03.12.2017

Oswald Sigg

No Billag als einmalige Chance für die SRG

Der Ex-SRG-Sprecher verlangt von seiner ehemaligen Arbeitgeberin Änderungen, vor allem beim Thema Werbung.
Oswald Sigg: No Billag als einmalige Chance für die SRG
Sieht die No-Billag-Abstimmung als Anlass zur Besserung für die SRG: Oswald Sigg (Bild: Keystone/Alessandro Della Valle)

In einem Interview in der «Zentralschweiz am Sonntag» und der «Ostschweiz am Sonntag» äusserte sich der ehemalige SRG- und Bundesratssprecher Oswald Sigg zur No-Billag-Initiative. Obwohl die SRG ein «Gesamtkunstwerk» sei, beanstandete der dezidierte Gegner der Vorlage einiges an ihrem Status quo.

Sigg glaubt zwar nicht, dass die Initiative angenommen wird. Trotzdem dürfe die SRG danach auf keinen Fall zur Tagesordnung übergehen: «Sie hat dann die einmalige Chance, sich zum Service Public zu bekehren. Das bedeutet: Aufhören mit der Kommerzialisierung, welche die SRG vor allem in den letzten Jahren stark vorangetrieben hat.»

Die SRG solle die Werbung runterfahren, nicht nur weil sie störend ist, auch «weil sie den negativen Langzeiteffekt hat, dass das Programm auf die Werbung ausgerichtet wird und nicht umgekehrt.»

Admeira «politisch inakzeptabel»

Im Zusammenhang mit dem Wechselspiel zwischen Werbung und Programminhalten ist Sigg insbesondere auch die Vermarkterin Admeira ein Dorn im Auge: «Natürlich arbeitet jeder Journalist, jede Journalistin für das Publikum. Aber die Werbung richtet sich an dasselbe Publikum. Also wird jede gute journalistische Leistung halt auch an die Werbung verkauft. Die Admeira verkauft Raum und Zeit für gute Werbung.»

Dass die SRG bei Admeira mit Ringier kooperiert findet Sigg «politisch inakzeptabel» und erwartet negative Auswirkungen auf die No-Billag-Abstimmung. Gemäss Sigg hätte der Bundesrat die Kooperation von SRG, Swisscom und Ringier kritischer begutachten sollen: «Der Bundesrat ist letztlich für die wirtschaftlichen Operationen der SRG mitverantwortlich, genauso wie für jene der Swisscom auch. Er hätte es in der Hand gehabt, die Fusion zu verhindern.»

Abstimmungsumfragen beeinflussen Stimmverhalten

Um ihre Aufgabe der Demokratieförderung besser wahrzunehmen, solle die SRG zudem darauf verzichten, Abstimmungsumfragen zu machen und zu publizieren: «Indem die SRG vorgängig Prognosen publiziert, beeinflusst sie das Stimmverhalten. Das hat mit Bestimmtheit Effekte bei der Wählerschaft und ist etwas, das in einer direkten Demokratie nicht geht», sagt Sigg. (maw)



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Kommentare

  • Tek Berhe, 04.12.2017 06:01 Uhr
    Es ist einer der besten Beiträge zum Thema. Es zeigt wunderbar auf, dass Doris Leuthard in der Medienpolitik von ihrer Vision einer SRG digitalis als von einer umsichtigen Medienpolitik getrieben ist. Die grosse Pflanze SRG, die allen anderen das Sonne licht nimmt ist Fakt!
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