seit zwölf Jahren SDA-CEO. Erst letzten Herbst stellte er fest, dass bei den Kunden eine Unzufriedenheit herrscht – dies, nachdem der damalige Chefredaktor Bernard Maissen aus dem Unternehmen ausschied. «Als er im Herbst die SDA verliess, bin ich von den Kunden kontaktiert worden und habe sie dann getroffen. Da wurde mir klar, dass viel mehr im Argen lag, als man dachte.» Er sei ziemlich perplex gewesen über die aggressive Stimmung, die ihm im Herbst entgegengeschlagen sei, sagte Schwab zur NZZaS.

Bei der Restrukturierung würden Arbeitsgruppen nun Wünsche der Kunden berücksichtigen. «Wir werden weniger Auslandmeldungen verfassen und dafür mehr Meldungen der Auslandagenturen direkt an die Kunden weiterleiten. Wir bauen bei der Wirtschaft ab, weil das viele Redaktionen selbst machen wollen», so Schwab.

Ob die SDA die geplante Zahlung vom Bund annimmt, ist derweil noch unklar. «Die zwei Millionen vom Bund sind keine Subvention, sondern es ist ein Leistungsauftrag, und wir sind frei zu entscheiden, ob wir ihn annehmen … Möglicherweise rechnet sich dieser Auftrag gar nicht.» Die SDA hätte keine Verpflichtung für einen Service public. «Von Landesversorgung zum Nulltarif ist keine Rede», sagte der 55-Jährige. Die Agentur sei nur ihren Aktionären etwas schuldig. «Wir sind keine Nonprofit-Organisation, sondern eine Firma, die das Ziel hat, angemessene Gewinne zu machen.» (cbe)