Die Migros verfügt über das zweitgrösste Werbebudget aller Schweizer Firmen und ist Gegenstand einer intensiven medialen Berichterstattung. Diese Ausgangslage hat vor kurzem zu ernsthaften Verstimmungen zwischen dem Detailhändler und der Boulevardzeitung Blick geführt, wie Recherchen der NZZ am Sonntag zeigen.
Nach einem kritischen Artikel sandte Migros-Kommunikationschef Christian Dorer eine Mail an mehrere führende Blick-Redaktoren sowie an Mitarbeiter des Verlags Ringier. Den Inhalt verstand man dort laut Insidern als verklausulierte Androhung eines Inserateboykotts als Folge der wenig schmeichelhaften Berichterstattung.
Die Migros wehrt sich in der NZZ am Sonntag gegen diese Darstellung. Der Ringier-Verlag, welcher den Blick herausgibt, versichert, dass die Redaktion unabhängig arbeite.
Der Vorfall ist auch deshalb brisant, weil Christian Dorer bis vor kurzem selbst Chefredaktor des Blicks war. Er kennt die wirtschaftlichen Abhängigkeiten deshalb genau. Generell sind die Werbeeinnahmen von unabhängigen Medien unter Druck. Inserenten wie die Migros erhalten dadurch mehr Gewicht.
Erst kürzlich äusserte sich Dorer im exklusiven Interview mit persoenlich.com zu seinem Start bei der Migros. Als Kommunikationschef wollten er sein Team und er die Migros möglichst gut durch den aktuellen Sturm führen. Er fügt an: «Dazu ist es mir ein Anliegen, das Band zu den Redaktionen zu stärken. Gerade jetzt ist es enorm wichtig, dass die Journalistinnen und Journalisten verstehen, wieso die Migros sich transformieren muss.» (pd/wid)