«Die Familie Ringier hatte eine gute Hand»

Mobiliar steigt bei Ringier ein - Mobiliar wird Aktionärin von Ringier. Das sei «ein historischer Schritt», sagt Ringier-CEO Marc Walder. Ein Gespräch über die redaktionelle Unabhängigkeit, seinen eigenen Firmenanteil und die Frage, ob weitere Firmen als Aktionäre willkommen sind.

von Matthias Ackeret

Herr Walder, warum steigt Mobiliar bei Ringier ein: Brauchen Sie Geld?
Ringier steht finanziell grundsolide da. Die Gruppe hat sich in den vergangenen 10 bis 12 Jahren neu erfunden, komplett transformiert. Über 50 Transaktionen in vielen Ländern haben wir vollzogen, in digitale Marktplätze, in Ticketing, E-Commerce hauptsächlich. Dazu die grossen Investitionen in Spitzentechnologie, denn ein Medienunternehmen ohne starke Technologie ist wie ein schnittiges Auto ohne Motor. Diese Transformation wollen wir weiter vorantreiben. Und zwar in den Bereichen Journalismus, digitale Marktplätze und eben Technologie. Zusammen mit der Mobiliar gehen wir das nun an.

Warum kam gerade Mobiliar zu dieser Ehre?
Die Mobiliar ist, wie Ringier, ein Schweizer Unternehmen mit grosser Tradition: 194 Jahre alt, wir sind 187 Jahre alt. Die Mobiliar ist erfolgreich: Jeder dritte Haushalt ist bei der Mobiliar versichert, jedes dritte KMU auch. Die Mobiliar will langfristig bei Ringier investiert sein, wir haben uns jetzt einmal zehn Jahre vorgenommen. Und die Zusammenarbeit, vielleicht das wichtigste aller Kriterien, bei der Scout24-Gruppe funktioniert bestens. Heute ist ein guter Tag für Ringier.

«Es werden keine weiteren Firmen Anteile bekommen»

Für Ringier ist dies ein historischer Schritt, erstmals wird ein externes Unternehmen ins Aktionariat aufgenommen. Was bedeutet dies für Ihre Firma?
Es bedeutet vor allem viel für die Familie Ringier. Mit viel Mut, mit viel viel unternehmerischer Weitsicht, aber auch mit viel Sensitivität führt sie dieses Unternehmen nun in der fünften Generation. Für die Familie Ringier waren die Faktoren Glaubwürdigkeit, Langfristigkeit und kultureller Fit zentral. Sie hat, einmal mehr, eine gute Hand gehabt.

Können Sie sich vorstellen, dass noch weitere Firmen Anteile bekommen?
Nein.

Was heisst das für den Verwaltungsrat? Steigt jetzt jemand aus?
Der Verwaltungsrat wird ergänzt mit Urs Berger, Verwaltungsratspräsident der Mobiliar, und Markus Hongler, dem CEO. Diese beiden haben die Mobiliar vor vier Jahren auf eine Strasse der Weiterentwicklung gelotst. Eindrücklich, übrigens, –und in der Versicherungsindustrie ein Vorbild.

Und für die journalistischen Produkte? Gibt es neue Partnerschaften, beispielsweise beim Beobachter oder der Schweizer Illustrierten mit Mobiliar?
Diese Antwort ist einfach: Ringier hat rund 130 journalistische Marken. In der Schweiz kennt man den Blick, die Handelszeitung, die Bilanz, den Beobachter, LandLiebe, Le Temps und so weiter. Diese bleiben alle komplett unabhängig. Das ist so selbstverständlich, dass es in unseren Verhandlungen nicht mal ein Thema war.

«Michael Ringier wird den Wein auswählen»

Was ist mit Kooperationen?
Das ist in bestimmten Bereichen denkbar. Ein bereits bestehendes Beispiel: Die Mobiliar ist aktuell Partnerin bei der digitalen Rechtsberatungsplattform des Beobachters, also bei guider.ch. Wir werden in den nächsten Monaten und Jahren sehen, was an Kooperationen noch denkbar sein kann.

Wie schwierig war der ganze Prozess? Gab es bei Ringier auch kritische Stimmen?
Es war eine grosse Transaktion, durchaus komplex. Mit einem guten Spirit.

Wie sieht es bei Ihnen aus? Ist Ihr Anteil kleiner – oder sogar grösser – geworden?
Etwas kleiner.

Wie haben Sie den ganzen Deal mit den Mobiliar-Chefs gefeiert?
Noch gar nicht. Steht noch an. So wie ich Michael Ringier kenne, wird er den Wein auswählen.