10.09.2024

Blick

Ringier macht sein Flaggschiff flott

Die neue App soll nach aussen spiegeln, was sich seit zwei Jahren hinter den Kulissen getan hat. Neu gibt es vertikale Videos, und mit dem Relaunch kommt auch das Blick Live Quiz zurück.
Blick: Ringier macht sein Flaggschiff flott
Sandro Inguscio zeigt die neue Blick-App. (Bild: Philippe Rossier/Ringier)

Erst vor gut drei Jahren hatte Ringier seinen Blick zuletzt aufgefrischt. Damals erhielt die Medienmarke neben einem neuen Onlineauftritt auch ein aufgefrischtes Logo und den Claim «Blick. Ich bin dabei». Das alles ist Geschichte. Seit Montag um Mitternacht erscheinen App und Website in überarbeiteter Gestalt, mit angepasster Struktur und neuen Elementen.

Die Verantwortlichen sprechen von einem «grossen Meilenstein» in der Geschichte des Blick und ordnen den aktuellen Relaunch in eine Reihe mit der Gründung der gedruckten Zeitung, der Lancierung vom SonntagsBlick und dem Start von Blick TV ein. Diese Dimension erkennt man allerdings nicht auf den ersten Blick. Das zeigten auch die Rückmeldungen aus dem Testpublikum. Seit Anfang August hatten täglich rund 17’000 Userinnen und User Zugriff auf eine Beta-Version mit den neuen Funktionalitäten. Es sei ja gar nicht so viel neu, lautete eine häufige Rückmeldung. «Das ist fast das grösste Kompliment», sagt Sandro Inguscio im Gespräch mit persoenlich.com. Als Chief Digital & Distribution Officer trägt er die massgebliche Verantwortung für den Relaunch.


Mit den «Bites» signalisiert Blick auch, dass Video weiterhin eine wichtige Rolle spielen soll. Zwar funktionierte Blick TV in seiner ursprünglichen Form als lineares Digital-TV nicht. Aber die Redaktion profitiert von der Erfahrung mit Bewegtbild und konnte in den vergangenen Jahren Fachkenntnisse im Videobereich aufbauen. «Das kommt uns jetzt zugute», resümiert Digitalchef Inguscio.

Bei einem Relaunch im Jahr 2024 steht unweigerlich die Frage im Raum: Und wo steckt überall KI drin? Für Blick ist künstliche Intelligenz kein Fremdwort. Während die tägliche Arbeit im Newsroom schon in vielerlei Hinsicht davon profitiert, werden nun die User auch vermehrt damit konfrontiert. Etwa in Form automatisch generierter (und redaktionell geprüfter) Zusammenfassungen von Blick-Artikeln oder demnächst mit Folgefragen am Ende eines Artikels. Wenn es beispielsweise um den Mount Everest geht in einem Beitrag, dann steht darunter die Frage, ob man wissen möchte, welches die zehn höchsten Berge der Welt sind. Ein Link führt dann auf einen entsprechenden Blick-Artikel, der die Antwort liefert.

Chatbot basiert auf journalistischen Grundwerten

Das KI-Flaggschiffprojekt ist aber unbestrittenermassen ein Chatbot, den Ringier zusammen mit Google entwickelt und der nun Schritt für Schritt zugänglich gemacht wird. Wie bei ChatGPT oder Perplexity kann man auch BliKI Fragen stellen, die dann eine KI dank der Datenbasis sämtlicher Blick-Artikel und weiterer Texte der Ringier-Medien beantwortet. «Wir wollen den ersten Chatbot bauen, der auf publizistischen Grundwerten und Richtlinien basiert», erklärt Sandro Inguscio die Motivation hinter dem Projekt. Ob der Blick-Chatbot kostenfrei oder im kostenpflichtigen Angebot von Blick Plus platziert wird? «No Comment», sagt Inguscio.

Grundsätzlich findet Sandro Inguscio, «dass ein so grosses Investment, wie wir es mit dem aktuellen Relaunch vorgenommen haben, möglichst alle, die zu Blick kommen, glücklich machen soll.» Man werde den Blick Plus-Kunden natürlich weiterhin einen Mehrwert bieten für ihr Geld. Aktuell zählt Blick 19’000 Abonnements, bei einer täglichen Nutzerschaft von bis zu 1,4 Millionen Usern.

Diesmal soll das Quiz nicht Opfer des Erfolgs werden

Im wörtlichen Sinn um einen Relaunch, also um einen erneuten Stapellauf, handelt es sich bei der Neuauflage des Blick Live Quiz. Eine solche App stand bereits einmal 2018/2019 online und stiess damals auf grosses Interesse. Der Zuspruch war aber so gross, dass das Online-Quiz Opfer seines Erfolgs wurde. Mit 400’000 Downloads und bis zu 60’000 Teilnehmenden pro Spielrunde standen die Kosten für das Streaming damals in keinem Verhältnis zu den spärlichen Erträgen. Das soll sich nun ändern.

Grundsätzlich bleibt alles im bekannten Rahmen. Jeden Dienstag und Donnerstag stellt ein Moderationsduo ein Dutzend Fragen aus den Bereichen Aktuelles und Allgemeinwissen. Beantwortet eine Person alle Fragen richtig, erhält sie 1000 Franken. Die App und die Teilnahme am Spiel sind kostenlos, deshalb fällt das Blick Live Quiz auch nicht unter die Regulierung der Geldspiele (weil man nur Geld gewinnen und keines verlieren kann). Damit das Quiz beim zweiten Anlauf länger Bestand hat, will man verschiedene Brücken schlagen zwischen der Blick-App und der Quiz-App. So weist etwa die Redaktion auf einzelne Artikel hin, die einem beim Beantworten der Fragen helfen. 

Wer so viel Aufwand betreibt für einen Relaunch, macht das auch für den kommerziellen Erfolg. Sandro Inguscio antwortet auf die Frage nach den geschäftlichen Erwartungen an den neuen Blick zuerst mit einer bekannten Formel: «User first, Product second, Money will follow – aber Money has to follow.» Und dann ergänzt er noch: «Ich spüre die Zahlen nicht im Nacken, aber ich habe sie vor Augen.»


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