25.04.2021

Kunstturn-EM Basel

Ein Pionierprojekt für Medien

An der Europameisterschaft im Kunstturnen können die Journalistinnen und Journalisten die Sportlerinnen und Sportler im virtuellen Raum treffen.
Kunstturn-EM Basel: Ein Pionierprojekt für Medien
Wegen Corona können Journalisten an der Kunstturn-EM in Basel Sportlerinnen wie Giulia Steingruber nur virtuell interviewen. (Bild: Keystone/Georios Kefalos)

Sportjournalistinnen und Sportjournalisten lieben ihren Job auch deshalb, weil sie direkten Zugang zu den Athletinnen und Athleten haben – gerade an Sportveranstaltungen. Viele Wettkämpfe wurden aber wegen Covid-19 abgesagt, und wenn sie doch stattfanden, waren die Interviewmöglichkeiten sehr eingeschränkt.

Die Kunstturn-Europameisterschaft in Basel, die bis zu diesem Sonntag dauert, suchte deshalb mit einem Pionierprojekt nach einem Weg, wie die schreibenden Medien trotzdem auf ihre Kosten kommen können, ohne dass sie in der Halle physisch anwesend sein müssen. Die klassische Mixed-Zone, in der die Sportjournalisten die Athleten unmittelbar nach dem Wettkampf zu ihren Darbietungen befragen, macht nämlich coronabedingt keinen Sinn und fällt deshalb weg.

Dafür wird den Journalisten die Möglichkeit geboten, die Athleten auf virtuellem Weg zu befragen: Über ein ausgeklügeltes Tool nennen sie ihre Wunschkandidaten. Die Sportler werden nach ihrem Einsatz in die virtuelle Mixed-Zone geführt, wo sie den Journalisten in einem Zoom-Raum Red und Antwort stehen.

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«Unser Schutzkonzept sieht vor, dass es keine physischen Kontakte zwischen Athleten und Journalisten gibt», erklärt Andreas W. Schmid, Medienverantwortlicher der EM. «Eine Ausnahme machen wir bei den Fernsehstationen, allerdings müssen da die Kunstturner auch während der Interviews Maske tragen.»

Tatsächlich sind nur wenige Medienvertreter vor Ort, unter ihnen vor allem Fotografen und eben Fernsehleute. Zuschauer sind gar keine zugelassen; sie können stattdessen ein virtuelles Ticket kaufen und sich damit von zu Hause auf eine der drei grossen Screens in der St. Jakobshalle beamen lassen. So gibt es trotzdem ein wenig Stimmung in der Halle. Bis Samstag haben rund 500 Personen von diesem Angebot Gebrauch gemacht.

 Keine Ellenbogenkämpfe um Interviews

«Das Feedback von Seiten der Beteiligten ist, was die virtuelle Mixed-Zone betrifft, erfreulicherweise sehr gut», sagt Schmid. Die Athleten sehen sich nicht einem unübersichtlichen, oft drängenden Pulk von Journalisten ausgesetzt, sondern können in einem geschützten Rahmen in Ruhe die Fragen beantworten.

Der Schweizer Kunstturner Marco Pfyl etwa findet, dass diese Gespräche in einem «supercoolen Rahmen» stattfinden. Die Journalisten wiederum müssen nicht um ihre Positionen kämpfen (was in Corona-Zeiten sowieso nicht gut wäre), sondern können sich in Ruhe per digitalem Handzeichen melden. Philipp Bärtsch, Sportjournalist der NZZ, hofft zwar nicht, dass virtuelle Mixed-Zonen zum Standard werden: «Den Sportlern real zu begegnen, finde ich immer noch besser.» Aber unter den gegebenen Umständen sei das, was in Basel angeboten wird, mehr als akzeptabel. Das sieht auch Christian Finkbeiner, der für Keystone-SDA Sport schon zahlreiche Grossanlässe besuchte, ähnlich: «Lieber so als gar keine Gespräche mit den Sportlerinnen und Sportlern.»

20 Personen zählt die Crew von Medienchef Andreas W. Schmid an der Kunstturn-EM – unter ihnen viele Volunteers, aber auch erfahrene Personen wie etwa die Kommunikationsspezialistinnen Janine Geigele, die die Mixed-Zone koordiniert, oder Cornelia Schmid, die für die TV-Mixed-Zone zuständig ist. (sv/pk/pd)

 

 

 

 



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