Am Mittwochabend wurde in Zürich zum fünften Mal der Schweizer Reporter:innenpreis verliehen. Für die aktuelle Ausgabe wurden die besten datengetriebenen Geschichten des vergangenen Jahres gesucht. Zugelassen waren nebst Texten auch Multimedia-, Audio- und Video-Reportagen. Insgesamt sind über 30 Arbeiten eingereicht worden. Die Gewinnerinnen und Gewinner wurden an einer Preisverleihung mit rund 50 Gästen im Club Helsinki verkündet.
Die Auszeichnung 2022 geht an Fabian Baumgartner, Linda Koponen, Florian Schoop, Franco Gervasi und Joana Kelén für ihren Text «Alle koksen, die Schweiz kokst noch ein bisschen mehr – so funktioniert die Versorgung mit dem weissen Rausch».
Die Gewinnerarbeit setze datenjournalistische Recherche und visuelle Darstellungsform gezielt ein und kombiniere klassische journalistische Recherchemethoden und Erzählformen, sodass am Ende ein herausragendes digitales Storytelling entstanden ist, heisst es in der Laudatio, die Rahel Bains, Redaktionsleiterin Tsüri.ch und Mitglied Reporter:innen-Forum Schweiz, im Namen der Jury im Helsinki vorlas.
Überzeugt habe die Reportage die Jury auch dadurch, dass sie die Menschen hinter den Daten sichtbar mache. «Es sind Menschengeschichten, die in einem Haufen Justizdokumenten verborgen lagen – und erst durch die akribische Auswertung, gekonnte Darstellung und Erzählung zum Leben erweckt wurden. Die Journalistinnen und Journalisten machen auf diese Weise auch ein komplexes System nachvollziehbar, dass meist nur durch ein paar Newszeilen abgebildet wird», so das Statement der Jury weiter.
Das Stück sei beispielhaft dafür, wie datenjournalistische Methoden und Darstellungsformen, Recherchen möglich machen, sie bereichern und die Basis für berührende Geschichten sein können.
Acht Arbeiten auf der Shortlist
Eine Vorjury, bestehend aus Mitgliedern des Reporter:innen-Forums Schweiz, hat zuvor die Texte in anonymisierter Form gelesen und diskutiert. Folgende acht schafften es auf die Shortlist:
- Marie-José Kolly und Simon Schmid, «Sie ist hübsch. Er ist stark. Er ist Lehrer. Sie ist Kindergärtnerin», Republik (Online)
- Sascha Britsko, Florian Schoop, Natalie Wenger und Anja Lemcke, «Wer sind wir im Internet? Wir haben den Test gemacht - mit irritierendem Ergebnis», NZZ (Online)
- Stefanie Hasler und Julian Schmidli, «Schweizer Ärzte kaufen Fake-Bewertungen auf Google», SRF (Video)
- Samuel Hufschmid, Andrea Fopp, Romina Loliva, Manuela Paganini, Silvan Hahn, Florian Spring und Christian Zeier, «Wem gehört Basel», Bajour, (Online)
- Felix Michel und Simon Schmid, «Ihr persönlicher Platz im Reichtumsranking», Republik (Online)
- Fabian Baumgartner, Linda Koponen, Florian Schoop, Franco Gervasi und Joana Kelén,
- Laura Bachmann, Vivienne Kuster, Christian Brönnimann, Oliver Zihlmann, Sylvain Besson und Mirja Gabathuler,«Pandora Papers - der Skandal, der keiner wurde», Tamedia (Audio)
- Liliane Minor, Dina Sambar, Renaud Bournoud, Stéphanie Arboit, Fabian Christl, Roger Probst, Christian Wüthrich, Markus Brupbacher, Colin Bätschmann und Nina-Lou Frey, «Wie alt die Schweiz ist», Tamedia (Online)
Die Jury bestand dieses Jahr aus Nina Blaser (Co-Leiterin SRF Investigativ), Sabine Meyer (Journalistin SRF Input / freie Podcasterin), Marie-Louise Timcke (Leiterin Datenjournalimus Süddeutsche Zeitung), Gülsha Adilji (Moderatorin und Kolumnistin) und Rahel Bains (Redaktionsleiterin Tsüri.ch und Mitglied Reporter:innen-Forum Schweiz).
Der Reporter:innenpreis ist mit 5000 Franken dotiert und wird von der Stiftung für Medienvielfalt gesponsert. Die Teilnahmebedingungen finden sich hier. (pd/mj)