Die Moderatorin macht die beste Falle

SwissMediaForum - Bei der Elefantenrunde hat vor allem Moderatorin Maria Victoria Haas überzeugt. Die CEOs blieben dagegen blass – mit Ausnahme von Marc Walder, der sich beim Thema Medienförderung in Rage redete und von einer «primitiven Kampagne» der Gegner sprach.

von Tim Frei

Die Medienförderung war in der Elefantenrunde des SwissMediaForums eines der zentralen Themen. Die Chefs der grossen Medienhäuser betonten selbstredend, wie wichtig eine Ablehnung des Referendums zum Mediengesetz sei. Ringier-CEO Marc Walder zeigte sich optimistisch, dass sich das Volk für das Medienpaket aussprechen werde. Seine Begründung: Die Vorlage sei «dermassen austariert». Dies zeige sich daran, dass kein Schweizer Medienunternehmen uneingeschränkt Freude daran habe. NZZ-CEO Felix Graf pflichtete Walder bei: «Ein Paket ist nie perfekt. Wir hätten natürlich eine Variante mit Fokus auf die indirekte Presseförderung präferiert.»

Richtig in Rage redete sich Walder, als er auf die Gegner des Mediengesetzes zu sprechen kam. Er unterstellt ihnen, eine «primitive Kampagne» gegen die grossen Medienhäuser zu führen: «Sie argumentieren, dass die Verleger sich für Subventionen aussprechen würden, um das Geld in ihre persönlichen Besitztümer zu investieren – wie etwa in Kunstwerke oder Schlösser. Viele Medienunternehmer gingen in den vergangenen zehn Jahren mit grossen Investitionen ans Limit. Es ist beschämend, sie nun als Subventions-Absahner darzustellen.»


Die beste Falle während der Diskussionsrunde am Donnerstagnachmittag im KKL Luzern machte zweifellos Moderatorin Maria Victoria Haas. Mit Fakten und frechen, aber legitimen Fragen brachte sie die Chefs immer wieder in Bedrängnis. Eine Art, mit der diese offensichtlich Mühe bekundeten. Marc Walder schaffte es jedenfalls selten, eine Frage zu beantworten, ohne zuerst zu einem anderen Thema Stellung zu nehmen. Generell antworteten die Diskussionsteilnehmer ausweichend oder fielen der Moderatorin zuweilen gar ins Wort.

Keine Direktive der Geschäftsleitung an die Redaktion

Als Haas die Runde fragte, weshalb die grossen Medienunternehmen bisher nicht über das Referendum berichtet hätten, herrschte Stille – ehe sich mit Graf doch noch ein CEO meldete: «Das haben wir sehr wohl, unsere Redaktion hat Stellung bezogen.» Alle Chefs liessen beim Podium durchblicken, dass das Thema und die Debatte relevanter werden, je näher die Abstimmung rücke. Und Marco Boselli, Co-Geschäftsführer Tamedia, sagte: «Von unserem Chefredaktor weiss ich, dass die Redaktion auch andere Referenden nicht aufgenommen hat.» 

SRG-Generaldirektor Gilles Marchand sagte mit Verweis auf die No-Billag-Initiative: «Wichtig ist, dass die Medien erklären, weshalb es diese finanzielle Unterstützung braucht.» Und er fügte mit einem Lächeln an: «Welcome to the Club.»

Einigkeit herrschte auch bei der Frage, ob es eine Devise der Geschäftsleitung gebe, wie die Redaktion über das Mediengesetz zu berichten habe. Der Tenor der Runde war ein vehementes Nein. Dieser Punkt zielte natürlich darauf ab, dass sich die NZZ-Redaktion anders als ihre Geschäftsleitung gegen das Gesetz ausgesprochen hat. «Eine Direktive an unsere Redaktion würde nicht unserem liberalen Grundverständnis entsprechen», stellte Graf klar.

Für einmal herrschte vor allem Einigkeit zwischen den Chefs

Anders als in Vorjahren war es eine weitgehend friedliche Elefantenrunde. Einig waren sich die CEOs in vielen weiteren Dingen, so auch beim Umgang der Verlage mit der Suchmaschine Google. Über kurz oder lang brauche es einen gesetzlichen Rahmen wie in Deutschland, wo das Leistungsschutzrecht gilt. Sollte das Mediengesetz abgelehnt werden, sei dies umso dringender.

Als es um die Login-Allianz und das Ende August online gegangene OneLog ging, wurde Walder nochmals deutlich: «Ziel muss es sein, dass sich jeder User für hochwertigen Journalismus einloggen muss ­– das ist doch nicht zu viel verlangt.» Der Ringier-CEO lobte zudem die SRG: «Sie hat von Beginn an Interesse an OneLog signalisiert. Dies deute ich so, dass sie bald auch mitmachen wird.» 

Wüstmann zur SRG: «Das ist doppelt so viel, wie wir einnehmen»

Für Meinungsverschiedenheiten sorgte traditionell die Frage, inwiefern digitaler Journalismus auf Kanälen via TikTok zur Aufgabe der SRG gehöre. Generaldirektor Gilles Marchand sagte: «Teil unseres Leistungsauftrags ist es, alle Teile der Bevölkerung zu erreichen. Es ist kein Geheimnis, dass die jungen Menschen kaum noch traditionelle Medien konsumieren und sich vor allem auf den digitalen Kanälen bewegen.» Und überhaupt: Nur 20 Prozent würden ins Digitale investiert, 80 Prozent würden für Radio und Fernsehen eingesetzt.

Diese Aufstellung von Marchand nutzte CH-Media-CEO Axel Wüstmann, um auf die ungleiche Ausgangslage der Privaten und der SRG hinzuweisen: «20 Prozent bei der SRG entsprechen 300 Millionen Franken – das ist doppelt so viel, wie unser Entertainment-Bereich einnimmt.» Umso wichtiger sei es, dass reguliert werde, was die SRG online tun dürfe.

Abgeschlossen wurde die Elefantenrunde mit persönlichen Fragen. Wüstmann zum Beispiel musste beantworten, ob er eher in der Sendung «Bauer, ledig, sucht …» oder «Die Bachelorette» mitmachen würde, die auf dem zur CH Media gehörenden Sender 3+ laufen. Nach kurzer Bedenkzeit sagte er: «Ich glaube in ‹Bauer, ledig, sucht …›.»