01.12.2000

Begrenzte Satire

WoZ und Zeit-Fragen verletzen ethische Grenzen.

Satire darf nur übertreiben, was auf einem wahren Kern beruht, befindet der Presserat. Beiträge über Adolf Ogi in der Zeitung Zeit-Fragen und über Ulrich Schlüer in der WoZ sind dagegen nach einem Entscheid des Presserats zu weit gegangen. Im Fall von Bundespräsident Ogi hatte der Presserat eine Karikatur - die gezeichnete Form der Satire - in der wöchentlich erscheinenden Zeitung Zeit-Fragen zu beurteilen. Dabei war Bundespräsident Adolf Ogi mit einem Frontisten und "Anschluss"-Befürworter aus der Nazizeit gleichgesetzt worden. Gleichgesetzt wurden zudem die Europäische Union, die Nato und die USA mit dem Dritten Reich.

Der Presserat kommt in seinem am Freitag veröffentlichten Entscheid zum Schluss, dass das Wochenblatt mit dieser Doppel-Karikatur ungerechtfertigte Anschuldigungen erhebt und die Wahrheit missachtet. Der berufsethische Kodex der Journalistinnen und Journalisten wurde damit verletzt.

Gleiches gilt auch für die Wochenzeitung WoZ, die in ihrer satirischen Rubrik "familie monster" den Zürcher SVP-Nationalrat Schlüer im Zusammenhang mit der 18-Prozent-Initiative in die Nähe des Nationalsozialismus gerückt, ihn als "braun" und als Hitler-Anhänger beschrieben hatte. Auch wer einzelne SVP-Exponenten und einzelne SVP-Positionen als betont rechtskonservativ, ja reaktionär empfindet, kann faschistisches und nazionalsozialistisches Gedankenkut nicht erkennen, wie der Presserat dazu schreibt.



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