18.09.2024

50 Jahre Journalistenschule

Das «Symbol» von Ringier

Am Mittwochabend hat das Medienhaus das 50-jährige Bestehen seiner Journalistenschule zelebriert. Im Vorfeld hat sich persoenlich.com mit dem Urgestein des Verlags Frank A. Meyer über das «Handwerk» und seine «Lehrlinge» unterhalten.
50 Jahre Journalistenschule: Das «Symbol» von Ringier
Wünscht sich weniger Akademiker im Journalismus: Frank A. Meyer, Vorsteher der Ringier Journalistenschule. (Bild: Ringier/Antje Berghäuser)

Als Frank A. Meyer im obersten Stockwerk des Ringier-Hauses Nähe Opernhaus und See mit wenigen Minuten Verspätung im Sitzungszimmer eintrifft, entschuldigt er sich. Er sei erst vor zwei Stunden aus Berlin kommend in Zürich gelandet und habe noch ein Treffen mit Michael Ringier gehabt.

Frank A. Meyer steht der Journalistenschule seit 40 Jahren vor. Der ehemalige publizistische Leiter des Verlags präsidiert die Hans Ringier Stiftung, wo die Schule mittlerweile angesiedelt ist.

Die Institution, die in der Branche von vielen «Jouschu» genannt wird, wurde 1974 gegründet. Entsprechend feiert Ringier dieses Jahr das grosse Jubiläum. «Das ist die Leistung eines Verlags», betont Frank A. Meyer. «Kein anderer Verlag hat je so viel Geld für die Ausbildung von Journalisten ausgegeben.» Das Medienhaus differenziere sich von anderen dadurch, dass es mit Michael Ringier und Marc Walder von zwei Journalisten geleitet wird. «Die Journalistenschule ist das Symbol, dass wir anders sind, dass wir Journalistinnen und Journalisten sind», sagt Meyer mit Nachdruck.

«Eine Art Gewerbeschule»

Geprägt ist die Ausbildungsstätte bis heute von Meyers Vision des Journalismus. «Es ist ein Handwerk», wiederholt er immer wieder während des Gesprächs. Und dementsprechend sei die Schule heute eine Art Gewerbeschule. Auch nennt er die angehenden Journalisten «Lehrlinge». Er selbst hat eine Lehre als Schriftsetzer absolviert, was ihn bis heute prägt. «Ich habe dadurch grosse Präzision gelernt. Und wenn ich heute einen Artikel schreibe, ist es immer noch so, als ob ich die Buchstaben in der Hand hätte», erklärt er und macht die Gesten dabei nach.

Auch kritisiert er die Akademisierung des Berufs. «Ich halte es für einen Irrtum zu meinen, man könne Journalismus studieren», so Meyer. Der Journalismus kenne zu viele Akademiker und zu wenig Leute aus ganz normalen Verhältnissen. Er sollte die Gesellschaft abbilden. Die Folge: «Die Leute fühlen sich nicht mehr vom Journalismus berührt.»

Deshalb hat Meyer vor circa 15 Jahren als Regel für die «Jouschu» eingeführt, dass höchstens 50 Prozent der Lernenden aus Universitäten kommen dürfen. Auch soll es mindestens 50 Prozent Frauen geben.

Weniger Bewerbungen

Seit den Anfängen vor 50 Jahren hat die Anzahl Schülerinnen und Schüler markant abgenommen. Die erste Klasse zählte noch 21 Absolventinnen und Absolventen, darunter Michael Ringier. In der aktuellen sind es 13. Der Schulleiter wähle aus, sagt der Stiftungspräsident. Er müsste eine persönliche Beziehung zu den Lernenden aufbauen, wie ein Lehrmeister es tut. Meyer sagt aber auch, dass sich immer weniger Leute für die Ausbildung bewerben.

Wie gibt man jungen Menschen Lust auf Journalismus, wenn das Berufsbild von Abbau geprägt ist? «Ich will nicht jungen Menschen Lust geben. Entweder hat man sie oder nicht», sagt Frank A. Meyer. In seinen Augen müssen Kandidaten für die Schule zwei Qualitäten mitbringen. Zum einen ein Talent und Begeisterung für die Sprache. «Journalismus ist ein Denkhandwerk und die Sprache sein Instrument», erklärt er. Zum anderen dieses «Ich will die Welt verändern»-Gefühl. «Es soll aber nicht das Ziel sein, sondern bloss der Impuls.»

«Das Handwerk ist wieder entscheidend»

Die Digitalisierung und die sozialen Medien prägen auch den Journalismus. Wie passt sich der Unterricht an? «Er muss die modernsten Anforderungen erfüllen, aber das Rad nicht neu erfinden», sagt Meyer. «Jetzt, wo der Journalismus auf grosse Herausforderungen stösst, ist das Handwerk, wie ich es gelernt habe, ganz entscheidend.»

Obschon Frank A. Meyer eine lange Karriere hinter sich hat und die Ausbildung der Jouschu-Lernenden seit vier Jahrzehnten prägt, will er vom «Platz machen für die neue Generation» nichts wissen. «Es gibt für alle Platz. Wesentlich ist das, was man bringt. Die Jungen rennen schneller, aber wir Alten kennen die Abkürzungen.»

Nach dem Gespräch verabschiedet sich das ehemalige Mitglied der Konzernleitung und geht zum nächsten Geschäft im Haus Ringier über.


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