Der im Exil lebende Ex-Chefredakteur der regierungskritischen türkischen Zeitung «Cumhuriyet», Can Dündar, will in Berlin mit einem neuen Medienangebot an den Start gehen.
«Ich möchte hier das tun, was wir in der Türkei mit gefesselten Händen und Füssen zu machen versucht haben», sagte er in einem am Mittwoch veröffentlichten YouTube-Video des Medienportals «journo.com.tr».
Details zu dem Projekt nannte er nicht. In der Türkei seien viele Journalisten arbeitslos, weil die Regierung zahlreiche Medien geschlossen habe, erklärte der 55-Jährige.
Dündar und der «Cumhuriyet»-Hauptstadtbüroleiter Erdem Gül waren im Mai wegen Geheimnisverrats zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Beide legten Berufung ein. Vor zwei Wochen begann ein zweiter Prozess wegen Terrorunterstützung. Grundlage ist in beiden Fällen die Veröffentlichung geheimer Dokumente in der «Cumhuriyet», die türkische Waffenlieferungen an Islamisten in Syrien 2015 belegen sollten.
Kurz vor dem Putschversuch im Juli begab sich Dündar auf eine Europareise. Nach der Verhängung des Ausnahmezustands verkündete er, vorerst nicht dorthin zurückzukehren. Als Chefredakteur der «Cumhuriyet» trat er zurück. Kürzlich bekam die Zeitung den Alternativen Nobelpreis zugesprochen. Zudem kündigte der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) an, er werde Dündar für dessen Engagement für die Pressefreiheit auszeichnen. (sda)