«Nein zum Sendeschluss» warnt vor «destruktiver» Initiative

No Billag - Zwei Monate vor der Abstimmung präsentiert das unabhängige Komitee «Nein zum Sendeschluss» das druckfrische Kampagnenplakat. Es soll «die Zerstörungskraft dieser radikal formulierten Initiative» aufzeigen. Der Slogan lautet: «Weniger Vielfalt, weniger Schweiz».

Das parteipolitisch unabhängige Komitee «Nein zum Sendeschluss» hat sieht sich den Werten Unabhängigkeit und Medienvielfalt verpflichtet und kämpft für ein Nein am 4. März. «Diese Initiative schafft faktisch die SRG sowie 34 private Radio- und TV-Sender ab, weil sie ihnen die finanzielle Grundlage entzieht», wird Diego Yanez, Direktor der Schweizer Journalistenschule MAZ, in einer Mitteilung zitiert, welche gleichzeitig zur Medienorientierung in Bern verschickt wurde. Damit würden viele Schweizer Inhalte verloren gehen, ein Spielfilm wie «Heidi» genauso wie das Lauberhornrennen, die Satiresendung «Spasspartout» oder die Konsumentenmagazine «Espresso» von Radio SRF und «Kassensturz». 

Für die Privaten existentiell

Zum Bereich Fernsehen legt Yanez nach: «In der kleinen Schweiz mit ihren vier Sprachregionen spielt der TV-Markt nicht. Neun von zehn Fernsehsendungen könnten nicht finanziert werden.» Die Fixkosten für eine Informationssendung seien nun mal ähnlich hoch, ob sie nun für 5,5 Millionen Menschen in der deutschen Schweiz gemacht würden oder für 82 Millionen in Deutschland. 

André Moesch, ein weiteres Komiteemitglied, ist Präsident von TeleSuisse sowie Geschäftsführer von Radio FM1 und TVO in St. Gallen. Für die Privaten sei der Gebührentopf existenziell: «Auch unsere Informationssendungen kosten viel Geld, insbesondere für das Medium Fernsehen. Ohne Gebühren könnten sie nicht mehr finanziert werden.» Dabei hätten sich regionale TV-Sender beim Publikum längst einen festen Platz gesichert. «Sie berichten aus und über die Regionen – und sind damit eine ideale Ergänzung zu den Programmen der SRG-Sender», ergänzt Moesch.

«Keinen innovativen Ansatz»

Einen weiteren Aspekt brachte Emilia Pasquier, Geschäftsführerin des Think Thank foraus, ein. Sie bezeichnet sich als «Kind des Röstigrabens», das seit vielen Jahren erlebt, wie unterschiedlich die Befindlichkeiten in den verschiedenen Sprachregionen sind. «Wir sind stolz auf die Mehrsprachigkeit unseres Landes und erzählen im Ausland gerne davon.» Der nationale Zusammenhang sei aber nicht selbstverständlich, er müsse gepflegt werden. Für die Verständigung zwischen den Sprachregionen würden die Korrespondenten der SRG einen guten Job machen – als eigentliche Übersetzer. «Während die privaten Medien in den letzten Jahren ihre Korrespondentennetze abgebaut haben, ist dasjenige der SRG gleich gross und qualitativ überzeugend geblieben.»

Früher seien Volksinitiativen oft ein Motor der Demokratie gewesen, rief Mark Balsiger, Kampagnenleiter dieses Komitees in Erinnerung. «Die No-Billag-Initiative hingegen hat keinen innovativen Ansatz, im Gegenteil: Sie ist destruktiv und damit unschweizerisch.» Sie zerstöre die Medienvielfalt des Landes und viel Qualität – gerade im Radiobereich. Allein in der deutschen Schweiz würden täglich mehr als 2,6 Millionen Menschen die Programme von Radio SRF hören. Der Marktanteil beträgt 58 Prozent, die durchschnittliche Hördauer 105 Minuten pro Tag.

Aktiver auf Social Media

Dank tausenden von Kleinspenden hat das Komitee laut eigenen Angaben bislang 920'000 Franken zusammengebracht. Mit den Spenden wird eine druckvolle Plakatkampagne finanziert, die ab sofort sichtbar sein soll. Das Sujet (siehe unten) zeige «die Zerstörungskraft dieser radikal formulierten Initiative»; der Slogan heisst: «Weniger Vielfalt, weniger Schweiz». Daneben will das Komitee sein Engagement auf Social Media intensivieren. 

Zwei weitere Sujets hat das Komitee vor Wochenfrist vorgestellt. Sie thematisieren «Bestatter» Mike Müller und das «Echo der Zeit» von Radio SRF (persoenlich.com berichtete). 

Für die Schlussphase sei im Weiteren eine Abstimmungszeitung geplant, mit der man sachlich darlegen wolle, worum es geht. Nämlich «um die Zerschlagung unabhängiger Medien, die der Öffentlichkeit verpflichtet» seien. (pd/eh)