Die Schweiz soll um ein Sportmagazin reicher werden. Seit Monaten wird hinter den Kulissen am Konzept gearbeitet. Im Herbst 2018 soll das Magazin unter dem selbstbewussten Namen «No. 1 – Das beste Sportmagazin der Welt» erscheinen, wie persoenlich.com weiss. Initianten sind auf redaktioneller und gestalterischer Seite Benno Maggi und Gianfranco Acocella von Partner & Partner, Bänz Friedli, Ursina Haller, Bruno Ziauddin, Mikael Krogerus, Benjamin Steffen und Christof Gertsch. Unterstützt wird «No. 1» von sportlichen Ambassadoren, darunter Ariella Kaeslin, Mujinga Kambundji, Nicola Spirig, Dominique Gisin, Viktor Röthlin und Iouri Podladtchikov. Weitere bekannte Spitzensportler sollen folgen.
100'000 Franken werden benötigt
Finanziert werden soll das Projekt mittels Crowdfunding, das am 27. November startet. 100'000 Franken werden benötigt. «Damit sollten wir in der Lage sein, alle Rechnungen zu zahlen, die wir von der Post, der Druckerei und anderen Unternehmen erhalten. Unternehmen, die es braucht, um so etwas zu realisieren, die jedoch nicht am Projekt partizipieren wollen oder können», sagt Mit-Initiant Christof Gertsch.
Das Sportmagazin soll vorerst einmalig erscheinen. «Wir sind im Herzen Sportler. Wir nehmen Wettkampf für Wettkampf. Fest steht: Wenn wir beim Crowdfunding mehr einnehmen, als wir brauchen, um die erste Ausgabe zu zahlen, fliesst das Geld in unsere Vereinskasse. Und bleibt zweckgebunden: Die Publikation des besten Sportmagazins der Welt», so Gertsch weiter. «No. 1» wird im regulären Verkauf nicht erhältlich sein. Wer eine Ausgabe will, muss während des Crowdfundings mindestens 25 Franken investieren.
- Ariella Kaeslin
- Bruno Ziauddin, Viktor Röthlin und Bänz Friedli
- Christof Gertsch und Ursina Haller
- Dominique Gisin und Nicola Spirig
- Iouri Podladtchikov und Ariella Kaeslin
- Iouri Podladtchikov
- Mujinga Kambundji
«No. 1» soll laut dem Journalisten Gertsch eine Art Kunstprojekt sein – mit den besten Texten, Bildern und der besten Gestaltung. Ausserdem soll aufgezeigt werden, was im Sportjournalismus alles möglich ist. «Um herauszufiltern, was wir und unsere Crowd davon gerne lesen würden, haben wir unsere Ambassadoren – die Spitzensportler – in unserem Beirat», sagt Gertsch, der als Reporter bei «Das Magazin» arbeitet und für «No. 1» – wie alle anderen Mitwirkenden – seine Freizeit unentgeltlich opfert. «Manchmal ist es gut, nicht als allererstes zu fragen: Was krieg ich? Manchmal macht es auch einfach Spass zu fragen: Was begeistert mich?». Externe Autoren und Fotografinnen sollen jedoch entlöhnt werden.
Eigentlich kein Markt dafür
Da das Sportmagazin, 144 Seiten stark, vorerst nur einmalig erscheint, muss es entsprechend frei von Aktualität sein, sprich keine Spielberichte, Vorberichte oder Analysen. Was dann? «Sport kann auch episch, hintergründig, nerdig, zeitlos erzählt werden. Solche Texte brauchen Platz, weil sie sich Zeit lassen, genau hinschauen, öfter nachfragen, tiefer gehen», so der Mit-Initiant zu persoenlich.com. Einige der besten Schreiber des 20. Jahrhunderts seien im Herzen Sportjournalisten gewesen – so zum Beipiel David Foster Wallace, Ernest Hemingway, Joyce Carol Oates, Karl Ole Knausgård. «Das kann doch kein Zufall sein.»
Aber warum braucht die Schweiz überhaupt ein weiteres Sportmagazin? «Die kurze Antwort: Weil wir selber gerne eines lesen würden», sagt Gertsch. Und die etwas längere Version: «Wir wissen, dass es für Sportmagazine in der Schweiz eigentlich keinen Markt gibt. Das haben uns in zahlreichen Gesprächen schon viele Experten gesagt.» Lustigerweise hätten aber die gleichen Leute im nächsten Atemzug darüber gejammert, wie schade es sei, dass es nicht so ein Magazin gebe. Und sie hätten dann meist selbst eine oder mehrere irre Sportgeschichten erzählt. «Dann haben wir uns oft stundenlang über mögliche Inhalte unterhalten – und den Neinsagern und Pessimisten glühten dabei die Wangen vor Aufregung. Danach dachten wir jeweils: Die Schweiz braucht ein Sportmagazin», so Gertsch, der während zehn Jahren Sportredaktor bei der «NZZ am Sonntag» war.
«No. 1 – Das beste Sportmagazin der Welt» – der Name ist übrigens «halb selbstironisch, halb ernstgemeint» – soll komplett unabhängig sein von einem Verlag. Deshalb soll es das Crowdfunding richten. Auf der Website können sich Interessierte für den Newsletter eintragen, um so den Start zum Crowdfunding nicht zu verpassen. «Vielleicht scheitern wir, und dann müssen wir andere Wege suchen oder die Idee begraben. Oder wir bringen das Ding zum Fliegen», sagt Gertsch. Eine ziemlich sportliche Einstellung.
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18.10.2017 10:22 Uhr