02.06.2023

Zum Runden Leder

Fussballblog macht sich selbstständig

Nach 19 Jahren verlässt der Blog die Berner Tamedia-Zeitung Der Bund und erscheint ab 1. Juli auf einer eigenen Website. Weil «Zum Runden Leder» ins Tamedia-System integriert werden müsste, würde die Identität des Blogs verloren gehen, heisst es bei den Machern.
Zum Runden Leder: Fussballblog macht sich selbstständig
Schreibt seit 2004 für den Fussballblog «Zum Runden Leder»: Christian Zingg, den Leserinnen und Leser besser bekannt als «Herr Rrr». (Bilder: persoenlich.com/cbe, zVg)
von Christian Beck

Am 7. Juni 2004, kurz vor der Fussball-EM 2004, ging der erste Beitrag des neuen Blogs «Zum Runden Leder» auf eBund.ch, der damaligen Website der Berner Tageszeitung Bund, online. Ende Juni 2023 erscheint der letzte Beitrag auf der Bund-Website. Ab 1. Juli erhält der Fussballblog unter zumrundenleder.ch eine eigene Heimat.

«Tamedia hätte uns gerne behalten», so Christian Zingg, der unter dem Pseudonym «Herr Rrr» als Chefredaktor des Blogs amtet, auf Anfrage von persoenlich.com. Voraussetzung sei aber die Integration in das Tamedia-Redaktionssystem gewesen. Tamedia habe dafür rechtliche und technische Gründe geltend gemacht. «Im neuen Kleid hätte man das ‹Runde Leder› nicht mehr von irgendeiner anderen Tamedia-Seite unterscheiden können. Wir hätten unsere Identität verloren», so Zingg. Oder in anderen Worten: «Wir wollen das schräge Medium bleiben, das wir seit 19 Jahren sind und das uns zum ältesten und grössten Fussballblog der Schweiz gemacht hat.»

«Ich bin selber Fan davon»

Bei Tamedia wird dieser Schritt bedauert. «Die Crew vom ‹Zum Runden Leder› unterhält einen ausgezeichneten Blog. Ich bin selber Fan davon», so Simon Bärtschi, Chefredaktor BZ & Redaktion BZ/Der Bund, am Freitag auf Anfrage. «Aber im digitalen Universum bringen wir die Ansprüche unserer Kanäle und dieses Blogs nicht mehr unter einen Hut. Aus technischen und rechtlichen Gründen war die Weiterführung der WordPress-Seite nicht mehr möglich.»

Grund sei, so Bärtschi weiter, dass die Redaktion auch für Fotos und Kommentare auf der Seite haftbar gemacht werden könne. «Durch die von uns gewünschte Integration wäre der Blog unserer Qualitätskontrolle unterworfen worden. Eine solche ist notwendig. Dass sich die Macherinnen und Macher dagegen wehrten, dafür habe ich Verständnis. Sie wollen unabhängig sein. Ich wünsche ihnen viel Glück.»

Es gehöre zu den Markenzeichen von «Zum Runden Leder», dass Kommentare nicht freigeschaltet werden müssen. Die Kommentare erscheinen in Echtzeit. «Das soll so bleiben», so Zingg. Nur so bleibe der Blog «das elektronische Wirtshaus» für Fussballfans (Zitat Pedro Lenz). «Das hat immer gut geklappt. Seit 2004 sind 559'860 Kommentare veröffentlicht worden, keiner hat jemals ein rechtliches Problem verursacht. Wir vertrauen unseren Leserinnen und Lesern.»

Neun Schreibende im Team

Die Idee für den Fussballblog hatte Nick Lüthi, damals Redaktor beim eBund und heute Redaktor bei persoenlich.com. Grünes Licht für den Blog gaben Daniel Landolf, in der Chefredaktion der Zeitung zuständig für den eBund, und eBund-Leiter Manuel Gnos. SDA-Redaktor Christian Zingg und Journalist Peter Eichenberger waren die ersten beiden freien Autoren. «Dass der Blog dann 19 Jahre weiterlebt, war damals nicht abzusehen», so Lüthi.


Heute schreiben zwei Autorinnen und sieben Autoren für «Zum Runden Leder». Entscheide werden immer im Kollektiv gefällt. Seit dem Start 2004 wurden 25'000 Beiträge veröffentlicht. «Der Bund hat uns redaktionell immer freie Hand gelassen. Dafür sind wir sehr dankbar», so Christian «Herr Rrr» Zingg.

Mit dem Umzug auf eine eigene Website werde sich nicht viel ändern. «Wir sind überzeugt, dass unser Publikum uns treu bleibt, solange wir uns selber treu bleiben», ist sich Zingg sicher. Einen grossen Einbruch der Nutzerzahlen befürchtet er nicht. «Wir verlieren höchstens Laufkundschaft. Das macht nichts.» Zudem gebe es den Blog weiterhin auch auf Twitter, Instagram, Facebook und als YouTube-Kanal – «Das alles lief schon immer losgelöst vom Bund.»



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