Radio und Fernsehen, ja sogar die Website, waren gestern. Heute dient SRF die News-App als wichtigster Informationskanal. Entsprechend bemüht sich das Medienunternehmen, diese Anwendung attraktiv und auf der Höhe der Zeit zu gestalten.
Seit der letzten Aktualisierung bietet die App eine Funktion, die man von TikTok oder Instagram kennt: In der Videorubrik lässt sich neu mit einer Wischbewegung durch die Abfolge der Clips navigieren. Bisher musste man jedes Video einzeln antippen, um es anzuschauen. SRF zeigt im neuen Format eine breite Auswahl an Videos, von unkommentierten Newsclips bis zum moderierten Beitrag mit einer Dauer von 20 Sekunden bis zu über drei Minuten. Dabei handelt es sich um Beiträge, wie sie SRF schon vor dem jüngsten App-Relaunch produziert hat. Nun werden sie einfach auf eine neue Art dargereicht.
«Redaktion ordnet Videos und bestimmt Abfolge»
Die Gemeinsamkeiten der News-App mit Social Media enden allerdings an der Oberfläche. Anders als auf TikTok oder Instagram bestimmen hier nicht das individuelle Nutzungsverhalten und ein Algorithmus, was man sieht. «Im Feed ordnet die Redaktion die Videos den Themenkategorien zu und bestimmt die Abfolge der Videos», erklärt SRF auf Anfrage von persoenlich.com. Das heisst auch, dass alle Userinnen und User die gleichen Videos sehen. «Es gibt keine Personalisierung», schreibt SRF.
Dass die Swipe-Strecke (oder im SRF-Jargon: Modal-View) noch sehr neu ist, zeigt sich an deren Umfang. Nach gut einem Dutzend Videos ist auf der News-App schon Schluss, während man bei TikTok endlos weiterswipen kann. Da komme noch mehr, heisst es bei SRF. Auch sonst wirkt das Angebot noch rudimentär. So fehlt etwa die Datumsangabe bei den einzelnen Videos. Wer aus dem Stream aussteigt, ist wieder zurück am Anfang. Eine Verlinkung auf weiterführende Inhalte und Informationen zum Thema des jeweiligen Videos fehlt ebenfalls. Das Angebot werde laufend optimiert, teilt SRF mit.
Blick war zuerst mit vertikalen Swipe-Videos
Einen Schritt weiter ist Blick von Ringier. Mit dem Relaunch von Website und App führte die Newsplattform Anfang September ebenfalls vertikale Videos mit Swipe-Funktion ein – als erster Medienanbieter in der Schweiz, wie die Verantwortlichen damals stolz verkündeten (persoenlich.com berichtete). Dabei profitierte die Redaktion vom Know-how, das sie mit Blick TV aufgebaut hatte. Anstelle von linearem Web-TV gibt es nun vertikale Newsclips. Im Vergleich mit SRF verfügt Blick über ein wesentlich grösseres Inventar und man stösst nicht so schnell ans Ende der Swipe-Strecke. Andere grosse Newsplattformen, wie etwa 20 Minuten, setzen weiterhin auf vertikale Videos.
SRF und Blick folgen damit einem weltweiten Trend zu Bewegtbild auf Nachrichtensites im Allgemeinen und hochformatigen Videos im Speziellen. Vor sieben, acht Jahren sprangen viele Medienhäuser auf eine erste Videowelle auf, die Facebook mit seiner Livefunktion gestartet hatte, die dann aber wieder abebbte. Inzwischen treibt TikTok die Entwicklung voran. Während Redaktionen anfänglich Content für die Plattform produzieren, gehen nun manche dazu über, die hochformatigen Videos auch auf den eigenen Plattformen auszuspielen – in der Hoffnung, weniger Reichweite an Dritte zu verschenken.