Ex-Magazin-Journalistin erhebt schwere Vorwürfe

#MediaToo - In einem Gastbeitrag im Spiegel schreibt Anuschka Roshani über Sexismus, Machtmissbrauch und Mobbing beim Magazin. Ihre Vorwürfe richten sich namentlich gegen den ehemaligen Chefredaktor Finn Canonica. Sein Anwalt dementiert.

Die ehemalige Magazin-Journalistin Anuschka Roshani nimmt in einem Gastbeitrag in der aktuellen Spiegel-Ausgabe kein Blatt vor den Mund. Sie schreibt von Sexismus, Machtmissbrauch und Mobbing durch ihren damaligen Vorgesetzten Finn Canonica, der im vierseitigen Artikel namentlich genannt und mit Bild gezeigt wird. Ende Juni wurde bekannt, dass Canonica nach 20 Jahren beim Magazin «eine neue berufliche Herausforderung annehmen» werde (persoenlich.com berichtete).

«Als Finn Canonica 2007 Magazin-Chefredakteur wurde, begann er ein Regime des Mobbings», so Roshani, die laut eigenen Angaben rund 14 Jahre unter ihm gearbeitet hat. Im Detail schildert sie, wie sich Canonica gegenüber seinen Mitarbeitenden verhalten haben soll. «Im Wesentlichen aber entwürdigte er mich mittels verbaler Herabsetzung», so Roshani, Mitunterzeichnerin des Protestbriefes von Anfang 2021. Dutzende Frauen beklagten damals die «sexistische Arbeitskultur» bei Tamedia. Roshani meldete die Vorfälle.

Anuschka Roshani nennt in ihrem Gastbeitrag einige konkrete Beispiele. «So unterstellte er mir in einer Konferenz, ich hätte mir journalistische Leistungen mit Sex erschlichen.» Oder: «Hinter meinem Rücken nannte er mich vor einer Kollegin ‹die Ungefickte›.» Oder: «Verwendete ich ein deutsches, in der Schweiz unübliches Wort wie ‹Kekse› statt ‹Guetzli›, zeichnete er mir Hakenkreuze an den Rand meiner Manuskripte.»

Die Spiegel-Redaktion hält Roshanis Schilderungen nach eigenen Recherchen für plausibel. Der Anwalt von Finn Canonica weist die Anschuldigungen gegenüber der deutschen Zeitschrift jedoch zurück: «Die Vorwürfe treffen nicht zu und werden vehement bestritten.» Tamedia reagierte in einer Stellungnahme: Man habe die Vorwürfe «sehr ernst genommen und akribisch prüfen lassen». Die externe Untersuchung habe Roshanis Vorwürfe «zum überwiegenden Teil» nicht bestätigt.

Ende September hat Roshani «ohne Angabe von Gründen» die Kündigung erhalten, wie sie schildert. Sie habe gegen Tamedia Klage eingereicht «wegen Verletzung der Fürsorgepflicht aufgrund sexistischer Diskriminierung und Mobbings».

Es gilt die Unschuldsvermutung. (cbe)