02.10.2000

Frank A. Meyer - Das Interview

Seit 15 Jahren ist Frank A. Meyer in der Ringier-Führungsetage, heute ist er publizistischer Berater von Verleger Michael Ringier. Welche Rolle spielt er bei Ringier, welche in der Politik, welche im Leben? Seit über fünf Jahren hat er kein Interview mehr gegeben – in der neuen Ausgabe von "persönlich", die am Donnerstag erscheint, gibt Meyer Auskunft. Heute lesen Sie auf "persoenlich.com" einen kleinen Auszug.

Sie waren lange publizistischer Leiter bei Ringier, heute übt diese Funktion Verleger Michael Ringier selbst aus. Welche Unterschiede bestehen in Ihren beiden Ansichten?

In der Einstellung zur Publizistik, in der Einstellung zur Rolle und Verantwortung des Journalismus in der Gesellschaft, in der Einstellung zur Bedeutung der Sprache passt kein Seidenpapier zwischen uns.

Ich habe den Eindruck, was Sie interessiert, ist der Inhalt, aber die Zeitung als wirtschaftliches Produkt weniger?

Das sind ja nicht zwei unterschiedliche Dinge. Es ist für eine Zeitung entscheidend, wie sie journalistisch gemacht ist. Es ist nicht so, dass man den Inhalt bestimmen muss, sondern er ergibt sich aus der gesellschaftlichen Wirklichkeit, die abgebildet wird. Es ist wesentlich, mit welcher Sprache und Intelligenz, mit wie viel Gefühl und Verantwortung ein Chefredaktor das Blatt macht. Guter Journalismus ist viel dauerhafter als gutes Marketing.

Verstehen Sie sich als Übervater der Chefredaktoren von Ringier?

Ich verstehe mich überhaupt nicht als Übervater. Die Intensität meiner Gespräche mit den Chefredaktoren ist auch ganz verschieden. Aber natürlich bin ich ganz klar einer, der sehr intensiv debattiert, seine Meinung äussert und Ideen entwickelt.

Warum waren Sie selbst nie in der Position eines Chefredaktors?

Wissen Sie, man muss wissen, was man nicht kann. Ich habe noch nie ein Buch geschrieben, also kann ich es auch nicht, bis ich das Gegenteil bewiesen habe. Ich bin auch kein journalistischer Wiederholungstäter, der täglich oder wöchentlich sein Blatt herausbringt. Es ist nicht so, dass mich das Operative langweilen würde, aber es entspricht nicht meinem Temperament. Ich halte andere Leute für diese Posten für befähigter. Ein Chefredaktor ist auch mit vielen Dingen befasst, die mit Journalismus nur bedingt zu tun haben. Ich selbst befasse mich ausschliesslich mit Inhalten der Gesellschaft, mit der Art, wie man diese weiterdenkt und umsetzt.


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