Die Schweizer Medienlandschaft wird immer ärmer: Übernahmen und Kooperationen, aber auch das Aufkommen überregionaler Gratisblätter wie 20 Minuten oder Metropol prägen das Bild. Worauf beruht Ihr Mut, sich antizyklisch zu verhalten?
Der Integrationsprozess im Espace Mittelland ist in unseren Augen noch lange nicht abgeschlossen. Abgesehen davon haben wir schon heute im Gebiet um Solothurn mit der BZ eine Haushaltsabdeckung von rund 30 Prozent. Mit dem Solothurner Tagblatt schliessen wir in dem Sinn nur eine Lücke, was wir gerne in Kooperation mit einem Partner gemacht hätten. Nachdem sich unsere Kooperations-Pläne mit der Solothurner Zeitung jedoch zerschlagen haben, ziehen wir das Projekt jetzt allein durch.
Die BTM war wie Sie gerade angedeutet haben ursprünglich an einer Kooperation der Solothurner Zeitung interessiert. Diese hat sich anfangs März aber mit dem Zofinger Tagblatt, der Aargauer Zeitung und dem Oltner Tagblatt zur Mittelland Zeitung zusammengeschlossen. Woran sind die Verhandlungen mit der SZ gescheitert?
Nachdem Publicitas mit 35 Prozent als wichtiger Aktionär bei der SZ eingestiegen ist, mussten wir unsere Pläne eigentlich beerdigen. Die Publigroup Holding ist wegen ihrer Beteiligung und Pacht am Berner Bund nicht interessiert an einer Stärkung der Berner Zeitung im Espace Mittelland. Ausserdem erhöht eine möglichst fragmentierte Presselandschaft verständlicherweise ihr Einflusspotential.
Die vier oben genannten Tageszeitungen erscheinen ab Januar 2002 mit einem gemeinsamen Mantelteil für die überregionalen Ressorts. Sie kontern jetzt damit, dass Sie mit dem Solothurner Tagblatt eine weitere Regionalausgabe der Berner Zeitung BZ ins Rennen schicken. Bricht nun im Mitteland ein Zeitungskrieg aus?
Nein, ich rechne nicht mit einem Zeitungskrieg. Wir fokussieren ein Zielpublikum, das mit dem der Mittelland Zeitung nicht nur geografisch nicht völlig kongruent ist. Wir sind interessiert an den sogenannten Regionalisten und Mobilisten, die zwar in der Region wohnen, aber nicht am gleichen Ort arbeiten. Eine konsumfreudige Leserschaft, die die Region zwar nutzt, aber keine allzu tiefe emotionale Bindung dazu hat. Unser Zielpublikum lebt und arbeitet auf der Achse Bern-Olten, wobei Solothurn ein wichtiger Stützpunkt ist. Aus diesem Grund wollen wir Solothurn verstärkt einbinden.
Die Mittelland Zeitung ist auf anfangs 2002 angekündigt das Solothurner Tagblatt ebenfalls. Wäre es nicht möglich, zu einem früheren Zeitpunkt auf den Markt zu gehen, um so der Konkurrenz ein Schnippchen zu schlagen?
(Lacht) Darauf will ich hier jetzt nicht eingehen. Wir werden zu dem Zeitpunkt, von dem an wir gute Qualität garantieren können, auf den Markt gehen. Michael Hug, der als Chefredaktor amten wird und der die Region sehr gut kennt, soll jetzt erst einmal in Ruhe ein gutes Team zusammenstellen. Und wenn er so weit ist, schauen wir weiter. Wir haben übrigens schon eine ganze Reihe spontaner Bewerbungen aus Solothurn bekommen, ohne das wir selber aktiv geworden wären.
Bis wann wollen Sie mit dem Solothurner Tagblatt schwarze Zahlen schreiben?
Um es ganz deutlich zu sagen: Schwarze Zahlen stehen vorerst nicht im Vordergrund. Der Entscheid, das Solothurner Tagblatt zu lancieren, ist in erster Linie einmal ein strategischer, der in der Gesamtansicht zu betrachten ist. Wenn wir den Espace Mittelland als eigenständigen Medienraum erhalten wollen, wenn wir die Berner Zeitung langfristig stärken wollen, müssen wir in diesem Wirtschaftsraum konsolidieren. Wie gesagt hätten wir das gerne mit einem Partner gemacht wie im Berner Oberland nun machen wir es halt im Alleingang.
Sie haben mit Ihrem Sender TeleBärn bis heute zwölf Millionen Franken Verlust aufkumuliert. Die Geschäftsleitung der BTM hat letztes Jahr, als die Internet-Euphorie noch ungebrochen war, insgesamt 20 Mio. Franken für ihre Web-Aktivitäten beschlossen. Wie gross ist die Kriegskasse der BTM?
Nun, die Zahlen, die wir heute präsentiert haben, zeigen, dass wir zur Zeit das rentabelste Medienhaus der Schweiz sind. Bei einer Ebit-Marge von 17.8 Prozent bzw. von 37 Mio. Franken ist das Geld nicht das Problem. Dass es bei den heutigen Bestimmungen des RTVGs nicht möglich sein kann, einen regionalen Sender in die Gewinnzone zu führen, ist ja unterdessen allgemein bekannt. Wir liegen aber zur Zeit mit einem Jahresdefizit von 1.6 Mio. Franken noch immer bei den Besseren und das letzte Wort zum Thema Gebührensplitting ist ja auch noch nicht gesprochen.
Im Bereich Internet hat sich im Vergleich zum letzten Jahr tatsächlich einiges zum Negativen verändert. Wir sind uns aber sicher, strategisch auf dem richtigen Weg zu sein. Die 20 Mio. Franken sind über einen Zeitbereich von vier Jahren berechnet und wir liegen hier nach einigen Sparmassnahmen - im Budget. Unser Internetportal espace.ch entwickelt sich ausgezeichnet und das, obwohl wir mit über einem halben Jahr Verzögerung auf den Markt gekommen sind. Unser Ziel ist es, per Ende Jahr eine Reichweite im Espace Mittelland von 12 Prozent ausweisen zu können, woran ich fest glaube. Und das Themenportal schweizerbauer.ch ist ebenfalls auf einem guten Weg mit einer Internet-Reichweite von 50 Prozent in der Landwirtschaft.
Sie haben kürzlich gemeinsam mit Roger Schawinski und Peter Wanner mehr Werbefreiheit für Ihre TV-Sender plus eine Beteiligung an den SRG-Gebühren gefordert. Ein Auftritt, der für viel Wirbel gesorgt hat, und der so gar nicht dem Stil der BTM entspricht. Warum setzt sich ein kühler Rechner wie Sie mit einem von den Massenmedien als Piraten bezeichneten Schawinski ins gleiche Boot?
Die BMT hatte ihre Vernehmlassung zum neuen RTVG bereits im Februar abgegeben. Zu diesem Zeitpunkt war uns noch nicht bekannt, was Roger Schawinski und Peter Wanner fordern würden. Dass sich unsere Forderungen decken, war so gesehen auch für mich ein Zufall. Und das wir unsere Forderungen gemeinsam vorgestellt haben, heisst noch lange nicht, dass BTM nun auch zum Piraten würde. Wir werden keinesfalls die zur Zeit geltenden Werbe-Vorschriften missachten. Das habe ich auch explizit sowohl an der damaligen Pressekonferenz als auch anschliessend in der "Tagesschau" und der "Rundschau" gesagt. Aber unsere Meinung zum RTVG-Entwurf ist weitgehend identisch.
Als wir uns damals für eine Konzession für ein Regionalfernsehen im Espace Mittelland beworben haben, hat uns das Bakom erklärt, dass pro Grossregion ein Sender geplant sei. Und was ist dann passiert? Neben diversen regionalen Sendern und den beiden nationalen Sendern TV3 und Tele24 wurden plötzlich auch noch Werbefenster für ausländische Sender zugelassen! Und heute wirft uns das Bakom vor, nicht rechnen zu können. Dabei hat es ganz zentrale Bedingungen grundsätzlich geändert! Ohne ein faires Gebührensplitting kann es bei diesen Rahmenbedingungen kein rentables Regional-Fernsehen geben. Es liegt darum am Parlament, sich Gedanken zu machen, ob zukünftig bei den elektronischen Medien eine gewisse Regionalität erwünscht sein soll oder eben nicht!
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