17.06.2025

Lukas Hässig

«Alles verlief ruhig, dann ging ich Salat essen»

Der Betreiber der News-Plattform Inside Paradeplatz berichtet, wie es zur polizeilichen Durchsuchung sein Büro- und Privaträume kam und wie es ihm dabei erging.
Lukas Hässig: «Alles verlief ruhig, dann ging ich Salat essen»
«Nach zweieinhalb Stunden fuhren wir noch kurz zu mir nach Hause»: Lukas Hässig zur Razzia in seinen Räumlichkeiten. (Bild: zVg)

Herr Hässig, kam diese Razzia für Sie völlig überraschend?
Im 2023 war ich beim Staatsanwalt als Auskunftsperson, da kann es sein, dass man auch plötzlich Beschuldigter wird. Dass dies jetzt passierte, damit hatte ich nicht gerechnet.

Wie ist es abgelaufen? Wann fand die Durchsuchung statt?
Am Dienstag vor zwei Wochen. Der Staatsanwalt, der den Fall bei sich hat, sowie ein halbes Dutzend Polizisten erschienen bei mir im Schiffbau, wo Inside Paradeplatz sein Büro hat. Nach zweieinhalb Stunden fuhren wir noch kurz zu mir nach Hause. Alles verlief ruhig.

Was wurde alles mitgenommen?
Ein Laptop, ein Handy, ein paar Dokumente, Notizbücher. Sie sind auf meinen Antrag hin gesiegelt, als Nächstes entscheidet der zuständige Zwangsmassnahmen-Richter, was genau für die Strafuntersuchung verwertbar ist.

«Bei Journalisten müsse man dann schauen, ob sie einen guten Rechtfertigungsgrund hätten»

Was wirft man Ihnen konkret vor?
Dass ich gegen das im 2015 verschärfte Bankgeheimnis verstossen haben soll. Damals wollte das Parlament dem Handel mit gestohlenen Bankdaten einen Riegel schieben. Bei Journalisten müsse man dann schauen, ob sie einen guten Rechtfertigungsgrund hätten. Dieser wäre im konkreten Fall das Redaktionsgeheimnis, die Medienfreiheit und die Schwere des Falls Vincenz, den ich aufgedeckt hatte.

Wie fühlten Sie sich während und nach dieser Razzia?
In meinem Fall verlief die Razzia ruhig, alle waren sehr anständig. Die Ermittler nahmen das mit, was in ihren Augen für ihre Untersuchung wichtig sein könnte.

Wie lange dauerte die ganze Angelegenheit?
Insgesamt rund drei Stunden. Ein Kantonspolizist und der Staatsanwalt fuhren mich am Ende in einem kleinen Hybrid zurück in den Schiffbau. Dann ging ich Salat essen.

Die letzte Razzia bei einem Medium liegt nun 30 Jahre zurück…
Bei der SonntagsZeitung fuhr damals die bekannte Bundesanwältin Carla Del Ponte ein. Die Staatsgewalt richtete sich damals gegen ein grosses Medium. Bei Inside Paradeplatz handelt es sich um eine kleine Plattform, die vor allem über Banken und ihre vielen Skandale berichtet.

Welche und wie viele Reaktionen haben Sie seit der Bekanntgabe der Hausdurchsuchung bekommen?
Heute meldeten sich einige Redaktionen und viele Unterstützer. Einer schlug vor, einen QR-Code mit der Bankverbindung von Inside Paradeplatz aufzuschalten.


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KOMMENTARE

Martin Von Reding
28.06.2025 15:38 Uhr
wenn ich diese Zeilen lese, erinnere ich mich an die 90-er Jahre als ich das -leider!- auch erleben musste. als ich dann später gelesen habe, dass man auch bei aBR Dr. Chr. Blocher eine Hausdurchsuchung machte, war ich erleichtert nicht alleine zu sein! offenbar ist die Obere Etage -wenn sie Angst kriegt!- sehr schnell zur Stelle, damit wieder Einer mehr ruhig(er) gestellt werden kann. die Machenschaften in der Schweiz sind wie überall auf der Welt, nur etwas "vielleicht" eleganter "legaler" oder zumindest immer geschützt!
Carlos Dürler
21.06.2025 16:28 Uhr
IP, das von mir (zus. m. Public Eye) am häufigsten gelesene Portal...es ist sehr wichtig, dass Menschen wie L. Hässig ihre aufdeckenden Artikel am Finanzplatz Schweiz weiter ins Netz stellen können! Der Vorfall der Office- und Haus Razzia ist aufs Schärfste zu verurteilen! Es zeigt einmal mehr die ätzende Verflechtungen von Finanz und Politik und mainstream Medien! Pfui Teufel doppelzüngige Akteure! L. Hässig, ich wünsche dir Kraft, Mut und Engagement für deine wichtige Arbeit! ✌️
Toni Stadelmann
17.06.2025 14:19 Uhr
Menschen wie Lukas Hässig braucht es! Sein kritischer, unabhängiger Geist und Journalismus ist wichtig in unserer Zeit. Lassen wir die Abgehobenen, Oberen, Mehrbesseren und gemeint sich alles zu Erlaubenden nicht einfach alles durchgehen weil es uns nicht interessiert, nicht betrifft oder weil ''man doch nichts dagegen tun kann''. Doch, man/frau kann. Hässig zeigt es. Diese Typen aus ihren anderen Sphären wieder herunterholen auf den Boden der Realität. Das muss die Devise sein.
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