Kritik am neuen Bonussystem von Tamedia

Mehr Lohn für mehr Klicks - Journalisten könnten aufgrund der Anreize in den Titeln übertreiben und seichte Themen bevorzugen, glaubt Mark Eisenegger.

Performance wird lohnrelevant: Das grösste Schweizer Medienhaus Tamedia testet bei der hauseigenen Nachrichtenagentur Newsexpress ein neues Bonussystem. Werden seine Artikel gut geklickt, kann sich der Journalist zum bestehenden Lohn einen Bonus in der Höhe von ein paar hundert Franken pro Quartal erarbeiten.

«Die Aufgabe von NXP-Redaktoren besteht darin, einen Text-Rohstoff zu veredeln. Der Leser soll Wertigkeit, Relevanz und Bedeutung eines Themas für sein eigenes Leben erkennt. Diesen Veredelungsprozess möchten wir mit der Massnahme in diese Richtung fördern», sagte Peter Wälty im Interview mit persoenlich.com.

Das neue Bonussystem hat in der Branche viele Reaktionen ausgelöst. In der Sendung «Heute Morgen» von Radio SRF 4 News kritisierte auch Mark Eisenegger, Professor für Kommunikationswissenschafen an der Universität Zürich, die Änderung.

«Das Bonussystem fördert die Tendenz, dass Journalisten im Titel zuspitzen und vielleicht sogar übertreiben», sagt er gegenüber der Radiosendung. Zudem könnten Geschichten, die gar nicht so dramatisch sind, effekthascherisch aufgegriffen werden. Solche Anreize könnten auch dazu führen, dass Journalisten seichte Themen bei der Selektion bevorzugen. (wid)